Das Neuseenland steht auf der Kippe.

Die LVZ berichtet Das Neuseenland steht auf der Kippe

Offener Brief an LVZ und Frau Rita Sparschuh!

Sehr geehrte Frau Sparschuh, liebe LVZ! Da wird von Ihnen mächtig Gas gegeben: aufgebracht hantieren Sie mit „tausenden von Arbeitsplätzen“, die in der „Destination“ Leipzig durch den Wassertourismus entstehen könnten – sicherlich wissen Sie, dass tourismusgebundene Arbeitsplätze mehrheitlich im Niedriglohnbereich und saisonal begrenzt sind, davon können nicht nur die in direkter Nähe der deutschen Hauptstadt Wassertourismus Anbietenden im Mecklenburg und an der Müritz, sondern auch in „alten“ Tourismusregionen wie z.B. den Alpen ein trauriges und wütendes Lied singen: man frage die Betroffenen. Dass Leipzigs Umgebung „als Naherholungsgebiet verkommen“ werde beklagen Sie wortreich, und, gestatten Sie den fürsorglichen Hinweis, das ist in dieser abwertenden Formulierung ein Fauxpas der besonderen Art. Dass die Landesdirektion und Sächsische Staatregierung „Schuld“ seien, behaupten Sie, und es Überlegungen gäbe, den Floßgraben zu schließen. Mit letzterem werfen Sie eine interessante Option in die Diskussion, die so noch nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat.

Liebe Frau Sparschuh, nicht das Neuseenland „steht auf der Kippe“, nur die vollmundigen Versprechungen der Akteure werden womöglich von der Realität bundesdeutscher und europäischer Gesetzgebung überholt. Sowas passiert, wenn man losrennt, ohne sich um die tatsächlichen Bedingungen gekümmert zu haben. Das ist gar kein gutes unternehmerisches Herangehen an ein derart Steuergelder verschlingendes  Projekt wie das Wassertouristische Nutzungskonzept! Und: ja, Millionen sind schon geflossen und werden womöglich versenkt, schlimm genug. Aber das ist bei gesundem Menschenverstand (und wenn es das eigene Geld wäre, das da eingesetzt wird) keinerlei Rechtfertigung dafür, jetzt weitere Millionen folgen zu lassen, ohne die realen existierenden Bedingungen zur Kenntnis zu nehmen: z.B. dass dieses Neuseenland vergleichsweise aus Pfützen besteht, geeignet für wunderbare Naherholung der hier lebenden Menschen, eher weniger geeignet, großspurige Wassertouristen anzulocken, die ihre PS-starken Boote übers Wasser jagen wollen. Denn, liebe Frau Sparschuh, sowas spricht sich dann auch bloß rum: dass man nicht wirklich weit kommt, die Seen zwar nett, aber doch recht begrenzt sind, die Fließgewässer eigentlich gar nicht für Wassersport zu nutzen. Da ist das Wassersportproblem der Pleiße nur in zweiter Linie die unappetitliche Farbe, in erster Linie sind es die sogenannten Störstellen, die entstehen, weil das Gewässer viel zu viel Gefälle auf viel zu wenig Strecke hat in Folge der künstlichen Begradigungen: man kann sie zwar mit Baggern beseitigen, aber die kommen immer wieder, leider ein Gesetz der Physik. da hülfe nur Renaturierung. Und einen „Kurs 1“ durch ein europäisches Vogelschutzgebiet zu führen, als wichtigste Verbindung, ohne die das geplante und schon mal vorverkaufte Ganze auch in den allerwohlwollendsten Gutachten als nicht tragfähig erklärt wird, ist sehr mutig: Ja, der Floßgraben ist künstlich angelegt, vor vielen, vielen Jahren und zum Flößen. Nun, da er diesem Zwecke nicht mehr dienen muss, ist er der Natur zurück zu geben. Das ist die Lage der Dinge, die man hätte beachten können, wenn nicht gar müssen – um mal anklingen zu lassen, wer wofür verantwortlich sein könnte.

 

Trotzdem, liebe Frau Sparschuh, Ihnen und der LVZ sei gedankt für diesen Beitrag, zeigt er doch, worum es tatsächlich geht: nicht etwa um einen sorgsamen Umgang mit den vorhandenen und sich entwickelnden Naturräumen als Voraussetzung für eine wie auch immer, vielleicht auch „nur“ für Naherholung, erfolgende verantwortungsvolle, nachhaltige Nutzung. Es geht darum, mit den immer wieder selben Argumenten – die sich am Ende genauso immer wieder als demagogisch eingesetzt weil schlichtweg falsch erweisen, würde denn am Ende jemand danach fragen – etwas für eine Minderheit herzurichten (und damit zu vernichten), was den Leipziger Bürgerinnen und Bürgern womöglich ein derart hohes Gut sein könnte, dass von den Zuständigen alle Anstrengungen unternommen werden sollten, diesen Schatz in einem guten ökologischen Zustand an die kommenden Generationen zu übergeben: ein Auenökosystem mitten in einer Großstadt und Seen, die Nischen werden für die massiv bedrohte und für das ökologische Gleichwicht, von dem wir alle leben, wichtige Artenvielfalt.

 

 

Naturschutz und Kunst

Leipziger Auwald e. V.

 

 

Stoiber, Vorsitzender

Naturschutz, der verbindet

 

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