Anmerkungen zu den aktuellen Hochwasserschutzberichterstattungen.

Kilometerlange Hochwasserschutzwand Foto: Stoiber

Kilometerlange Hochwasserschutzwand Foto: Stoiber

NuKLA unterstützt die Position des Leipziger Ökolöwen und des Arbeitskreises Hallesche Auwälder zu Halle/ Saale zum Thema Ausbau Nahleauslassbauwerk: Hochwasserschutz ja, aber bitte nicht vorsintflutlich, sondern entsprechend den vereinbarten Zielen und in Absprache mit dem Naturschutz!

http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2013/03/Technischer-Hochwasserschutz-im-Leipziger-Auwald-47301.html

http://klassischekartoffelkonzerte.de/2013/03/geplanter-ausbau-des-nahleauslassbauwerks/

http://www.l-iz.de/Politik/Region/2012/08/AHA-wiederholt-Forderung-nach-nachhaltigem-Hochwasserschutz-43210.html

NuKLA unterstützt die beiden oben genannten Vereine in ihren Bemühungen, die aktuelle Sanierung des Nahleauslassbauwerkes in der derzeit geplanten Form zu verhindern, und statt dessen die längst fälligen, fachlich fundierten und ökologisch sinnvollen Veränderungen im sächsischen Hochwasserschutzkonzept zu erreichen.

Hochwasserschutz Neue Luppe  Foto:  W. Stoiber

Hochwasserschutz Neue Luppe
Foto: W. Stoiber

NuKLA möchte an dieser Stelle nichts Fachliches zum Thema beitragen, sondern “die Hochwassergefahr” aus Sicht ihres Vorsitzenden beleuchten um damit eine andere Sichtweise bei zu steuern.

O-Ton Wolfgang Stoiber: “Als ich 1990 aus dem Rheinland vom Zusammenfluss Rhein, Lahn, Mosel nach Leipzig kam, bemerkte ich schnell, dass ich mich von den bei uns zu Hause üblichen Hochwassern weit entfernt hatte. So hatten wir dort mindestens 4 mal im Jahr reichlich mit Hochwasser zu leben und mussten zusehen, wie die armen, geplagten, dauerhochwassergeschädigten Menschen, welche am Rhein direkt an den Flüssen leben, immer und immer wieder nach jedem Hochwasser von vorn beginnen müssen: Sie tun es einfach. Es war /ist ihr zu Hause. Das gibt man wegen immer wiederkehrenden Hochwassers nicht einfach auf. Man lebt damit, richtet sich darauf ein.

Weit weg, in Leipzig mit seinen beschaulichen Flüsschen, hatte ich erstmals in meinem Leben sozusagen Hochwasserfrei! Natürlich ist es richtig und äußerst wichtig, Leib und Leben zu schützen. Niemand soll sein Leben in Gefahr sehen müssen! Erlauben Sie mir trotzdem meine persönlichen Anmerkungen zum hiesigen “Hochwasser”schutz. Zunächst einmal war ich persönlich vom sog. Jahrhunderthochwasser in Sachsen 2002 betroffen, ich lebte damals in Eilenburg, mein komplettes Unternehmen ging im Wasser unter. Weite Teile Sachsens waren z.T. schwer betroffen, letztlich auch hier hausgemacht, als Folge eines völlig veralteten, mechanistisch und technisch orientierten Hochwasserschutzkonzeptes. Leipzig war damals nicht betroffen. Man erzählte mir, dass in Leipzig zum letzten Mal Mitte der 1950er Jahre ein Hochwasser vorbei kam! Und hier an dieser Stelle frage ich mich: wofür brauchen wir in Lützschena die neu erbaute ca. 2,50 mtr. hohe, dicke, kilometerlange Hochwasserschutzwand an der Neuen Luppe? Wer hat da Angst und wovor? In einer Stadt wie Leipzig, wo Hochwasserschutz bereits vor der Stadt betrieben werden kann und wird, warum wird dann hinter der Stadt diese groteske Hochwasserschutzwand gebaut?

Stattdessen wäre es viel sinnvoller, man würde endlich einmal begreifen, dass unsere Auen zum Leben Wasser brauchen. An dieser Stelle möchte ich auf die neu erschienene Broschüre “Ökosystemfunktionen von Flussauen” welche vom BfN-Bundesamt für Naturschutz Heft 124 ISBN 978-3-7843-4024-1 erschienen ist, hinweisen. Unseren Auenökosystemen käme es zu Gute, würden die Menschen den Flussauen das notwendige Hochwasser zur Verfügung stellen. Stattdessen lässt man lieber ca. 7.000 Bäume an den Deichen wegen angeblichem Tornadoschutz quasi bei Nacht und Nebel fällen. Um wessen Interesse geht es hier?

Nach zwei Jahren ehrenamtlicher Arbeit im Naturschutz habe ich leider feststellen müssen, dass dieser in Sachsen so ziemlich am hinteren Ende angesiedelt ist. Die geplanten Novellierungen des Sächsischen Wasser- und des Sächsischen Naturschutzgesetzes entgegen einer Vielzahl von Einwendungen (von seiten der Naturschützer im Rahmen der Anhörungen vorgebracht) sind hierfür beredter Ausdruck: Naturschutz kommt in Sachsen, so mein Eindruck, ziemlich ganz zum Schluss. Und als assimilierter Sachse frage ich mich, wo die BürgerInnen sind, denen ihre noch verbliebenen Naturschätze als Lebensgrundlage auch zukünftiger Generationen so wichtig sind, dass sie diesem Vorgehen der Verantwortlichen etwas entgegen setzen wollen”.

Die Idee von NuKLA, sich mit dem “AULA Projekt 2030. Das grüne Band der Weißen Elster” für den Schutz der Auenlandschaften von Zeitz bis Halle/Merseburg zu engagieren und sich am Ende vielleicht damit um einen UNESCO-Welterbetitel zu bewerben, ist der Versuch, mit bürgerschaftlichem Einsatz Zeichen und andere Prioritäten zu setzen. Dazu laden wir alle Interessierten herzlich ein.

 

 

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