Baumfällungen im Leipziger Auwald

Wer derzeit in die Burgaue geht, ist entweder desinteressiert oder entsetzt. Die Folgen der “forstwirtschaftlichen Maßnahmen” sind heftig: Die Rückgassen werden von den namentlich an den Stämmen aufgeführten Holzdeputat-Nutzern mit den persönlichen Fahrzeugen zum Holztransport “nachgenutzt”, womit die Bodenverdichtung bei dem frostfreien Wetter noch ein bisschen unterstützt wird. Auch Mountainbiker freuen sich über die neuen “Radwege” der Rückegassen: mitten durchs Schutzgebiet. Die Motorsägennutzer kleckern mit ihrem Benzin direkt in den Waldboden. Von Beförderung der Biodiversität auf den älteren Flächen des Mittelwald-Experiments kann inzwischen keiner mehr ernsthaft sprechen: bei der dort sich auswachsenden Monokultur von Ahorn wird wohl die Artenvielfaltsmessung nicht mehr viele Biodiversitätsprofiteure nachweisen können. Und “ökologischer Waldumbau” ist wie ein schwarzer Schimmel: etwas, das sich per se ausschließt. Für alle, die es noch nicht wissen: Der Wald ist alt genug, er „baut“ sich selber um, wenn man ihn in Ruhe lässt und ihm die lebensnotwendigen Bedingungen nicht vorenthält (Überflutungen für die Aue)! Die im Testgebiet gepflanzten Eichen, in Reihe und Glied stehend, die durch die künstliche Pflanzung nie eine Pfahlwurzel werden ausbilden können, damit nie die Standfestigkeit einer natürlich gewachsenen Eiche haben werden, haben, auch wenn man die dicht an dicht stehenden Setzlinge sicher auslichten wird, absolut nichts mit ökologischem Wald zu tun. Die angelegten Femellöcher führen lediglich dazu, dass der Sturm zusätzliche Angriffsflächen auf die nun allein stehenden alten Bäume hat. Das Experiment, die Artenvielfalt durch Mittelwaldbewirtschaftung zu erhöhen, ist in dieser Form gescheitert – wenn man bereit ist, Scheitern zuzugeben.

Über fehlendes Wasser für die Auen wurde alles gesagt.

http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2013/12/Baumfaellungen-im-Leipziger-Auwald-52731.html

AHA fordert weiterhin nachhaltige Konzepte zum Schutz und zur Entwicklung der Leipziger Aue

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) hat mit Entsetzen und Unverständnis die Nachrichten von LVZ-Online vom 13.12.2013 aufgenommen, dass eine unverminderte Fortsetzung der Holzungen in den Auen von Weißer Elster, Luppe, Nahle, Pleiße und Parthe stattfinden soll. Dies geschieht trotz massiver Mahnungen genau das nicht mehr zu tun, da die bisherigen Abholzungen –z.B. in der Burgaue und im Connewitzer Holz- zu einer nachhaltigen Zerstörungen der gewachsenen Auenwaldstrukturen geführt hat. Diese Holzungen haben zudem zu einer massiven Beförderung von Gehölzarten –wie z.B. des Spitzahorns- geführt, welche man eigentlich zurückdrängen wollte. Zudem zeigen die bisherigen Pflanzungen von Stieleichen die Schaffung von eingezäunten forstwirtschaftlichen Monokulturen, wie es beispielsweise bereits in dem NSG Burgaue geschehen ist.

Es ist in dem Zusammenhang ungeheuerlich, dass trotz der klar und deutlich eingetretenen Verschlechterung der Auenwaldstrukturen und nicht eindeutig nachgewiesenen Verbesserung der Artenzusammensetzung, das Grünflächenamt der Stadt Leipzig an den naturschutzfachlich katastrophalen steuerfinanzierten Abholzungen festhält und das noch als Naturschutzmaßnahmen verkauft. Dabei schreckt man noch nicht mal vor europäisch und sächsisch naturgeschützten Gebieten zurück. Diesbezügliche Bedenkungen und Hinweise weisen die verantwortlichen Vertreter ständig aggressiv und schroff zurück.

Von daher hält es der AHA für dringend geboten sich verstärkt für den Schutz und Erhalt von Auenlandschaften einzusetzen. In dem Zusammenhang möchte der AHA seine diesbezüglichen Aktivitäten auch in den Auenlandschaften von Leipzig und Umgebung verstärken.

Auf Grund der weiterhin angedachten Abholzungen im Rahmen einer teilweisen Wiedereinführung der Mittelwaldwirtschaft und einer damit verbundenen weiteren Bedrohung der Auenwälder in Leipzig, hatte der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) bekanntlich u.a. zu einer Herbstexkursion am Samstag, den 30.11.2013 in die ca. 277 ha große Burgaue eingeladen gehabt.

Im Zusammenhang der ungehinderten Abholzungen in der Leipziger Aue fordert der AHA erneut und unvermindert diese rein forstwirtschaftlich geprägten Maßnahmen sofort einzustellen und stattdessen wieder eine sukzessive, naturnahere Entwicklung der Auenwälder im Stadtgebiet von Leipzig zuzulassen.

Somit können die Auen und die dazugehörigen Auenwälder als bedeutsame Lebens- und Rückzugsräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, als bestehender und potenzieller Hochwasserraum sowie als Ort der sanften Naherholung für die Menschen der Region dienen. In dem Sinne ist eine rein forstwirtschaftliche Nutzung in der gegenwärtigen Quantität und Qualität nicht zu akzeptieren.

Der AHA sieht es von daher weiter für dringend erforderlich an die Eintiefung der Luppe zu stoppen und Renaturierungen des Gewässerlaufes zu prüfen, weiterhin Möglichkeiten der länderübergreifenden Reaktivierung der abgeschnittenen Altarme der Weißen Elster und der Luppe ökologisch, hydrologisch und ökonomisch zu untersuchen sowie durch Deichrückverlegungen eine großflächige Ausweitung der Retentionsflächen anzugehen. Somit wäre beispielsweise eine bessere Einbeziehung der Auenwälder in das Überflutungsregime von Weißer Elster, Luppe, Nahle, Pleiße und Parthe möglich. Zudem könnte neben der Wirkung für den Hochwasserschutz ein zurückdrängen weniger wassertoleranter Gehölzarten -wie Spitzahorn- erfolgen. Für den AHA ergibt sich daher das Erfordernis umfassende Deichrückverlegungen zu untersuchen und letztendlich umzusetzen, Wasserbauwerke –wie der Neubau des Nahleauslassbauwerks-  sowie die mehr als umstrittene, im Jahre 1998 für die Burgaue festgelegte Mittelwaldwirtschaft unverzüglich einzustellen bzw. zu beenden.

Daher fordert der AHA die Verantwortlichen des Freistaates Sachsen und der Stadt Leipzig auf, dass die sogenannte Mittelwaldwirtschaft flächendeckend in den Auenwäldern der Städte Leipzig und Schkeuditz unverzüglich einzustellen und der naturnahen Entwicklung der Vorrang einzuräumen ist. Die Schutzgebietsverordnungen sind dem entsprechend anzupassen und z.B. bei der Burgaue zudem noch FFH-RL-konform auszugestalten. Zusammen mit den unbedingt vorzunehmenden Deichrückverlegungen, entspricht das einem nachhaltigen Schutz und Erhalt der Auenlandschaften an Weißer Elster, Luppe und Nahle sowie ihrer Nebengewässer und eines darauf abgestimmten Umganges mit Hochwasser.

In dem Blickfeld betrachtet, bekräftigt der AHA erneut seine Unterstützung grüßen die Exkursionsteilnehmer und auch der AHA zu sehr großen Teilen den gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU und SPD im Stadtrat von Leipzig vom 13.11.2013 und der damit verbundenen Begründung. Nach Auffassung des AHA eröffnen sich mit der Ausrichtung und Durchführung eines Auenwaldsymposiums im 1. Halbjahr des Jahres 2014 und der damit verbundenen vorläufigen Rückstellung des Ersatzneubaus des Nahleauslassbauwerkes die Möglichkeit Fragen zum Schutz, Erhalt und Entwicklung der Auenlandschaften im Stadtgebiet von Leipzig und des damit verbundenen Umgangs mit Hochwasser und Retentionsflächen auf den Prüfstand zu stellen.

Der AHA ist jedenfalls bereit im Rahmen seiner ehrenamtlichen Möglichkeiten an der Prüfung und Erarbeitung einer aktuellen und nachhaltigen Auenschutz-, Hoch- und Grundwasserkonzeption mitzuwirken. Darüber hinaus ruft der AHA zur aktiven Mitwirkung interessierter Bürgerinnen und Bürger in den Städten Leipzig, Markkleeberg und Schkeuditz auf, sich mit einzubringen. Interessenten können folgendermaßen zum AHA Kontakt aufnehmen:

http://www.aha-halle.de/

 

 

 

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