Nahleauslasswerk NuKLA fordert ersatzlosen Rückbau

Wie alle Interessierten am 10.08.13 in den Leipziger Printmedien nachlesen konnten, erklärte uns Frank Mayer, Pressesprecher unseres Umweltministers Frank Kupfer, einmal neu, dass es in Sachsen mit den Flüssen und dem Hochwasserschutz zum Besten steht. Natürlich geht es beim Hochwasserschutz um Leib und Leben, um den Schutz von Städten, Gemeinden und (Kultur-)Gütern. Es geht aber auch darum, etwas besser zu machen, das Problem Hochwasser nicht nur flussabwärts zu verschieben, sondern alle Möglichkeiten zu nutzen, diese Herausforderung an uns Menschen solidarisch, gemeinsam und mit der Natur und ihren Möglichkeiten – statt gegen sie – zu lösen. An dieser Stelle gewinnt man in Sachsen jedoch immer mehr den Eindruck, dass die Staatsregierung sich nicht nachvollziehbar massiv gegen die Integration ökologischer Hochwasserschutzmaßnahmen im Freistaat stemmt. Es entsteht der Eindruck, dass die Deiche bis zum Himmel gebaut werden sollen, während andere, weniger kostenintensive Maßnahmen, wie sie nach den Hochwassern von 2002 und 2011 bereits in das sächsische Hochwasserschutzkonzept aufgenommen wurden, einfach nicht umgesetzt werden. Bündnis90/Die Grünen hat sich kompetente, fachkundige Unterstützung geholt Aueninstitut Rastatt. Den Aussagen dieses Gutachtens schließt NuKLA sich voll und ganz an und möchte an einem kleinen, speziellen Beispiel für Leipzig zeigen, wie wichtig es ist, Naturschutz mit Hochwasserschutz in Einklang zu bringen.

NuKLA fragte am 30. Juni 13 (s.Link am Ende des Textes) Behörden, Verantwortliche, Fachleute öffentlich an, was passieren könnte, würde man das Nahleauslasswerk in Leipzig, welches aktuell für mehrere Millionen saniert werden soll, ersatzlos zurückbauen. Niemand der Verantwortlichen hat darauf geantwortet. Die Stadt Leipzig leitete die Frage wegen der Zuständigkeit an die Landestalsperrenverwaltung (LTV) und bat diese, NuKLA eine Antwort zu geben. Es kam – nichts. Statt dessen wurde ein persönlicher Gesprächstermin des Vereinsvorsitzenden mit dem Leiter der LTV, vereinbart bereits vor dem Junihochwasser, kurzfristig abgesagt. Das Nahleauslasswerk ist nicht erforderlich. Im Gegenteil: sein Rückbau würde dazu führen, dass das Auenökosystem Burgaue regelmäßig, auch bei kleinen Hochwasserständen durchflutet würde. Die Pflanzen- und Tierwelt könnte sich auf diesen, für eine Auenlandschaft überlebensnotwendigen Prozess einstellen und damit leben lernen. Es gibt an dieser Stelle weder Menschenleben noch Hab und Gut, die gefährdet wären. Es gibt nur Auwald, der dringend einer regelmäßigen Flutung bedarf, um in seiner typischen Weise weiter bestehen zu können. NuKLA hat den Eindruck, als verstecke man sich in der nun aufgebrochenen Diskussion um diesen konkreten Fall zweckdienlicher Weise hinter dem Zauberwort “Unterhaltungsmaßnahme”. Das Werk ist 1954 gebaut und in 2011 erstmals geöffnet worden, ein zweites Mal beim Junihochwasser 2013.  Auch der Leipziger Ökolöwe weist in seiner in Kürze erscheinenden Fortsetzungs-Schrift zu den Hochwasserereignissen von 2011 & 2013 erneut ausführlich und fachlich begründet darauf hin, dass das Nahleauslasswerk nicht saniert werden muss, sondern dass es sehr sinnvolle Alternativen gibt. Die Stadt Leipzig zieht sich dahinter zurück, dass die Zuständigkeit in den Händen der LTV läge, gerade so, als ob es nicht um ein Leipziger Gebiet ginge, das ein Kernstück des schützenswerten Leipziger Auwaldes ist. Für ihn ist die Stadt Leipzig, die lediglich Verwalterin dieses Eigentums der Leipziger BürgerInnen ist, sehr wohl zuständig und verantwortlich. Und dieser Auwald benötigt, seit 80 Jahren von Fachleuten verzweifelt angemahnt und immer wieder von den zuständigen Entscheidungsträgern zurückgewiesen, für sein Überleben zwingend und regelmäßig kleine und mittlere Hochwasser. Unter dem Deckmantel der “Unterhaltungsmaßnahme” sollen nun wieder einmal Gelder ausgeben werden, die man an anderer Stelle besser verwenden könnte. Man darf fragen, für wen das eigentlich gut ist – für die Burgaue jedenfalls nicht! Und für den Steuerzahler ebenfalls nicht.

Nach 60 Jahren Fehlinvestition Nahleauslasswerk könnte das Denken nun die Richtung ändern. Die entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor, die ausschließlich positiven Erfahrungen mit einem auch ökologisch sinnvollen Hochwasserschutz gleichfalls – allerdings in anderen Bundesländern. Seit 80 Jahren fehlt der Burgaue Wasser. Jetzt haben wir die Chance, dieses naturschützerische Problem mit einer dem heutigen Wissensstand entsprechenden (und zudem kostengünstigen) Hochwasserschutzmaßnahme zu verbinden. Hochwasserschutz, Steuermittel einsparen, zukunftweisend planen und den einmaligen Leipziger Auwald als Auenökosystem erhalten, das geht nicht nur, sondern ist der einzig vernünftige Ansatz.

NuKLA fordert deshalb die LTV sowie die Stadt Leipzig auf, zunächst auf die Sanierung des Nahleauslasswehres zu verzichten und statt dessen die bereits vorgeschlagenen und fachlich begründeten Alternativen mit den Leipziger Naturschutzverbänden und deren Hochwasserexperten zu diskutieren, um unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte die sinnvollste Entscheidung fällen zu können. Darüber hinaus fordert NuKLA die Stadt Leipzig auf, nun endlich das Hochwasserschutzkonzept aus 2003/04 den BürgerInnen öffentlich zugänglich machen, damit in öffentlichen Foren darüber diskutiert werden.

http://klassischekartoffelkonzerte.de/2013/06/offentliche-fragen-zur-sudspitze-cospudener-see-und-nahleauslaufwerk/

NuKLA – Naturschutz, der verbindet

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