Die Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltete eine Podiumssitzung zum Thema “Wie weiter im Neuseenland”.

Unter dem Titel: “Wie weiter im Neuseenland” fand am 13. Mai 13 im Kleinen Lindensaal in Markkleeberg  eine weitere Veranstaltung zum Thema statt. Diese wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen getragen. Im Podium saßen Regionalplaner Prof. Andreas Berkner, Dr. Gabriele Lantzsch (BM Großpösna), Holger Schulz (BM Zwenkau) sowie Karsten Schütze (Stadt- und Kreisrat Markkleeberg) und Petra Köpping (Mtgl. Sächsischer Landtag) als Moderatorin. Mit gleicher Überschrift organisierte bereits im Februar eine Leipziger Tageszeitung eine öffentliche Veranstaltung in ihrer Kuppelhalle mit Leipziger Akteuren des Wassertouristischen Nutzungskonzeptes (WTNK). Auch dieses Mal ging es wieder darum, zu loben, was die Beteiligten nach der Wende Beeindruckendes mit den Renaturierungsgeldern der Kohle aus den Tagebaurestlöchern gezaubert haben. Dem kann grundsätzlich zugestimmt werden. Allerdings sollte man sich dabei immer auch der Tatsache bewusst sein, dass genau diese Art Maßnahmen vom Gesetzgeber für den Umgang mit den völlig zerstörten Landschaften nach Braunkohleabbau vorgeschrieben und somit eine Selbstverständlichkeit sind.

Wie in allen bisherigen Veranstaltungen dieser Art wurden nach überschwänglicher Würdigung des Erreichten Visionen der Zukunft entworfen, eines Goldenen Zeitalters mit massenhaftem Tourismus, der die bereits jetzt oder zeitnah vorhandenen Wassersportmöglichkeiten mit Motoryachten, schnellen Sportbooten und Amphibienkriegsfahrzeugen im  Neuseenland nutzen will und soll. Dabei wurden diejenigen Pläne oder Realitäten überhaupt nicht zur Debatte gestellt, die sich in krassem Widerspruch zu den vor 20 Jahren postulierten im ökologischen bzw. naturschützerischen Sinne tatsächlich “grünen” Zielen befinden wie die Motorisierung mit Jetski und Sportmotorbooten, die bereits am Hainer See zu erleben ist und am Zwenkauer See gewünscht wird, der perverse Spaß, mit einem Kriegsfahrzeug Luft und Wasser zu verschmutzen sowie die Motorisierung mit Quads und ein Festival am Störmthaler See, das wegen seines Lärms und Mülls in Deutschland kein Veranstalter bei sich haben wollte. Auch durchgeführte und möglicherweise geplante Privatisierungen der Seen oder die Folgen der angestrebten Wasserverbindung zwischen Zwenkauer und Cospudener See für die Wasserqualität des Letzeren (als Folge der schlechten Wasserqualität des einleitenden Zwenkauer Sees) waren Themen, die “umschifft” wurden. Selbst das vor dem Hintergrund bestehender EU-Naturschutzverordnungen gerade offensichtlich gewordene Nichtfunktionieren des Kurs 1 wurde durch keinen ernsthaften Beitrag des Podiums seiner Bedeutung entsprechend und angemessen behandelt. Statt dessen wurde abgewiegelt, die gesetzlich vorgeschriebenen und durch die Stadt Leipzig und den Landkreis umgesetzten Maßnahmen zum Schutz des Eisvogels wurden lächerlich gemacht und als “extreme Einstellungen der Naturschützer” (Dr. Lantzsch) diffamiert. Dabei sind diese EU-Bestimmungen zum Umgang mit geschützten Arten, wie sie eben auch in Gestalt des Eisvogels im Floßgraben vorkommen, allen bekannt, die den Floßgraben in der bestehenden Form in ihr Nutzungskonzept einbezogen haben. “Die vorherrschende Einstellung an jenem Abend, die Naturschützer als lächerlich darzustellen, schockierte mich” (OT Sylvia Buck-Bar).

Während der BM von Zwenkau – in Verantwortung seinen Enkeln gegenüber – voll auf motorisierten Wassersport setzt, zeigte seine Großpösnaer Amtskollegin in ihrer Stellungnahme wenig Kenntnis über Ökologie und Naturschutz, wiewohl sie sich für eine Vereinbarkeit von Natur und Mensch mit seinen Bedürfnissen nach Tourismus, auch als Wirtschaftsfaktor für die Region, aussprach. Der Vertreter Markkleebergs positionierte sich erneut klar gegen weitere Motorboote auf dem Cospudener See, da dieser bereits jetzt an seiner Belastungsgrenze angelangt sei. Berkner forderte die Gründung einer regionalen Allianz, ohne zu erklären, weshalb die bestehenden (“Grüner Ring” oder die sogenannte Steuerungsgruppe Neuseenland) dazu nicht geeignet zu sein scheinen.  Auf Aussagen aus dem Publikum wie “Wir Markkleeberger möchten keine Motorboote auf dem Cosi!”, antwortete Berkner lapidar, dass diese doch auf den Seen weiter nördlich führen. Auf das Statement “Wir möchten keinen Saale-Elster-Kanal!” reagierte er mit den Worten: “Der kommt frühestens erst in 2035!”. Gleichfalls formulierte er das bekannte Argument, mit dem (fragwürdige) Investitionen diskussionslos damit begründet werden, dass bereits so viel investiert wurde: “Um unser Konzept Leipziger Neuseenland erfolgreich zu vollenden, müssen wir das Konzept weiter umsetzen und zu Ende führen.” Und weiter: Der Auwald könne (bei diesen Plänen) auf lange Sicht nicht außen vor gelassen werden. Berkner sprach in dem Zusammenhang vom Auwald als “Bindeglied” – was eigentlich nur heißen kann, die Auwaldgewässer sollen also als Transferstrecken zwischen den Wassersportregionen ausgebaut werden, wie von Naturschützern seit langem befürchtet.

Und genau an dieser Stelle möchte NuKLA einhaken: Der Auwald, das Leipziger Auenökosystem kann und darf nicht zum Drehkreuz für ein geplantes Mitteldeutsches Wassersportzentrum werden. Das würde er als Auenökosystem nicht überleben. Er darf nicht zur “Waldautobahn für Motorboote” ver-nutzt werden. Und die Stadt Leipzig wäre gut beraten aufzupassen, dass ihr Auwald nicht als Zubringerstraße für Motorboote ins Leipziger Land verkommt! Deshalb plädiert NuKLA erneut für eine offene Diskussion dieser für Leipzig und seinen Auwald, auch für seine erholungssuchenden Bürgerinnen und Bürger, so wichtigen Themen. Zwar wird von allen Akteuren die Bürgerbeteiligung im Munde geführt, aber eine Veranstaltung, in der neben den WTNK-Befürwortern eine gleichstarke Beteiligung von Naturschützern, Leipziger Wassersportlern, Wanderern u.ä. realisiert wäre, hat es bis dato noch nicht gegeben. Fragen, die das Konzept des WTNK in Frage stellen würden, wurden in den bisherigen Diskussionen nicht beantwortet.

Ein alternativer Vorschlag liegt von NuKLA und NABU mit  dem “AULA-Projekt 2030. Das grüne Band entlang der Weißen Elster” vor. http://klassischekartoffelkonzerte.de/2013/03/warum-wurde-das-projekt-aula-2030-das-grune-band-entlang-der-weisen-elster-von-einem-bundnis-aus-leipziger-naturfreunden-gegrundet-und-was-hat-das-mit-einem-unesco-welterbe-titel/

Eine öffentliche Diskussionsveranstaltung, zu der Vertreter aller Positionen in gleichem Verhältnis eingeladen werden, wird es im Herbst dazu geben. Möge dann dort das Interesse und die Beteiligung der BürgerInnen so rege sein, wie im Kleinen Lindensaal in Markkleeberg und zuvor in der Glaskuppel der bekannten Leipziger Zeitung!

 

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