Zum Leserbrief von Heike König in der L-IZ vom 30.07.13

Sehr geehrte Frau König, es tut uns sehr leid, dass Sie sich persönlich von unserem Artikel aus der LIZ vom 30.7.13 angegriffen fühlen. Das war nicht unsere Absicht. Vielmehr ging es uns darum, Fragen zu stellen (was wir unseres Wissens auch getan haben), um die Diskrepanzen zwischen dem, was verlautbart wird und dem, woran tatsächlich gearbeitet wird, aufzuzeigen. Das entspricht sehr wohl unserem Vereinszweck, den Auwald als Auenökosystem (!) erhalten zu wollen und zu verhindern, dass er, neben der sowieso schon bestehenden schleichenden Entwertung, durch die öffentlich angestrebte wassertouristische Nutzung zusätzlich und endgültig zerstört wird.

Wir erlauben uns nun, hier auf Ihre „Klarstellungen“ zu antworten:        Zu 1.Von einem geplanten Kanal durch den Auwald war im o.g. Artikel nirgendwo die Rede. An anderer Stelle jedoch hat Necla darüber sehr wohl davon gesprochen. Diese Befürchtung, dass es eine (zusätzliche) schiffbare (und damit für Motorboote nutzbare) Verbindung zwischen Leipzig und dem Cospudener See geben soll, bezieht NuKLA aus folgenden Quellen: Eißmann L, Junge F W, Das Mitteldeutsche Neuseenland. Der Süden. Vom Wandel einer Landschaft, Sax Verlag 2013, S. 106ff. (Der Beitrag „Gewässerverbund Leipziger Neuseenland“ von A. Zábojnik, insbes. Abb. S. 109, wo rot und mit 1 markiert „Gewässerverbindung mit Schleuse(Vision)“ zwischen Floßgraben und Weißer Elster als Verbindung von Letzterer zum Cospudener See eingezeichnet ist) sowie aus Amt für Stadtgrün und Gewässer Leipzig. Plan der Gewässerentwicklung – Floßgraben. Maßnahmenkarte Floßgraben. Entwurf, 6.6.2012. Hier wird die Hartmannschlenke des Floßgrabens in zwei Varianten durch neu zu schaffende Kanäle abgekürzt.

Zu 2. Hier verstehen wir Ihre Äußerung so, dass Leipzig sehr wohl Motorboote auf den Gewässern will, nur Ihres Wissen nicht „massenhaft“ – was auch immer Sie damit meinen. Das genau ist ein Punkt, mit dem NuKLA ein Problem hat. Einerseits wird nie direkt von Motorbootnutzung gesprochen. Anderseits wird ein Lindenauer Hafen gebaut, der faktisch für Motorboote konzipiert ist. Dazu gibt es unseres Wissens eine Potentialanalyse, die besagt, dass das ganze Wassertouristische Nutzungskonzept nur dann überhaupt sinnvoll und für Auswärtige attraktiv sein könnte, wenn die Wassertouristen von Hamburg durch den Leipziger Auwald eine schiffbare Verbindung in die südlichen Seen vorfinden. Und schließlich ist es so, dass nach unserem Kenntnisstand derzeit allen Anträgen, den Cospudener See mit kraftstoffbetriebenem Motorboot befahren zu wollen, statt gegeben wird (s. Schreiben Landkreis Leipzig 02.05.12 Frau Dr. Harre). Wenn die per Gesetzesänderung vorbereitete Schiffbarkeit für die Tagebaurestseen kommt, bedarf es dazu nicht mal mehr einer Genehmigung: damit würde es sogar durchaus zu massenhaftem Motorbootsverkehr kommen können. In Leserbeiträgen in der Leipziger Presse spiegelt sich nach unserer Kenntnis durchaus der wachsende Nutzungsdruck wider, mit dem privaten Motorboot durch den Floßgraben fahren zu wollen: hier gab es bis dato noch nicht eine einzige öffentliche Klarstellung, dass das von der Stadt Leipzig nicht gewollt ist und definitiv nicht erlaubt werden wird.  Schließlich ist nach Kenntnis von NuKLA der Stadt Leipzig durchaus bekannt, dass illegale Bootsstege z.B. in unter Schutz stehenden Bereichen der Weißen Elster gebaut werden, an denen auch (nicht zugelassene) Motorboote liegen. Hiergegen wurden nach unserer Kenntnis bisher keine Maßnahmen ergriffen.

Zu 3. Nicht nur, dass sich jemand „verweigert“: Die Stadt Leipzig hat NuKLA auf Anfrage sogar verboten (E-Mail vom Do 26.07.2012 13:38), im Auwald Unterschriften für die Petition gegen Motorboote zu sammeln. Am Ende musste dieses Verbot als juristisch nicht zulässig zurückgezogen werden (wozu es dann doch nicht gekommen ist, stattdessen wurde NuKLA gefragt, ob NuKLA seinen Antrag nicht zurückziehen wolle !), was jedoch an der grundsätzlichen Reaktion nichts ändert. Es gab inzwischen Gespräche zwischen NuKLA und verschiedenen Behörden, die man am treffendsten als Sondierungsgespräche bezeichnen könnte. NuKLAs schriftlich geäußerter Wunsch nach Mitarbeit z.B. im Grünen Ring Leipzig im Sinne der proklamierten  der Öffentlichkeit wurde jedoch bisher nicht stattgegeben (mit Ausnahme einer Einladung zur Bekanntgabe des Monitorings).

Zu 4. Der Grüne Ring Leipzig hat, wie Sie selbst sagen, keine Rechtsform, ist also in seiner Arbeit nicht rechtlich legitimiert. Er ist ein freiwilliger Zusammenschluss (also eine Art Stammtisch?), finanziert mit kommunalen und Fördergeldern, der über die Art der Ausgabe von kommunalen und Fördergeldern (mit) entscheidet.

Zu 5. + 7. NuKLA weiß, dass Sie „nicht Geschäftsführerin“ sind (sein können, s.4.) und hat so etwas auch nicht behauptet,  sondern von der „Leiterin der Geschäftsstelle“ gesprochen und damit absolut richtig gelegen, wie Sie selbst bestätigen.

Zu 8. Nach Ansicht von NuKLA ist Fachwissen in der Regel nicht hinderlich, Interessenkonflikte hingegen sind es schon. Woraus mancher angemessen seine Konsequenzen zieht, wie Sie es getan haben (9.).

Sehr geehrte Frau König, seit 2 Jahren versuchen wir nachweislich, alle möglichen Behörden und freiwilligen Zusammenschlüsse in aller gebotenen Form für unser Anliegen  zu gewinnen. An dieser Stelle möchten wir uns entschuldigen, dass wir immer noch und so hartnäckig unser Ziel (den Erhalt des einmaligen Leipziger Auenökosystems) verfolgen, obwohl ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung uns bereits im Herbst 2011 schriftlich mitgeteilt hat, dass seitens der Stadt an unserem Anliegen keinerlei Interesse besteht und sich dieses Thema damit für die Stadt Leipzig erledigt habe. Sie mögen hieran und am  Verbot des Unterschriftensammelns erkennen, wie unsere Erfahrungen im „demokratischen Umgang“ mit Andersdenkenden bezogen auf das Thema in Leipzig sind. Das hat sich in Bezug auf den Grünen Ring Leipzig praktisch fortgesetzt: Nach NuKLAs Kontaktaufnahme mit Ihnen im ca. Mai 2012 gab es lediglich einen netten Kennenlerntermin, damals noch in der GRL-Geschäftsstelle in Leipzig. Nach NuKLAs Mail vom November 2012, in der die Arbeit des Grünen Ringes übrigens sehr gewürdigt wurde, gab es, wie Sie selbst am Besten wissen, jedoch keinen inhaltlich relevanten Austausch, geschweige denn eine Zusammenarbeit im Interesse der Region. Dabei wird doch Bürgerbeteiligung immer wieder als hohes Gut öffentlich im Munde geführt, und NuKLAs Vorschlag einer möglichen UNESCO-Bewerbung ist aus unserer Sicht geradezu prädestiniert, als zukunftsweisende Leitidee für die Region zu dienen, mindestens aber in die allgemeine Diskussion einbezogen zu werden.

Sehr geehrte Frau König, sehr gern wären wir auf direktem Wege mit Ihnen ins Gespräch gekommen, was uns, trotz mehrfacher Anläufe unsererseits nicht gelungen ist (einen 1. Termin haben Sie abgesagt und um verlegt, um zum 2. Termin gar nicht erst zukommen, das ist nach unserer Kenntnis kein guter Stil). Nichtsdestotrotz sind wir froh, dass auf diese leider etwas umständliche Art und Weise womöglich ein inhaltlicher Austausch seinen Anfang gefunden hat, den NuKLA bereit ist, möglichst zeitnah fort zu setzen.

Mit besten Grüßen! W.S.                                            NuKLA – Naturschutz, der verbindet

Hier der Leserbrief: http://www.l-iz.de/Interaktiv/Leserbriefe/2013/07/Leserbrief-zum-Artikel-Wen-vertritt-der-Gruene-Ring-50100.html

Hier der Artikel worauf sich der Leserbrief bezieht: http://klassischekartoffelkonzerte.de/2013/07/vordringlich-verfolgt-die-stadt-leipzig-die-anbindung-des-lindenauer-hafens-an-den-elster-saale-kanal-welcher-auch-von-einigen-als-saale-elster-kanal-bezeichnet-wird/

 

Dieser Beitrag wurde unter Argumente und Positionen, AULA-Projekt2030, Auwald, Presse veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.