Leserbrief zum LVZ Artikel “Die Südraum-Macher”, 19.04.16

Die LeipzigerInnen sollten aufmerken: der Umwelt- (und Tourismus-) Bürgermeister ihrer Stadt hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und sich offen bekannt zu dem, was Umweltschützer und viele BürgerInnen schon lange befürchten: Der Südraum – und nicht nur der – ist „kein Naherholungsgebiet, sondern eine nationale und internationale Destination“. Das ist gewollt: motorisierter Wassersport (Motorboote, Jetski, fliegende Möchtegern-Spidermans), der den Allgemeingebrauch (Schwimmen, Surfen, Paddeln) auf den vergleichsweise kleinen Gewässern zwangsläufig verdrängen muss, würde er das von den Akteuren herbeigesehnte Ausmaß annehmen. Aber die LeserInnen können sich auch zurücklehnen: Investoren mit Erfahrungen aus wirklichen Wassertourismusregionen mit richtigen Binnenseen wissen, wie bescheiden die Realität hinter den Fantastereien derer, die nicht ihr eigenes Geld investieren, sondern Steuermittel, und hoffen, dass Andere so unbekümmert und betriebswirtschaftlich begrenzt sind, in so eine bedeutsame „Destination“ zu investieren, zurück bleibt. Selbst in den Alpen, die man wirklich als so etwas wie eine national und international bedeutsame Tourismusregion einordnen könnte mit sogar 2 saisonal begrenzten Nutzungen, gehen die tourismusabhängigen Gewerbe in die Knie und die Jobs (keine Arbeitsplätze!) verloren. Aber es gibt noch Hoffnung: die tschechische Übernahme der Braunkohletagebaue in der Region wird schon dafür sorgen, dass weiter die ursprünglichen Landschaften zerstört werden, damit Wassersportdestinationen entstehen können. Wer dann die Sanierung bezahlt?: Die Konzerne nicht, und der Bund wird zukünftig dort auch sparen müssen. In den Mondlandschaften der leeren Gruben kann man aber schöne Quadevents anbieten oder ein Mars-Camp einrichten, wo man schon trainieren kann, wie es sich dort lebt, wenn hier alles kaputt gemacht ist.

Dipl. phil., Dipl. psych. Maria Ziemer, Markkleeberg

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