37. Klassisches Kartoffel Konzert Kolumne

Die christliche Sage und die Wahrheit

Adventszeit heißt warten auf den besonderen Geburtstag. Heutzutage interpretieren wir Weihnachten zwar eher als Fest des Friedens und der Familie. Denn die Zahl der aufgeklärten Atheisten wächst, obwohl uns insbesondere religiöse Hardliner gelegentlich in die friedliche Weltsuppe spucken. Wie groß der historische Kern des Jesus-Mythos ist, ist einerlei. Auf der Suche nach einfachen Antworten auf komplizierte oder unbequeme Fragen werden Religionen wie auch politische Populisten noch lange modern sein. Denn sie liefern Antworten, die sich mit etwas gutem Willen, Glauben oder auch Sorgen mit der Wahrheit in Übereinstimmung bringen lassen. Wie schwierig die echten allumfassenden Wahrheiten zu finden sind, verdeutlicht ein Zitat von Friedrich Nietzsche, welches es zum geflügelten Wort gebracht hat: „Gib niemandem ein Schwert, der nicht tanzen kann.“ In seinem Werk „Jenseits von Gut und Böse“ will der Philosoph zeigen, dass aktuell gültige Moralvorstellungen immer relativierbar sind. Die unabhängige Suche nach einer objektiven Wahrheit ist eine nahezu unmögliche Kunst.

Aber Diskussionen sind oftmals sehr nützlich. Wenn die Zeit für einen Konflikt reif ist, hilft Friede, Freude, Eierkuchen eigentlich überhaupt nicht. Man könnte das Vorhandensein von populistischen „Antworten“ und Konflikten als Indikator für ungelöste Probleme sehen beziehungsweise als Zeichen, dass die üblichen Antworten nichts taugen.

Ein vergleichsweise simples Beispiel aus Leipzig ist die miese Luftqualität. Weil die Anzahl der Autos und des Verkehrs immer weiter zunimmt, steigt auch die Schadstoffbelastung trotz Umweltzone immer weiter. Besonders bei Feinstaub und Stickstoff ist Leipzig „Spitze“. Zudem wächst die Stadt – verbunden mit dem Ruf nach neuen und besseren Straßen. Zugleich hat der Dieselskandal gezeigt, dass Fahrverbote drohen, wenn das Recht auf saubere Luft nicht anders durchzusetzen ist.

Ersticken wir also an unserem Auto-Fetisch? Huldigen wir immerfort dem Gott der Arbeitsplätze? Oder entscheiden wir uns für unsere Gesundheit, das heißt für einen tollen öffentlichen Nahverkehr mit jeder Menge Radwege? Konflikt offensichtlich – Antwort offen. Leipzig hätte allerdings noch eine Trumpfkarte im Ärmel: seine grüne Lunge namens Auwald. Aber auch dem fehlen die optimalen Lebensbedingungen, so dass ich zur Weihnachtszeit allen echten Naturschützern und sonstigen Idealisten einen langen Atem wünsche.

  1. KlassischesKartoffelKonzert zu Gunsten des Auwaldes: Sonntag, 3. Dezember 2017 um 17 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche Connewitz. La Villanella Basel: „Natus est Jesus“ Advents- und Weihnachtsmusik des 17. und 18. Jahrhunderts

Frank Willberg

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