Leipzig weiter denken – Zum Wachstum verdammt. Veranstaltung vom 26.03.13 in der Stadtbibliothek!

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Leider wurde das Projekt „Leipzig weiter denken“ hier auf wenige thematische Schwerpunkte reduziert. Während in Leipzigs Integriertem Stadtentwicklungskonzept SEKO der Leipziger Auwald in Verbindung mit dem Neuseenland und dessen von den Planern angestrebte motorboottouristische Nutzung als weicher Standortfaktor eine wichtige Rolle spielten,  fand dieses heiß diskutierte  Thema in der aktuellen Veranstaltung keinerlei Beachtung – es wurde schlicht unterschlagen. Sowohl im Zusammenhang mit dem Schwerpunktthema „nachhaltiger Umgang mit finanziellen Ressourcen“ als auch in räumlicher Hinsicht und im Hinblick auf die Lebensqualität für die Bürger Leipzigs und den nachhaltigen Umgang mit den noch vorhandenen ökologischen Ressourcen sollte bei einer ausdrücklich als zukunftsgerichtet geführten Diskussion der Umgang mit dem hinlänglich beschriebenen Kleinod „Leipziger Auwald“ zwingend mit im Zentrum stehen. Stattdessen scheint das Augenmerk städtischer Politik weiterhin ausschließlich auf Wachstum gerichtet zu sein. So nahm OBM Jung das Stichwort aus der Diskussion zu den Finanzen einer „nachhaltigen“ Stadtentwicklung auf: „Wir sind zum Bevölkerungswachstum verdammt!“ Er betonte die Bedeutung von Zuwachs und Geburtensteigerung, um vom immer kleiner werdenden „Kuchen“ in Form von Landeszuweisungen mehr abzubekommen (Quelle: Homepage der Stadt Leipzig), eine durchaus janusköpfige Strategie, hat man eine Stadt als Ganzes im Blick und bezieht die mit dem Run um die „Kuchenstücke“ zwingend einhergehende Bereitstellung von Eigenmitteln und die Spielregeln der Fördermittelvergabe ein.

Der Gewässerverbund, in dessen Zentrum sich der Leipziger Auwald als Transfergwässer für sämtliche Bootsbewegungen befindet, scheint vor dem Hintergrund dieser (nicht-)geführten Diskussion erneut lediglich als Kulisse einer rein wirtschaftlich gedachten Entwicklung herhalten zu sollen, an deren Ende ein massentouristischer Trivialtourismus stehen muss, sollte dieses Konzept überhaupt die Chance haben aufzugehen. Damit wäre die Planung weiterhin ausdrücklich gegen eine zukunftstaugliche Erhöhung der Lebensqualität der LeipzigerInnen und ihrer Gäste gerichtet und würde zugleich die Stadtfinanzen „nachhaltig“ schädigen: Nach wie vor stehen immensen, im Detail bis heute weder bezifferten noch bezifferbaren Ausgaben für einen mit diesem Ansatz unumgänglichen Gewässerausbau keinerlei fundiert begründeten Einnahmen gegenüber! Als gesichert kann jedoch gelten, dass der geplante Gewässerausbau, dessen Spuren (und Schäden) heute schon erkennbar sind, und die damit einhergehende weitere Entwertung des Leipziger Auwaldes, zum Sinken der bestehenden Lebensqualität führen werden.

Nicht einmal die Abwägung der absehbaren Folgen einer ökologischen Entwertung des Leipziger Auwaldes mit den fantasierten positiven fiskalischen Effekten findet statt. Im Gegenteil: das Gutachten der TU-Dresden aus 2012 bescheinigte gerade nur für einen kleinen Teil der Leipziger Gewässer die Möglichkeit, eine unbegrenzte Zahl an Motorbooten aufzunehmen. Dieses technische Gutachten wurde im Auftrag der Landesdirektion Sachsen, Dienststelle Leipzig, erstellt. Es hält mit seinen – trotz aller politischen Verbundenheit mit den Auftraggebern – deutlich einschränkenden Aussagen die politisch Verantwortlichen in der Stadt Leipzig jedoch nicht davon ab, weitere zig Millionen Euro in einen ökonomisch unsinnigen und vor allem ökologisch nicht vertretbaren Gewässerausbau stecken zu wollen: Privaten Motorbootbesitzern soll weiterhin versichert werden, sie könnten zukünftig ohne weiteres mit hochmotorisierten Yachten durch Leipzig und dessen Auwald brausen. So werden weitere zehntausende Euro in eine „Machbarkeitsstudie“ gesteckt, die ein in Schubladen verschwundenes Wirtschaftlichkeitsgutachten zum Gewässerverbund von 2002 widerlegen soll, das diesem Gewässerverbund jedwede nachhaltige Beschäftigungs- und Einnahmeeffekte absprach: Der Gewässerverbund sei lediglich stadtarchitektonisch sinnvoll, heißt es dort sehr deutlich.

Und während von den zuständigen Behörden immer wieder Bürgerbeteiligung als gewünscht im Munde geführt und bei der Veranstaltung wegen ihrer ideenspendenden Wirkung euphorisch gepriesen wird, werden die Stimmen jener mehr als 11.200 BürgerInnen, die im Vorjahr innerhalb kurzer Zeit zum wiederholten Mal erklärt haben, ausdrücklich keinen motorisierten Bootsverkehr insbesondere im Leipziger Auwald zu wünschen, geflissentlich ignoriert.

Unter einer Diskussion zu einer „nachhaltigen“ Stadtentwicklung stellt NuKLA sich etwas anderes vor und lädt alle Verantwortlichen und Interessierten deshalb weiterhin ein, sich an der mit dem NABU Leipzig gegründeten Arbeitsgemeinschaft zur Erarbeitung einer möglichen UNESCO Bewerbung für den Leipziger Auwald und Umgebung (AULA Projekt 2030) zu beteiligen!

 

 

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