Bürgerproteste – wofür sie wichtig sind:

in der Nonne mit Prof. Bernd Gerken. Am Femel (N51.32074° E12.35191°). Bernd Gerken bestimmt das Alter der gefällten Eschen. Mehrere Expl. (auch anderswo) sind 160, 170 Jahre alt. Was geschah hier um 1840, dass viele wertvolle Eschen entstanden?

Die BürgerInnen Leipzigs möchten unseren Auwald naturnah,  als Rückzugsraum für Erholung, zum Wandern, Spazierengehen und Entspannen! Sie möchten keinen zerschundenen, zerstörten, zusammengebastelten Wirtschafts- und Plantagenwald! Immer mehr Bürgerzuschriften erreichen uns, wie zum Beispiel diese, welche von den VerfasserInnen an die zuständigen Verantwortlichen (Oberbürgermeister, Umweltbürgermeister, Stadträte, Wissenschaftler) gesendet wurden:

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, sehr geehrte Herren Bürgermeister,

alle Jahre wieder erleben wir das gleiche Schreckensszenario im Leipziger Auwald. Schon oft habe ich dagegen protestiert. Das erste Mal liegt schon 15 Jahre zurück. Damals wurden an der Koburger Straße Femellöcher geschlagen, auf denen noch heute keine Eichen wachsen. Ich bin kein Forstexperte, nur ein Naturfreund, aber jeder, der nur mit ein wenig gesundem Menschenverstand durch den Wald geht und etwas für Bäume übrig hat, kann sehen, dass diese Forstwirtschaft ein Frevel an der Natur ist. Die Bestände, in denen die Fällungen (Entnahmen) erfolgen, gleichen einem Schlachtfeld. Stehen gebliebene Nachbarbäume bleiben beschädigt und entstellt zurück, der sensible Waldboden wird durch schweres Gerät verdichtet, Wege aufgewühlt und zerschunden. Und das alles im Namen einer “Waldverjüngung” durch Fachleute, die mit der Pflege und dem Schutz dieses kostbaren Naturschatzes betraut sind. Wie lange muss man sich das noch anschauen bis endlich die Vernunft siegt und ein naturverträglicher Umgang mit der Kostbarkeit des Leipziger Auwaldes statt findet. Jetzt, da die kritischen Stimmen immer lauter werden, kann ich nur hoffen, dass auch bei Ihnen die Alarmglocken zu läuten beginnen und endlich ein Umdenken einsetzt. 

Mit besorgten Grüßen, Bernd Pietsch

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Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, Als Bürger dieser Stadt, hier geboren und aufgewachsen, studiert, lange im Ausland gelebt und zurückgekehrt appelliere ich an sie dem zu beschliessenden Forstwirtschaftsplan in seiner gegenwärtigen Form die Zustimmung zu verweigern. Der geplante, massive Einschlag von Bäumen, die hundert und mehr Jahre alt sind, ist in einem ausgewiesenen Flora Fauna Habitat Schutzgebiet angesichts der laufenden Klimadiskussion nicht vertretbar bzw. zu rechtfertigen. Dazu kommt, wenn die entsprechenden Berichte in den Medien korrekt sind, dass die Kosten für den Einschlag den Nutzen bei weitem übersteigen. Sicher kann dieses für den Einschlag geplante Geld einer anderen, sinnvolleren Nutzung zugeführt werden. Die Argumente für und wider den Einschlag müssen sehr viel gründlicher geprüft werden als es bisher mit punktuellen Studien geschah. Ein mehrjähriges Einschlag-Moratorium, welches genug Zeit bietet die Situation und auch die verschiedenen Standpunkte objektiv zu bewerten und eine für alle tragbare Lösung zu finden, ist da sicher angebracht. Eine übereilte Entscheidung pro Einschlag dieser alten Bäume würde aus meiner Sicht ein ähnliches Signal wie die Sprengung der Universitätskirche 1968 aussenden. Einmal abgeholzt, sind die alten Bäume unwiederbringlich verloren. Und ganz ehrlich: Welcher 300 Jahr Plan hat denn jemals zu den geplanten Ergebnissen geführt? Seien sie mutig, beziehen sie Position und lehnen sie diesen Forstwirtschaftsplan ab! Ihre Kinder und folgende Generationen werden es ihnen danken!

Viele Grüße, Dr. Christoph Schetelich

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Ich bin sicher kein Fachmann, nur Naturwissenschaftler und habe ein paar Fragen, die mich bewegen:

  • Sind die Bäume erst gefällt, dann ist das Kind in den Brunnen gefallen – die Bäume können im Gegensatz zu Gebäuden auch nicht so einfach wieder aufgebaut werden. 1000 Bäume entsprechen ungefähr einer beidseitig mit Bäumen bestandenen Straße von ca. 5 km Länge, in etwa die Distanz Völkerschlachtdenkmal – Elsterflutbett.
  • Reicht die kurze Zeit bis zur Entscheidung über den Forstwirtschaftsplan für die Stadträte überhaupt aus, sich mit der komplexen Materie so vertraut zu machen, dass sachlich fundierte Entscheidungen getroffen werden können? Insbesondere nach der Wahl, die ja doch einige Verschiebungen im Stadtrat nach sich zog. Warum die Eile für ein auch ökonomisch fragwürdiges Projekt?
  • Warum wird seitens der Stadt/Stadtforsten/Sachsenforst nicht eine Aussetzung des Einschlags angeboten? (Zumindest bis die anhängigen Verfahren abschließend beschieden wurden)
  • Welche Beispiele gibt es für die erfolgreiche Anwendung von Femelschlägen in einem Auenwald?
  • Wie haben sich die vor 15 Jahren geschlagenen Femellöcher entwickelt? Gibt es dazu belastbare, unabhängige Studien?
  • Führen offene Flächen nicht zum weiteren Austrocknen des Auenwaldes, insbesondere in Abwesenheit regelmäßiger Flutungen?
  • Welche kurz-, mittel-, langfristigen Auswirkungen hat der Einschlag auf die CO2 Bilanz und auf das Mikroklima der Stadt Leipzig (vor allem auch vor dem Hintergrund, dass durch die baulichen Verdichtungsmaßnahmen Grünflächen verloren gehen und die Ersatz- bzw. Neupflanzungen von Bäumen nur langsam vorangeht) – Sicher eine interessante Frage für Herrn Kasek.

Viele Grüße, Dr. Christoph Schetelich

Wie war das noch: “Das Ding muss weg”.

https://www.welt.de/geschichte/article176813579/Kirchensprengung-in-Leipzig-1968-Das-Ding-muss-weg-fand-Ulbricht.html

Anmerkung von NuKLA: Liebe Mitbürger, bitte lasst es Euch nicht gefallen, dass die, die ihr als eure Vertreter gewählt habt euch die alten Bäume nehmen. Wir Bürger haben ein Recht auf unsere Bäume !!

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FILM zu den forstwirtschaftlichen Schäden im Auwald:

Der Leipziger Auwald. Chancen der Nutzung gesundheitsfördernder und therapeutischer Waldwirkungen

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