NuKLA schreibt zum Thema Leipzig soll BUGA-Stadt werden.

Die CDU-Ratsfraktion stellt  in der Ratssitzung am Mittwoch 23.01.13 einen Antrag für eine Bundesgartenschau-Bewerbung Leipzigs zu präsentieren, dieser Vorstoß dürfte von Schiffbarkeitsbefürwortern aller Fraktionen mit Freude zur Kenntnis genommen werden. Verbindet sich die Umgestaltung des Auwaldes zu einem riesigen Eventgarten für den Massentourismus doch prima mit den Plänen für eine motorboottaugliche Kanalisierung der Leipziger Auwaldgewässer. Die klugen Stadtplaner, die das einmalige urbane Ökosystem, welches Leipzig wie eine grüne Lunge durchzieht, über ein Jahrhundert bewahrt haben, würden sich im Grabe umdrehen!

Es ergibt nämliche überhaupt keinen Sinn, den Auwald, zu dem auch der Clara-Zetkin-Park gehört, kurzzeitig in eine künstliche Blumenlandschaft zu verwandeln, deren Erhalt langfristig entweder enorme Kosten verursachen wird oder die nach Ablauf der BUGA-Saison aus Kostengründen dem Verfall preisgegeben werden muss (konnte doch schon jetzt die Pflege bestehender städtischer Blumenrabatten nur mehr in einer offensichtlich abgespeckten Form finanziert werden, wo andere Kommune längst ihre ehemals kostspieligen Beete zu Wildblumenwiesen umwandeln und deren Ernte gewinnbringend in Tütchen verkaufen). Statt dessen sollten die bestehenden Potentiale Leipzigs in den Fokus der Politik rücken! Viel interessanter wäre eine dauerhafte Ausstellung über neue Ideen und Konzepte des Umgangs mit Natur in der Stadt. Hier hätte Leipzig einiges zu bieten: Projekte wie die „Nachbarschaftsgärten“, die „Bunten Gärten“ oder die naturnahe Parkgestaltung. In Verbindung mit der Idee einer Bewerbung um einen UNESCO-Welterbe-Titeln für die Auenökosysteme zwischen Zeitz und Halle/Merseburg/Dessau mit Zentrum Leipziger Auwald  könnten diese beispielhaft sein für ökologisch sinnvollen und nachhaltigen Umgang einer Stadt mit ihren Naturressourcen. Über eine Begrünung von Industrie- und Wohnbrachen Leipzigs hingegen sollte unbedingt diskutiert und gesprochen werden, nicht jedoch über eine Denaturierung des Auwaldes für eine zukünftige BUGA.

Nachhaltige Parkbewirtschaftung verträgt sich nicht mit den Strukturfolgen eines einmaligen Events wie der BUGA. Das ist ökologischer Unsinn! “Durch Pflege zerstört”, so titelte bereits 1980 eine Broschüre des Deutschen Werkbundes und zeigte die verheerenden Schäden für die Karlsaue auf, die im Zuge der Vorbereitungen für die BUGA 1981 in Karlsruhe entstanden waren: Das ursprüngliche, hehre politische Ziel, die nach dem Krieg zerstörten städtischen Parkanlagen durch steuerfinanzierte Leistungsschauen der Gartenbauer wieder aufzuwerten, ließ sich schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sinnvoll erfüllen. Statt dessen fielen mehr und mehr wertvolle  ökologisch sensible Flächen dem Gestaltungswahn der Großgartenphantasten zum Opfer.

Insofern regt sich Kritik gegenüber den großflächigen Gartenschauen, die Biotope gefährden, ökologische Substanz vernichten und zudem Steuermittel verschlingen, längst nicht nur in Leipzig! Aktuell finden fachliche und politische Diskussionen über die Ziele und Folgen der BUGA auch in Bezug auf die internationale Gartenschau (igs) in Hamburg 2013 und die Landesgartenschau 2014 in Gießen statt. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten zu recht den Verlust ihrer wertvollen naturnahen Erholungs- und Regenerationsflächen sowie des wertvollen Baumbestands. Der Leipziger Auwald hat hier eine besondere, identitätsstiftende Rolle für die Leipziger Bürgerschaft – jedoch in seiner Gesamtheit als Naturwald, Stadtwald und Stadtpark, verbunden durch ein vielfältiges Gewässersystem, das vielen auch höchst seltenen und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat gibt. Dies gilt es mit großem naturschützerischen Engagement unbedingt zu erhalten! Leipzig braucht keinen riesigen künstlichen Garten vor der Pleißenburg mit großflächigen, gestylten Blumen-Monokulturfelder, wie sie bei einer üblichen BUGA geschaffen würden! Denn Leipzig hat ein hervorragendes Alleinstellungsmerkmal:  seinen einzigartigen urbanen Auwald.

NuKLA lädt deswegen die Stadträte Leipzigs ein, anstelle einer BGS für Leipzig die Idee einer UNESCO-Bewerbung aufzugreifen und an der “AULA-AG zur Erarbeitung einer möglichen UNESCO Bewerbung für den Leipziger Auwald und Umgebung” mitzuwirken.

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