Dirk Feiertag: Keine Bundesgartenschau im Leipziger Auwald!

Von wem auch immer sich der OBM-Kandidat der CDU, Horst Wawrzynski, hat inspirieren lassen, als er sich unlängst für eine Bundesgartenschau (BUGA) in Leipzig aussprach, sein Vorstoß dürfte von Amtsinhaber Jung und Schiffbarkeitsbefürwortern mit Freude zur Kennntnis genommen worden sein. Verbindet sich die Umgestaltung des Auwaldes zu einem riesigen Eventgarten für den Massentourismus doch prima mit den Plänen für eine motorboottaugliche Kanalisierung der Leipziger Auwaldgewässer. Die klugen Stadtplaner, die das einmalige urbane Ökosystem, welches Leipzig wie eine grüne Lunge durchzieht, über ein Jahrhundert bewahrt haben, würden sich im Grabe umdrehen.

Es ergibt keinen Sinn, den Auwald, zu dem auch der Clara-Zetkin-Park gehört, kurzzeitig in eine künstliche Blumenlandschaft zu verwandeln, die langfristig dem Verfall preisgegeben ist”, kritisiert der unabhängige OBM-Bürgerkandidat Dirk Feiertag und lenkt die Debatte auf die bestehenden Potentiale Leipzigs: “Viel interessanter wäre eine Ausstellung über neue Ideen und Konzepte des Umgangs mit Natur in der Stadt. Und hier hat Leipzig einiges zu bieten. Projekte wie die „Nachbarschaftsgärten“, die „Bunten Gärten“ oder die naturnahe  Parkgestaltung laden zum träumen, verweilen und mitmachen ein.

“Durch Pflege zerstört”, so titelte bereits 1980 eine Broschüre des Deutschen Werkbundes und zeigte die verheerenden Schäden für die Karlsaue auf, die im Zuge der Vorbereitungen für die BUGA 1981 in Karlsruhe entstanden waren. Das ursprüngliche politische Ziel, die nach dem Krieg zerstörten städtischen Parkanlagen durch steuerfinanzierte Leistungsschauen der Gartenbauer wieder aufzuwerten, ließ sich schon damals gar nicht mehr sinnvoll erfüllen. Denn das Ziel war bereits weitgehend erfüllt. So gerieten die ökologisch sensiblen Flächen zunehmend in den Blickpunkt der Großgartenphantasien.

Obwohl OBM-Kandidat Wawrzynski mit dem NuKLA e.V. eine Wanderung durch den Leipziger Auwald unternommen hatte, bei der auch über naturschützerisch sinnvolle Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität im Auwald diskutiert wurde, wirkt sein Vorschlag nun, als wäre er bei der Diskussion mit seinen Gedanken weit weg gewesen – jedenfalls nicht bei den Schönheiten des Leipziger Auwaldes, und schon gar nicht beim Leipziger Haushalt.

Über eine Begrünung von Industrie- und Wohnbrachen Leipzigs können wir gern diskutieren, nicht jedoch über eine Denaturierung des Auwaldes für eine zukünftige BUGA. Diese und die nachfolgende Unterhaltung müsste über die Stadtfinanzen bezahlt werden. Nachhaltige Parkbewirtschaftung verträgt sich nicht mit den Strukturfolgen eines einmaligen Events wie der BUGA. Das ist ökologischer Unsinn!”, äußerte sich Olaf Maruhn vom Verein Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald e.V. (NuKLA) enttäuscht über die neuen Pläne des CDU-Kandidaten.

Kritik gegenüber den großflächigen Gartenschauen, die Biotope gefährden, ökologische Substanz vernichten und zudem Steuermittel verschlingen, regt sich längst nicht nur in Leipzig. Aktuell finden fachliche und politische Diskussionen über die Ziele und Folgen der BUGA auch in Bezug auf die internationale Gartenschau (igs) in Hamburg 2013 und die Landesgartenschau 2014 in Gießen statt. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten zu recht den Verlust der wertvollen Erholungs- und Regenerationsflächen sowie des wertvollen Baumbestands.

Der Leipziger Auwald ist in der Tat identitätstiftend für die Leipziger Bürgerschaft – jedoch in seiner Gesamtheit als Naturwald, Stadtwald und Stadtpark, verbunden durch ein vielfältiges Gewässersystem, das vielen auch höchst seltenen und vom Aussterben bedrohtenTier- und Pflanzenarten eine Heimat gibt.  Diese gilt es mit großem naturschützerischen Engagement unbedingt zu erhalten. Und dazu passen nunmal keine Motorboot-Schnellstraßen und großflächig gestylten Blumen-Monokulturfelder, wie sie bei einer üblichen BUGA geschaffen würden. Leipzig braucht keinen riesigen Kleingarten vor der Pleißenburg! Denn Leipzig hat den einzigartigen Auwald, und das soll bitteschön auch so bleiben.

 

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