Offener Brief eines besorgten Bürgers

Folgender Offener Brief wurde von seinem Verfasser an die städtischen Behörden, alle Stadtratsfraktionen und alle Leipziger Naturschutzverbände, also auch NuKLA, geschickt:

Zum Start der neuen Baumfäll-Saison im Leipziger Auwald

(zum LVZ-Artikel “Leipziger Förster starten Baumfällarbeiten im Stadtwald – Kritik von Umweltschützern” vom 27.10.2017)

Es gibt den vielzitierten Spruch von Paracelsus, die Dosis mache den Unterschied, ob etwas Medizin oder Gift sei. Bereits im letzten Winter 2016/17 war es für viele Anwohner wie Naturschützer klar, dass die großflächigen Fällungen im Auwald eher Gift sind als Medizin. Manche meinen sogar, es müssten gar keine Bäume im Auwald gefällt werden, er könne weitgehend sich selbst überlassen bleiben und auf natürliche bzw. mit kleinen Hilfen auf naturnahe Weise verjüngen. Manche hingegen meinen offenbar, man könne den in weiten Teilen geschützten Auwald straflos in eine Wiesenlandschaft mit etwas Wald verwandeln. So siedeln sich auf den neuen, fußballplatzgroßen Femellöchern Ahorn, Brombeere und Holunder an – und lassen den künstlich gesetzten Eichenstecklingen über Jahre keine Chance zu wachsen. Wenn nunmehr weitere 7000 Festmeter auf relativ kleinen Flächen geschlagen werden sollen, wird der Leipziger Auwald eine weitere große Anzahl ökologisch kostbarer Starkbäume einbüßen und damit auch viel von seinem ökologischen Wert als natürlicher Klimaschutz, Luftreiniger und Kaltluftspeicher. Bei drohenden Fahrverboten für Leipzig aufgrund der Schadstoffbelastung der Stadtluft eine nicht nachvollziehbare Entscheidung, zumal der wirtschaftliche Gewinn unter 200.000,- € liegen soll, also vor dem Hintergrund der ökologischen Inwertsetzung, die durch die Starkbäume geschaffen wird, wenn sie stehenblieben, ein marginaler Betrag in der Leipziger Stadtkasse!

Die Stadt Leipzig, ihr Oberbürgermeister, ihre Verwaltung, die demokratisch gewählten Vertreter der Leipziger Bürgerschaft, die StadträtInnen, und die Leipziger Naturschutzverbände, die allesamt diesen Maßnahmen zugestimmt haben, müssen sich fragen lassen, wessen Interessen hier vertreten werden – jedenfalls nicht die einer wachsenden Großstadt, der in aller Konsequenz bezogen auf die Luftverschmutzung absehbar der Kollaps droht.

Sehr geehrte Damen und Herren, fühlen Sie sich aufgefordert, einen Gang in unseren Auwald zu machen und das Desaster in Augenschein zu nehmen, um dann womöglich für kurzfristige Änderung zu sorgen. Dies ist Ihr Auftrag: Schaden von LeipzigerInnen abzuwenden und mit langfristig vorausschauendem Denken und Handeln über Wahlperioden hinweg nachfolgenden Generationen eine weiterhin lebenswerte Stadt zu hinterlassen!

Hochachtungsvoll!

Andreas Meyer

Offener Brief Baumfällungen Winter 2017 2018

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