Es geht eben nicht nur um den Eisvogel im Floßgraben, sondern um grundsätzliche politische Weichenstellungen in der Region und um das ganz große Geld.

Nach 21 Kommentaren muss ich kommentieren: Mittlerweile sind noch einige hinzu gekommen.

1. Ich bin grundsätzlich für den Schutz jeder Tierart, auch der Säugetierart Homo sapiens. Alcedo atthis hat noch nie den Menschen bedroht. Der Mensch meint leider, der Gott für die anderen Geschöpfe zu sein. 2. Zu Paddler leipzig: Ein Eisvogelschützer ist nicht aggressiv, im Gegenteil. Warum soll nachts gesägt worden sein? Selbst 21:00 und 5:00 Uhr den Floßgraben befahren? Im zeitigen Frühjahr lag ein umgebrochener Baum nördl. des Klärwerks etwa 1 m hoch quer. Er wurde fummelig mit Taschenmessersäge getrennt und hochgezogen. Wer war das? Wo bleibt das Abenteuer Paddeln und wenigstens einmal den Kopf einzuziehen? 3. Zu Paul: Weder DDR-Vergleich, noch Kirche im Dorf passt. Wären es 1 Eisvogel und 1 Paddler die sich begegnen, bräuchten wir nicht heulen. Aber 60 Paddler Schlag auf Schlag? Pro Stunde? Die Brut verhungert. Wo soll er wenigstens nächstes Jahr brüten? Das geht auch nicht irgendwo. 4. Zu Speiseeisvogel: Er hält sich an die Sperrzeiten – gut, man darf nicht alle Paddler in einen Topf werfen. Hier der Hinweis: Schaut Euch eine Karte der Gewässer des Auwalds vor über 100 Jahren an. Der Auwald hat sehr viele Wasserläufe und damit Steilufer eingebüßt, Stück für Stück und immer gab es eine Art Begründung. Nun plant die Stadt auch noch einen Durchstich der letzten Mäander des Floßgrabens, der alten Batschke, die mit Mäandern gesegnet war. Begründung ist zügiger (und langweiliger) Bootverkehr auf „Route 1“. Existierende Alternativen werden nicht mehr bedacht. Man hat ja schon eine Schleuse hingesetzt. 5. Zu ron48: „unabdingbar; rigoros; Ökofanatiker; nicht durchsetzbar, zu bunt“ die Wortwahl geht bloß im Internet, man muss dem Anderen ja nicht in die Augen schauen. Die Amsel ist immer noch ein scheuer Waldvogel, sie fand in städtischen Gärten und Parks ähnliche ökologische Bedingungen. Warum macht es aber die Misteldrossel nicht, eine nahe verwandte Art? Der Mensch kann es weder vorhersagen, erst recht nicht durch Maßnahmen fordern, gar „umsiedeln“. Würde der Eisvogel im Garten fischen? 6. Zu eleb (16:40 Uhr) und Kolibri (18:29 Uhr), den Hinweis von Steve (20:11 Uhr): Ja man muss schon mal nachlesen und sich die Bedingungen klar machen. Wie wird das Verhalten der Paddler dort an der Lahn beschrieben, wie die Besonderheit des Vogels? Haben wir im Auwald nahezu senkrechte, ausreichend hohe Erdwände außerhalb der, aber nahe den Fließgewässern? Das scheint alles anders zu sein.

7. Zu Kolibri (18:29 Uhr): „Verwirrte Geister“ leisten sich „unter dem Deckmantel des Naturschutzes … menschenfeindlichen Öko-Fundamentalismus“. 1 Beispiel, wie verbal geballert wird, aber nicht argumentiert. Außerdem: Die Sperrung des Floßgrabens während der Brutzeit wäre die normale Maßnahme nach Gesetz, die zeitweise Sperrung ist ein Kompromiss, von den Naturschutzverbänden vorgeschlagen und von der Stadt ähnlich verordnet. Ein „lebensbejahendes Miteinander“ von Mensch und Tier klingt gut, ist aber nur gut, wenn der vernünftige Mensch versucht, dem Tier das Überleben zu gestatten. 8. Zu Lotse: Stimmt, das WTNK hat den Ämtern nun Handlungszwänge gebracht. Wer soll die Strafkosten für eine ungenutzte, aber mit Fördermitteln finanzierte Schleuse zahlen? Also: Da müssen wir durch! Naturschutz egal! 9. Zu Peters (06:51 Uhr): Wenn die Eisvogelbrut mangels der Mittagspause verhungert, werde ich nicht „schmunzeln“. Ich habe in der Sperrzeit am Klärwerk beobachtet: Bootsfolge etwa 2 min. Das Wasser ist trüb, andauernd unruhige Oberfläche des sonst ruhig fließenden Floßgrabens. Der Eisvogel wird beim Ansitz gestört, und könnte er, die Erfolgschancen der Jagd wären gering. Der Vogel flüchtet untypisch durch die Baumkronen. Konsequenz: In 3 h Dauerstörung kann er nun die Jungen kaum füttern. Soll man da über die beabsichtigte, unmögliche „Mittagspause schmunzeln“? Artenschutz ist ein Aspekt. Oft ausgeübte Abwehr: Warum kümmern sich die Naturschützer nicht um den Feinstaub und anderes? Tun sie, aber besser: Sich selbst mit einem „gewissen ökologischen Bewusstsein“ einbringen. Dann wird einem klar, was unsere „alltägliche Realität“ alles so mit der Natur anstellt. 10. Zu Peters No.2 (10:06 Uhr): Schon gesagt: Normal Totalschließung, Zeitfenster sind Kompromiss. Ansonsten hilft eigene Information im Internet, nicht nur über die Natur, den Eisvogel, auch über die lange Geschichte vom „grundsätzlichen“ Herangehen „an die Thematik“. Viele Fragen sind als Kommentar einfach nicht angebracht. Auch: der Eisvogel wäre „als Dauerargument“ unbeliebt gemacht worden. Mag sein. Aber sollten die Wirbellosen des Gewässergrundes, die Urweltkrebse in den ehemaligen Seitenarmen, oder andere Vögel, die im noch ruhigen Floßgraben mal vorkamen, wie Gebirgsstelze, Schellente und Flussuferläufer angeführt werden? 11. Zu Klabautermann (11:02 Uhr): Beim Naturschutz will keiner bloß seinen Willen durchsetzen. Leider hat sich unsere Kultur besonders in den letzten 200 Jahren auf Kosten der Natur „entwickelt“. Dabei sind bereits Hunderte Wirbeltierarten ausgestorben, in Deutschland sind ein Dutzend Vogelarten verschwunden. Das Aussterbetempo steigt. Der Naturschutz muss sich für den Erhalt der ganzen Natur einsetzen. Er wird deshalb immer bremsend auf „Entwicklungen“ unserer Kultur einwirken, die diese Natur noch weiter verkleinern und zerstören. Sonst wäre er kein Naturschutz. #23 – Lutz Ferdinand – 11.06.2014 – 16:22

@ #23 – Lutz Ferdinand – 16:22 Sie schreiben u.a.: “Wer soll die Strafkosten für eine ungenutzte, aber mit Fördermitteln finanzierte Schleuse zahlen? Also: Da müssen wir durch! Naturschutz egal!” Dazu meine Erwiderung: -> “Strafkosten”: zahlt doch sowieso die öffentliche Hand, (also mit Geld, was anderswo dann fehlt) und nicht die Verursacher. -> “Naturschutz egal!”: Können wir bitte das Wort “Naturschutz” durch “Rechtslage” ersetzen. Ich wäre da vorsichtiger. -> “Da müssen wir durch!” – entschiedener Widerspruch. Man kann auch aus Fehlern lernen. Nicht jeder Unfug (WTNK) muss bis zum bitteren Ende durchgehalten werden, nur weil man ihn mal angefangen hat. Die Idee der durchgängigen Schiffbarkeit von den Seen bis zur Elbe ist ein solcher Unfug, doch das ist eben Lobbypolitik zu Gunsten einer motorbootfahrenden Schicht, zu Gunsten derer, die Wassergrundstücke gewinnbringend vermarkten und derer, die lukrative – weil öffentlich finanzierte – Bauaufträge absahnen; auf Kosten des Rests der Bevölkerung, der Natur und des Gemeinwohls. Konsequent zu Ende gedacht, sehr geehrter Herr Lutz Ferdinand, hieße das nämlich, dass beispielsweise auch die Saaleanbindung samt Hebewerk über den ESK kommen muss (mind. 160 Mio €) – “da müssen wir eben durch.” Wir haben nicht genug Lehrer und Polizisten – “da müssten wir eben durch.” Es geht eben nicht nur um den Eisvogel im Floßgraben, sondern um grundsätzliche politische Weichenstellungen in der Region und um das ganz große Geld. Bald nun ist Landtagswahl … herzlich, der Lotse #25 – Lotse – 11.06.2014 – 21:

@ #24 Peters Seit über 40 Jahren liebe ich den Leipziger Auwald sehr, obwohl ich aus einer sehr abwechslungsreichen Landschaft zwischen Bergen und riesigen Teichgebieten stamme. Mir ist aber in den letzten Jahren bewusst geworden, dass leider viele Leipziger diesen besonderen Wert, einmalig mitten in einer Großstadt nicht angemessen schätzen. Das beschäftigt mich zunehmend, obwohl ich seit Jahren ehrenamtlich für den Schutz der Berge, bes. der Alpen arbeite. Also lese ich viel dazu, und fühle mich bemüßigt, zu erwidern. Nun habe ich es mal ausführlicher getan. Zu den Abholzungen: In diesem Frühjahr (Anfang März) war ich doch entgegen meiner Vorstellung, Forstarbeiten problemlos zu tolerieren, sehr erregt, als ich die Fällungen im Ratsholz sah. Ich habe mich sehr ausführlich damit beschäftigt und dabei beruhigen können. Das Stadtforstamt betreibt Mittelwaldwirtschaft, eine nach meiner nun erworbenen Überzeugung naturnahe Wirtschaftsform, die im Auwald über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jh. betrieben wurde, und nun wieder im Sinne der Erhaltung des Baumspektrums einer ehem. Hartholzaue etabliert werden soll. Die Wirtschaft soll verlustfrei betrieben werden – es geht also nicht zu wie in der Kernzone eines Nationalparks. Der Leipziger würde das wohl auch nicht schätzen; schon das Sicherungsproblem wäre nicht beherrschbar, eine solche Zone nicht betretbar. Eine andere „Politik“ sehe ich nicht. Das, was vor Jahren am Floßgraben geschah, betraf diesen und seine Ufer. Allein der Schnitt von auch kleinen Uferbäumen und Büschen war eine starke Störung für den Eisvogel. Er braucht viele Ansitze für den Jagdsturzflug. Zur „Mittagspause“: Die Ironie habe ich schon verstanden. Nur ist bei uns die Mittagspause eine Ruhephase, bei den Eisvogel-Alttieren wäre sie das Gegenteil. Sie müssten die Phase sehr aktiv nutzen können, die Jungtiere mit Futter zu versorgen, sie evtl. zu hudern (wärmen). Wenn man aber in der Brutzeit den Floßgraben zeitweilig befahrbar macht, muss angenommen werden, dass in den Zeitfenstern der Floßgraben intensiv befahren wird und die Altvögel nicht nur nicht jagen können, sondern das Gebiet auch verlassen müssen. Halten die Bootsfahrer die „Mittagspause“ der Eisvögel nicht ein, bedeutet das mindestens 7 Stunden Hunger, evtl. Abkühlung von Jungen mit wenigen Gramm Körpermasse. Aber nach 18:00 Uhr wurde auch noch, wie ich sah, weitergefahren. So wurden es 8 oder noch mehr Stunden, ein hohes Sterberisiko. Hinzu kommt, dass in den Abendstunden zunehmende Dunkelheit den Alten die Jagd sehr erschwert. Ich hätte geglaubt, dass sich die Bootsfahrer an die Regeln halten würden. Wer eine Allg.-verfügg. verordnet, muss ganz ausdrücklich öffentlich werden, kontrollieren u. Gegenmaßnahmen bei massenhafter Nichteinhaltung in Reserve halten. Daran mangelt es. Die innere Uhr der Wildtiere ist perfekt, richtet sich nach dem Licht und wird nicht wie bei uns immer wieder „verstellt“.

#26 – Lutz Ferdinand – 12.06.2014 – 00:31

Nenene – jetzt langts mir als langfristigem Beobachter dieses leidigen Themas aber auch mal. Exakt darauf (und Sie fallen genau darauf rein) setzen all diejenigen, die unbedingt ihren Willen durchsetzen und am liebsten mit dem fetten Motorboot durch den Auwald knattern wollen und sich mit ihren Bootsverleihbutzen die Klosettschüssel vergolden lassen wollen (gewollte Übertreibung). Der Streit um diese ganze Schiffbarkeit bei flachen Flussläufen, Uferschäden und Zerstörungen der Bruthöhlen durch einschwappende Wellen (der Nachwuchs ersäuft halt einfach, die Uferwände reißen ab, Höhlen werden zerstört) in einem ausgewiesenen innerstädtischen Naturschutzgebiet zieht sich – richtig. Aber warum? Weil es Leute gibt, die die einfache Tatsache nicht akzeptieren wollen, dass es eben so nicht geht. Dies sind nicht die „Ökos“ oder andere, die Gesetze zur Hand nehmen und sich fragen, warum diese nicht nur nicht eingehalten werden – nein, es wird auch munter weiter gebaut, der Druck auf den Steuersack wird also auch noch hinzugenommen, um hier den Weg freizuschießen. Für die Wirtschaft! Für welche eigentlich? Für die paar Bootsverleiher, die in ihrem Leben nicht Richtiges gelernt haben? Man setzt auf die Ermüdung und auf solche Leute wie Sie, die das unzulässige Verwaltungshandeln nun gegen die „Ökos“ wenden. Merken Sie was? Sie sind drauf reingefallen. Genau so funktioniert das immer. Die „Ökos“ argumentieren, versuchen Lösungen zu finden und wo eigentlich eine generelle Sperrung dran gewesen wäre, gehen sie auch noch den Kompromiss ein (die miesen Fundamentalisten), hier Zeiten freizuhalten, wo Leipziger paddeln können. Sie haben nichts kapiert und lassen sich an der Nase herumführen. Und am Ende kann man mit ihnen und einem Vogelschutzgebiet und dem nochmals extra geschützten Eisvogel machen was man will. So funktioniert Politik. Manchmal kann man nur noch sauer werden über soviel Borniertheit (ala „ich fühle mich durch das Dauerthema belästigt, lästige Naturschützer, selbst Schuld, wenn ihnen keiner mehr zuhört“ – bla!). Das Einzige, was Sie richtig sehen, ohne aber die gesetzliche Konsequenz ziehen zu wollen: Macht den Floßgraben endlich dicht und die Bootsbuden und Leipziger sollen sich da beschweren, wo man falsche Erwartungen geweckt hat – im Leipziger Rathaus. Dann haben auch Sie wieder Ihren Frieden, das Thema ist abgeschlossen und alle gehen woanders paddeln.

#17 – Steve – 11.06.2014 – 07:49

 

 

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