Die Sicht des NABU und der Offene Brief zum Forstwirtschaftsplan

Foto: W. Stoiber

Wie weiter mit dem Leipziger Auwald fragt der NABU, hier 2 Kommentare zum in der L-IZ eingestellten Artikel: O: Mitglieder des NABU haben sich entrüstet gezeigt, auf diese Führung im Zusammenhang mit dem anstehenden Beschluß zum Forstwirtschaftsplan hingewiesen und die Frage, was sie denn für ein perfides Spiel trieben. Diese Führung stünde in keinem Zusammenhang, nein! Das sei Unterstellung. Nun ja, Die 11 „Wissenschaftler“, die einen nicht so offenen Brief schreiben um weitere Rodungen im Auwald zu begründen, führen zusammen mit dem Nabu die Stadträte vor Beschlußfassung zum Forstwirtschaftsplan durch den Wald, um „aufzuklären“.
Nein, das stimmt so nicht ganz. Richtig betrachtet sind mit den versammelten „Wissenschaftlern“, Nabu, BUND, Ökolöwe und Stadtforst wer versammelt? Richtig die vom Stadtförster Sickert ganz demokratisch handverlesene Truppe namens „AG Stadtwald“. Ein nicht demokratisch legitimiertes Gremium. Das sieht doch ganz wie eine konzertierte Aktion aus? Mit der gaaaanz unabhägig die Stadträte „informiert“ werden sollen?
Der Fisch stinkt vom Kopf. Und Sickert ist nicht der Kopf. Jung und Rosenthal lassen grüßen.

Der Nabu (Dr. Vlaic) ist Teil des Projektes „Lebendige Luppe“ und verdient ordentlich Geld damit. Prof. Wirth (Uni Leipzig, iDiv) und UFZ ebenso. Was sollen die zum Projekt sagen? Das es Unsinn ist? Engelmann beschäftigt sich seit Jahren mit seinem Auwaldkran mit sich selbst.

Die Herrschaften hatte vor kurzem Gelegenheit, sich umfassend über mehrere Tage zum Thema auszutauschen, Erfahrungen weiterzugeben, Erkenntnisse zu besprechen, neue Entwicklungen zu beleuchten. Zum 2 Internationalen Auenökologiesymposium in Leipzig Anfang September. Diese Gelegenheit wurde nicht nur nicht genutzt, sie wurde ausgeschlagen. Diese Herrschaften verfolgen mit Sicherheit Ziele. Ein natürlicher, sich selbst regulierender Auwald gehört augenscheinlich nicht dazu.

Das iDiv hat gerade sinnigerweise aktuell auf seiner HP stehen, daß die Natur sich selbst überlassen werden soll. Vielleicht sollte Engelmann von Enedas den Beitrag mal lesen? Doch auch ohne diese Lektüre sollte Engelmann klar sein, daß auch mit Fällung der Eschen wegen des Eschentriebsterbens nicht eine Spore des verantwortlichen Pilzes aus dem Wald kommt. Es sei denn, es werden alles Eschen gefällt und der Bewuchs mit neuen Eschen verhindert. Das Roden der Eschen nützt nicht nur nichts, es ist auch noch schädlich. Denn es wird verhindert, daß sich Resistenzen bilden können.

Bis man den Auwald „in Ruhe“ lassen kann, ist es allerdings noch ein weiter Weg.Denn um das dringend erforderliche Wasser in den Auwald zu bekommen sind noch einige Eingriffe nötig. Das Projekt Lebendige Luppe ist es jedoch nicht. Denn neben sinnlosen gravierenden Eingriffen hierfür in den Auwald (die Genehmigungsfähigkeit für das Projekt ist noch lange nicht gesichert) fehlt das Wesentlichste – eine Verbindung mit dem Grundwasser. Ohne die Luppe „anzufassen“ geht gar nichts. Es wird nur ein Ökodineyland geschaffen. Aber da kann man ja schön weiter „forschen“.

Seit über 25 Jahren wird diskutiert, daß Wasser in den Auwald kommen muß. In seinem nicht so offenen Brief bezieht sich Prof. Wirth auf die Thesen von Prof. Müller. Zu Recht. Doch zu spät. Seit über 25 Jahren wird nichts getan. Deshalb ist die Berufung auf Prof. Müller fadenscheinig. Ein Feigenblatt. 25 Jahre kiloweise Papier vollschreiben und einen Status quo erhalten um jahrelang Geld abzufassen – da kann man heute schlecht anderes sagen, als die 25 Jahre zuvor.

J: Mir tut der NABU auch ein wenig Leid. Mir kommt es eher vor, als hängt er da irgendwie mit drin, möchte aber auch nicht daran beteiligt sein, ist es dann aber doch irgendwie.

Vielleicht ist es dem NABU auch nicht so ganz klar, was er will oder meint zu diesem oder jenem.

Nun ist das in so einem Verein mit vielen Leuten sicher auch nicht einfach, selbst in sich einen Konsens zu finden.

Aber Zeit wär es vielleicht, da zu Potte zu kommen.

Wie viele andere kommt mir der NABU auch überfordert vor und ich nehme diese Thematik ebenfalls als gigantisch wahr. Alles andere als einfach. Ein Schutzgebiet, dass irgendwie alles sein soll und vielen Menschen dennoch im Weg steht. Veränderungen im Auwald, von denen niemand weiß, was sie bewirken werden. Vielleicht wird vieles auch gar nicht so dramatisch, wie manch Wissenschaftler sich das ausmalt. Wer hat schon eine Glaskugel, die präzise in die Zukunft schauen kann, um jetzt genau sagen zu können, wie stark das Eschentriebsterben ausfallen wird oder wie trocken 2019, 2020 oder 2021 oder… sein werden. Vielleicht wachsen die Eichen in 5 Jahren wie Unkraut. Vielleicht spielt das Wetter auch verrückt und wir haben die kommenden Jahre sintflutartige Regenfälle. Vielleicht wäre es auch mal interessant, an Stellen, wo es möglich ist, zu schauen, wo die weitere Sukzession hinführt. Und in meinen Augen könnte es auch interessant sein, auch kleine (!!!) Mittelwaldflächen in der Aue zu haben und zu beobachten. Wenn man die nicht gerade da errichtet, wo eine vom Aussterben bedrohte Art ihr Refugium hat. Dann muss man sowas eben an einer anderen Stelle machen.

Alle sind sich aber seit Jahren einig, das Wasserdynamik fehlt, und klar, es ist ein Auwald, ohne Wasser geht da eigentlich gar nichts voran. Nur ist das „Wann“ ja das Ding. Jetzt? Oder in 100 Jahren? Oder in 300 Jahren? Wenn man Hainbuchen wenige Meter von der Pausnitz entfernt pflanzt, geht man städtischerseits davon aus, dass es dort langfristig keinen richtigen Auwald mehr geben wird. Wenn man Linden in die eigentlich feuchten Senken (nahe der ehemaligen Rödel) der Nonne pflanzt, sollen die dort auch alt und groß werden. Wie alt werden Linden? Bis sie hiebsreif sind, wird es auch dort – so plant man ja städtischerseits – keinen Auwald geben. Und auch Äpfel und Eichen in den ehemaligen Flussbetten (Schwarze Lache) der Burgaue, komplett erhaltene Flussbetten, denen nur Wasser fehlt, pflanzt man jetzt dorthin, damit sie dort stehen, bis sie alt bzw. hiebsreif sind. Auch da plant man so, als ob man dort keinen Auwald mehr erwartet für über 100 Jahre und mehr.

Und weil die Stadt keinen richtigen Auwald mehr will, maximal an der Lebendigen Luppe, weit weg wo Natur keinen stört, meint man, einen tollen Kompromiss gefunden zu haben und baut alles hauruck zu einem Eichen-Hainbuchenwald mit Linden um. Auch ein Eichen-Hainbuchenwald mit Linden kann übrigens was Schönes sein und so ein Wald kann auch artenreich sein, nur ein Auwald ist das dann nicht mehr. Naja. Eichen-Hainbuchen-Wälder brauchen dann auch kein Wasser mehr, man muss keine Angst vor Mücken zu haben und man kann besser drin Boot fahren (weil die Flüsse nicht revitalisiert werden müssen und weiter zu Kanälen ausgebaut werden können).

Und dann lese ich solche Briefe, wo man sich rechtfertigt und denke: das kann nicht Euer Ernst sein.

Man arbeitet ernsthaft mit zwar wichtigen und interessanten, aber teilweise jahrzehntealten Studien?

Was genau sagt denn eine Biotopbaumkartierung von 1998 und 2006 heute noch aus, wo a) viele Biotopbäume inzwischen wahrscheinlich das zeitliche gesegnet haben und b) ganz andere Bäume inzwischen neue Biotopbäume geworden sind?

Was sagen Forschungen am Auwaldkran aus über etwaige Vorkommen von FFH-Arten bspw. im südlichen Auwald?

Und so weiter und so fort.

Vor allem kann man ganz klar lesen, dass man (bewusst?) vieles nicht versteht (oder vielmehr nicht verstehen will?) und weiteres sogar (bewusst? Weil es dann besser passt?) falsch wieder gibt.

Wie es aussieht, ist das Schlimmste aber: die FFH-Arten scheinen in diesem FFH-Gebiet ja irrelevant zu sein, wenn man das alles so zusammenfasst? Man scheint der Meinung zu sein, ein langfristiges Monitoring beantworte zentrale Fragen nicht. Also ist es egal?

Dabei geht es doch gar nicht nur darum, ob ein Monitoring irgendeine zentrale Frage lösen kann, so wichtig diese auch möglicherweise sei für das Große und Ganze (falls eine einzige Frage je so zentral sein kann bei so etwas Komplexem wie einer Aue).

Die Monitorings sollen nur die Frage beantworten, wo seltene und bedrohte Arten leben, damit man deren Lebensstätten nicht zerstört (auch wenn man es theoretisch gut meint damit, was man dort tut, oder auch nur meint, es gut zu meinen).

Der Auwald ist schlicht ein FFH-Gebiet. Diese Gebiete wurden danach ausgewählt, dass dort bestimmte, besondere Tierarten vorkommen, die zumeist auch selten und bedroht sind in Europa. Diese FFH-Gebiete sind dazu da, dass diese seltenen Arten in diesen Arealen leben und sich sogar noch weiter ausbreiten können, zusammen mit anderen Arten, die im gleichen Lebensraum vorkommen.

Und damit diese seltenen Arten dort leben und sich die Lebensbedingungen für sie sogar noch verbessern, gibt es bspw. viele Vorschriften und Regelungen. Zum Beispiel sind Verträglichkeitsprüfungen vorgeschrieben. Und für die seltenen Arten gibt es auch recht klare Vorschriften, Vorschläge und Regelungen.

So dürfen Lebensstätten dieser Tiere nicht beschädigt oder zerstört werden etc.

Und bspw. die Mopsfledermaus ist so eine Art.

Deswegen ist es doch logisch, dass es wichtig ist, herauszufinden, wo bspw. diese Art genau im Auwald vorkommt, wo sie Verbreitungsschwerpunkte hat usw., damit ihre Lebensstätten geschützt werden können (und das sind Bäume).

Denn diese Art ist einer der Arten, die wirklich selten ist, sie ist eine sogenannte Art nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands.

Auch die Wildkatze und der Mittelspecht zählen übrigens zu diesen Arten.

Wo brütet denn aktuell der Mittelspecht? 2013 gab es ja dann wohl eine Brutvogelkartierung, aber Mensch, wir haben fast 2019!

Und da wird so salopp gesagt, interessiert uns nicht, kann man sowieso nicht abschätzen, ist den Herren und Damen Wissenschaftlern egal? Untersuchen sie erst, wenn sie Forschungsgelder dafür haben, bis dahin empfehlen sie das Zerstören möglicher Lebensstätten bedrohter Arten?

Wenn man wenigstens vorher sowas ausschließt… bevor man solche Maßnahmen empfiehlt. Aber nicht mal das?

Das muss ich nicht verstehen! Da kann man sich auch nur noch ins Bett legen und nicht mehr drüber nachdenken. Na dann gute Nacht.

Hier der Artikel in der L-IZ: https://www.l-iz.de/politik/engagement/2018/10/Die-Sicht-des-NABU-und-der-Offene-Brief-zum-Forstwirtschaftsplan-240032

Dieser Beitrag wurde unter Aktuelles, Argumente und Positionen, Auwald, Presse veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.