Die Effizienz der Wegschmeißgesellschaft

Die Kolumne der KlassischeKartoffelKonzerte.

NUKLA_LOGODer alte Sündenbock ist tot. Russland, als Rest des Ostblocks, taugt kaum als Feindbild. Dementsprechend halten wir in Westeuropa uns für den ultimativen Nabel der Welt, die Krone der Zivilisation. Und fundamentale Kritik ist so unerwünscht wie böser Fundamentalismus – obwohl jemand, der Kritik nicht vertragen kann, ja selbst einem Betonkopf, Dogmatiker bzw. Fundamentalisten alter Prägung gleicht. Was also tun, wenn Kritik geboten ist? Eine Unsitte zu Lasten der Natur ist der Zivilisationsmüll, der sich aus einer Mischung von Luxus, Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit speist. „Coffee to go“ ist ein modischer Auswuchs dessen, der das Müllaufkommen in Leipzig bereits seit einiger Zeit enorm gesteigert hat. 554 Tonnen „Unterwegsabfall“ sind es bei uns, deutschlandweit 2,8 Milliarden Kaffee-Einwegbecher pro Jahr. Freiwillige Vereinbarungen mit dem Einzelhandel fruchten erwartungsgemäß wenig. Aber für die Herstellung der Becher, Polyethylenbeschichtungen und Polystyroldeckel werden circa 22.000 Tonnen Rohöl verbraucht uns insgesamt 105.000 Tonnen CO2-Emissionen verursacht, rechnete die Fraktion der Grünen im Stadtrat vor. Nur werden auch im Rathaus monatlich etwa 250 Einwegbecher an den Kaffeeautomaten verbraucht…

Da lobe ich mir die marktwirtschaftliche Ressourcenschonung á la DDR. Ja, ganz recht. Denn Honecker und Co. hatten genug preiswerte Arbeitskräfte, jedoch nur begrenzt materielle Ressourcen. Dementsprechend teuer waren sie, wurden sorgfältig verarbeitet, so dass Gebrauchsgüter im Rückblick erstaunlich langlebig waren. Umweltfrevel wie Einweg war kein Thema. Heute kommt der Plastikmüll, der nicht nur im fernen Ozeanien die Meere überflutet, über die Nahrungskette wieder zurück, wenn er mechanisch zerkleinert von Fischen geschluckt wird. So wie den meisten unserer ökologischen Sünden ein Boommerangeffekt innewohnt. Die erwähnten CO2-Emissionen befeuern den weiteren Klimawandel.

Handeln sollte für jeden das Gebot der Stunde sein – oder andere unterstützen, die der leidenden Natur eine Stimme geben. Die Klassischen Kartoffel Konzerte zum Beispiel finden zu Gunsten unseres Auwaldes statt, und da reagieren in Leipzig sogar Umwelt- und Oberbürgermeister erschreckend allergisch, abweisend oder auch gar nicht auf angetragene Kritik…

Frank Willberg

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