28. Klassischen Kartoffel Konzert

NUKLA_LOGOJeder Eisberg hat eine Spitze – und einen Riesenkörper Leuchttürme erfreuen sich großer Beliebtheit in der Leipziger Tieflandsbucht. Zumindest in Politik und Verwaltung schwillt der Jubel an, wenn Fördermittel wieder plakativ verbraten werden können. Das Geld, vor allem das, was man nicht hat, ist heutzutage ein starker Sachzwang. Aber ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Bevor der Cospudener See mit viel Tamtam zur EXPO 2000 aus der Taufe gehoben wurde, wurde nicht eben viel für eine Entwicklung des Tagebaurestlochs getan. Und auch das Jahrtausendfeld könnte längst neu (zwischen)genutzt werden, wären alternative Ideen nicht ausgebremst worden – obwohl sich die Dinge aktuell aus einem anderen Grund verkompliziert haben. Oder die Freie Kulturszene Leipzigs, die um fünf Prozent der Fördermittel betteln und kämpfen muss, obgleich sie die Hälfte der Besucherzahlen aufzuweisen hat.

Während am Plagwitzer Bahnhof einige Zehntausend Euro für einen schlauen Fußgängertunnel „fehlen“, um die Spinnerei besser zu erreichen, konnte ein unwesentlich größerer S-Bahn-Tunnel realisiert werden. Nicht nur das Tempo der Entscheidungsträger ist kritisierbar, auch ihr Wertemaßstab, um das Richtige zu tun. Denn für die Ansiedlung neuer Leuchttürme geht alles. Der Flughafen darf niedrigste Frachtgebühren erheben, Jahr für Jahr enorme Verluste einfahren und erhält obendrauf eine neue Landebahn geschenkt. BMW dürfte mittlerweile eine halbe Milliarde Euro Fördermittel eingestrichen haben, dafür dass sie das tun, was man von einem Autohersteller erwarten darf: Autos bauen beziehungsweise die Voraussetzungen dafür schaffen.

Vielleicht ist es ein Segen, dass Leipzig wächst. Denn nun gilt es, nicht die Schlagzeilen zu besetzen, sondern die Massen zu füttern. So wie der Groschen in Bezug auf Kitas und Schulen gefallen ist, muss er nun bei Sport-, Kultur- und sonstigen Freizeiteinrichtungen lautstark rutschen. Beispielsweise können vier seit der Wende geschlossene Schwimmhallen nicht mehr nur einem Ersatzneubau gegenüber stehen. Auch Hochkultur allein reicht nicht für bald 600.000 Leipziger. Der ÖPNV sollte ebenfalls zulegen. Und in der Arbeitslosenstatistik konnten einige schicke Leuchttürme schon bisher nichts daran ändern, dass Leipzig im Gegensatz zum Brausefußball im Tabellenkeller feststeckt.

  1. Konzert am Sonntag, 22.09.2016 um 19 Uhr, telegraph, Dittrichring 18-20, Chamber Blues, Thomas Hanke & Plaintive Cry

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuelles, Argumente und Positionen, AULA-Projekt2030, Auwald, Klassische Kartoffel Konzerte, Termine veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.