Wasserstadt Leipzig schiffbar gemacht: Großer See durch Stadtzentrum?

Liest man die neuesten Meldungen in der Presse zum Projekt Elster-Saale-Kanal, zu den neuesten Aussagen des Leipziger Umweltdezernenten, den Antworten des Amtes für Stadtgrün und Gewässer zum Kanalbau, so wird inzwischen ganz offensichtlich der Grüne Ring Leipzig, dessen Sprecher – was für ein Zufall! – der Leipziger Umweltdezernent ist, in die erste Reihe geschoben: Hat also nun der Grüne Ring das Einmaleins des Wassertouristischen Nutzungskonzeptes erfunden und entwickelt und beauftragte sich eigenständig, die Seen im Süden Leipzig über den Leipziger Auwald an die Weltmeere anzubinden? Dies natürlich für Motorboote. Für unmotorisierte Nutzung würden die Zuständigen die, selbst in der heutigen, schöngerechneten Kalkulation enormen Kosten nicht investieren wollen, auch wenn sie sich demonstrativ und medienwirksam ins Kanu setzen beim Start der Kanutentour nach Hamburg.

Hier deshalb ein Verbesserungsvorschlag von NuKLA, um diese Pläne, mit denen die Stadt Leipzig anscheinend so rein gar nichts zu tun hat, angemessen aufzubessern. Denn einer Aufbesserung bedürfen sie dringend, da sie in der derzeitigen Form niemals auch nur annähernd in die Nähe einer Wirtschaftlichkeit kommen, statt dessen nicht nur während ihrer Umsetzung, sondern auch zum Erhalt des Umgesetzten Steuergelder in Größenordnungen verschlingen werden: kein privater Geschäftsmann bei Verstand würde sein Unternehmen derart sehenden Auges in den Ruin steuern – erst recht nicht vor dem Hintergrund eines Investitionsstaus von 1,2 Milliarden Euro. Und so werden sich keine privaten Investoren für eine Marina am Lindenauer Hafen finden, die auch nur einen Cent auf den Tisch legten, würden sie nicht (auf welcher Basis auch immer) sicher damit rechnen können, dass die Verbindungen für Motorboote ins Neuseenland kommen werden, durch die dann zwingend auszubauenden Auwaldgewässer. Deswegen sagt NuKLA: Wenn schon motorisierter Bootstourismus, dann bitte richtig!:

Um das Befahren des Neuseenlandes mit großen Luxuslinern von der Nordsee bis nach Zwenkau zu ermöglichen, schlägt NuKLA vor, endlich mit einer konsequenten Umsetzung des WTNK neue Maßstäbe im Massentourismus zu setzen. Zur Umgehung lästiger Einwände von Wachstumsverhinderern aus der Naturschutzlobby wäre es an der Zeit, die Brückentechnologie Energiegewinnung durch Braunkohle nach vorliegenden Plänen umzusetzen: dadurch entstünden endlich auch mitten in Leipzig wunderschöne Bergbaufolgelandschaften als Generationenprojekt, die als riesiger See quer durch die Stadt eine reibungslose motorisierte Sportbootenutzung ohne Einschränkungen ermöglichen würden. Leipzig würde damit seinen Ambitionen als Transfergewässer für die touristischen Größenfantasien des Umlandes gerecht, das, vermutlich zu Recht, auf den prognostizierten Trend weg vom sich selbst überholenden anstrengenden Kultur- und Bildungstourismus nach Leipziger Tradition hin zum Trivialtourismus einer Spaßgesellschaft von betuchten Adrenalinjunkies deutlich andere Entwicklungsziele für die gesamte Region ins Visier genommen hat. Nicht zuletzt könnte die Tiefgarage am Augustusplatz an dieses Gewässersystem angebunden werden und würde damit eine attraktive innerstädtische Marina, direkt an den Shoppingszentren der Innenstadt abgeben.

Das Wassertouristische Nutzungskonzept für das Leipziger Neuseenland über den Elster-Saale-Kanal hat eine dieser Karikatur sehr nahe kommende Vorstellung darüber, was mit den Gewässern um und damit auch in Leipzig passieren soll. NuKLA ist der Meinung, dass es Zeit für andere Ideen ist: Der Schutz des einmaligen urbanen Auenökosystems Leipziger Auwald soll endlich der Maßstab des Handelns werden; eine überzeugende Leitidee für eine nachhaltige, naturverträgliche Entwicklung ist notwendig, Unser Ansatz ist der einer UNESCO-Bewerbung für die Auengebiete von Zeitz bis Halle/ Saale mit dem einzigartigen urbanen Leipziger Auwald als Kern.

Damit wollen wir erreichen, dass unsere Ziele zum Schutz der Auenlandschaften breiten Rückhalt finden bei Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen, Bürgern usw. Deshalb haben wir zusammen mit dem NABU-Regionalverband Leipzig “AULA” gründet, die “Arbeitsgemeinschaft zur Erarbeitung einer möglichen UNESCO Bewerbung für den Leipziger Auwald und Umgebung”, um mit Fachleuten, Naturschützern und anderen am Auwald Interessierten darüber zu beraten, was notwendig für den weiteren Schutz dieser Auenökosysteme ist und wie sich das realisieren lässt. AULA will ein Konzept entwickeln, das Ökologie, Ökonomie und kulturelle Vielfalt berücksichtigt, Vergangenheit und Gegenwart für ein nachhaltiges Zukunftskonzept mit sanftem Tourismus verbindet und die Notwendigkeit des Auen-Landschaftsschutzes im Bewusstsein der Menschen verankert. Ganz am Ende steht das Ziel einer möglichen UNESCO-Welterbetitel-Bewerbung für diese Region in 15 bis 20 Jahren.

 

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuelles, Argumente und Positionen, Auwald, Presse veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.