Offener Brief des NuKLA – Stichwort: Neophyten

Foto: Bernd Gerken

In seinem Brief an die Ratsfraktionen ging der NuKLA e.V. auch auf die Einwanderer ein, die eingeschleppten oder mit dem Klimawandel einwandernden Pflanzen aus anderen Regionen, die so bezeichneten Neophyten. Denn wer den Wald so großflächig verändert, wie das im Leipziger Auwald geschieht, schafft nicht unbedingt ideale Lebensbedingungen für die heimischen Pflanzen, die man da gern stehen hätte. Sondern augenscheinlich eher für die Zuwanderer. Prof. Bernd Gerken hat sich die Femellöcher daraufhin angeschaut. In seinem Brief an die Ratsfraktionen ging der NuKLA e.V. auch auf die Einwanderer ein, die eingeschleppten oder mit dem Klimawandel einwandernden Pflanzen aus anderen Regionen, die so bezeichneten Neophyten. Denn wer den Wald so großflächig verändert, wie das im Leipziger Auwald geschieht, schafft nicht unbedingt ideale Lebensbedingungen für die heimischen Pflanzen, die man da gern stehen hätte. Sondern augenscheinlich eher für die Zuwanderer. Prof. Bernd Gerken hat sich die Femellöcher daraufhin angeschaut. Und deswegen betont er das Thema im NuKLA-Brief an die Stadtratsfraktionen besonders. „Besonders brisant sind aber gerade im Bereich der Nonne sich immer mehr ausbreitende Neophyten (vom Menschen eingeschleppte, robuste und sich extrem ausbreitende Pflanzen). Diesen gebietsfremden Arten kommt die überzogene Größe der Femel-Löcher zugute. So breiten sich bereits jetzt in der Nonne auf dem großen Femelloch (am Weg zwischen Rennbahnsteg und Nonnenweg) Akazien und Indisches Springkraut aus.“

Das heißt: Auwaldspaziergänger können hier direkt zuschauen, wie eine durchaus exotische Vegetation Boden gewinnt, die selbst der Stadtförster hier gar nicht haben möchte. Aber die freigeschlagenen Femel mit ihrer starken Sonneneinstrahlung und der ebenso starken Verdunstung begünstigen Pflanzen, die überhaupt nichts mit dem Leipziger Auwald zu tun haben. Die finden hier ideale Entwicklungsbedingungen und bringen genau die zarten Stecklinge, die hier versuchen, das Ringen um Licht und Nährstoffe zu gewinnen, so richtig unter Druck. Das Indische Springkraut. Foto: J. Hansmann

„Es ist absehbar, dass sich auf den Femelflächen auch der Japanische Staudenknöterich einfinden wird. Bei einem zufälligen Ausflug konnten wir auch in der Burgaue Indisches Springkraut in der Nähe von Femellöchern feststellen. Alle diese Arten gehören nicht in eine gute Waldkultur und sind äußerst schwer zu entfernen – bei Robinie gelingt das erfahrungsgemäß nur mit mehrjähriger Herbizidanwendung, die sich in Naturschutz- und Erholungsgebieten selbstverständlich verbietet“, erklärt Bernd Gerken.

„Ihre Regeneration erfolgt selbst aus kleinsten Wurzelstücken, sodass eine mechanische Bekämpfung in der Regel fruchtlos bleibt, zudem die Lebensbedingungen auf diesen großflächigen Femellöchern auch optimal für die unerwünschten Arten sind.“

Dem Indischen Springkraut, eigentlich aus dem Himalaya stammend, gefällt es jedenfalls außerordentlich im Leipziger Auwald. Im Gegensatz zum Japanischen Staudenknöterich lässt es sich manuell jedoch recht gut beseitigen. Das Indische Springkraut zeigt, ebenfalls wie die Robinien auf den Femellöchern im Auwald, erste Veränderungen in den Vegetationsgemeinschaften an. Eine Entfernung von Robinien ist hingegen sehr aufwendig, so Gerken. Leider verändern Robinien den Boden durch Stickstoffanreicherung, was wahrscheinlich weitere Veränderungen für die Lebensgemeinschaft Auwald nach sich ziehen wird.

Oder mal so formuliert: So eine Femel-Wirtschaft verändert nicht nur die einfache Baumbesetzung, sondern bringt komplexe Veränderungen in der ganzen Biotop-Gemeinschaft – bis in den Boden hinein – in Gang.

Und eigentlich müsste Leipzig so langsam Erfahrung haben damit, was solche Eingriffe in funktionierende Ökosysteme für Folgen haben. Denn der Japanische Staudenknöterich, eigentlich beheimatet in Asien, breitet sich seit dem vorigen Jahrhundert auch in Leipzig immer mehr aus. Durch seine invasive Ausbreitung unterdrückt er auch im Leipziger Auwald auf größeren Flächen einheimische Arten.

Und nur hoher personeller Aufwand kann die Ausbreitung wieder begrenzen.

Das heißt: Die so großflächig forcierte Waldbereinigung hilft nicht den Auwaldpflanzen, sondern sorgt erst dafür, dass hier Pflanzen beste Bedingungen vorfinden, die eigentlich aus Indien und Japan kommen. Und da die hier nicht hergehören, wird die Leipziger Abteilung Stadtforsten in den nächsten Jahren jede Menge Arbeit damit bekommen, die Fremdlinge immer wieder zu entfernen. Ein Beschäftigungsprogramm, das mit behutsamer Walderneuerung so gar nichts zu tun hat, aber absehbar den Stadthaushalt über Jahre, wohl Jahrzehnte zusätzlich belasten wird.

Nachhaltig ist das auf keinen Fall.

„Durch die gemäß Forstplanung vorgesehene Zunahme von Auflichtungen und großen Femellöchern wird in absehbarer Zukunft ein hoher personeller und somit auch finanzieller Einsatz auf großen Flächen erforderlich, um den dort gepflanzten Jungbäumen auch nur den Hauch einer Chance zu erfolgreichem Anwachsen zu geben“, betont deshalb der Offene Brief. „Die Beobachtungen nach dem diesjährig auffallend heißen und mehrmonatig trockenen Sommer zeigen, dass die Wuchsbedingungen für die Fremdlinge eher günstig, jedoch für die Zielarten der Aufforstung, vor allem die Eiche sehr nachteilig sind.“

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