Das Tauziehen um den Leipziger Auwald geht immer weiter.

Ein Gerichtsurteil, ein Gegenstand, eine Stadtverwaltung, zwei Leipziger Medien, zwei völlig gegensetzliche Auslegungen: Die LVZ dazu: Förster werden wieder zu Pflegern. Nach drei Jahren erste größere Maßnahmen / Junger Wald am Cospudener See soll durchforstet werden.

Nach drei Jahren, in denen im Leipziger Wald nur das Nötigste getan wurde, soll es in diesem Herbst wieder mit größeren Pflegemaßnahmen losgehen. Das sieht der neue Forstwirtschaftsplan vor, der am Montag vorgestellt wurde. Darin hallt der Beschluss der Bautzener Richter von 2020 noch immer nach.

Wie berichtet, hatte das Oberverwaltungsgericht auf Drängen der Grünen Liga Sachsen den Forstwirtschaftsplan von 2018 gestoppt. Das Verfahren verursachte bundesweites Aufsehen, weil es Forstwirtschaft in einem Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet beurteilte. Und verunsicherte die Förster, trotz gegenteiliger öffentlicher Äußerungen. Denn 2018 und 2019 wurden nur noch erlaubte Verkehrssicherungsmaßnahmen an Straßen und Wegen durchgeführt, 2020 überwiegend nur Dürreschäden beseitigt.

Auch der neue Forstwirtschaftsplan 2021 soll nicht Platz schaffen für junge, klimaangepasste Bäume und zukünftige Wälder. Er legt den Fokus auf etwa 30 Jahre alte Waldbestände überwiegend an der Lauer am Cospudener See, die nun durchforstet werden sollen. Das sei schon 2018 geplant gewesen, habe aber aufgeschoben werden müssen, so Stadtförster Andreas Sickert. „Jetzt haben es die Bestände dort aber dringend nötig“, sagte er.

Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer: „Die jungen Bäume stammen häufig aus Erstaufforstungen und haben sich zu geschlossenen Waldbeständen entwickelt. Durch die Entnahme benachteiligter Bäume wird der verbleibende Baumbestand insgesamt in seiner Vitalität, Entwicklungs-und Anpassungsfähigkeit sowie seinem Artenreichtum gestärkt.“

Auf einer Fläche von 109 Hektar würden etwa 3000 Festmeter Holz umgelegt, so Sickert. Etwa ein Drittel davon bleibe als Totholz liegen, wie insgesamt der Anteil an totem Holz in den städtischen Wäldern steigen soll. Das ist Teil eines neuen Konzeptes, das die Förster mit dem Wirtschaftsplan vorlegen.

„Die Erhöhung des sogenannten Totholzanteils schafft vielfältige Strukturen sowie Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse und fördert damit die Artenvielfalt“, erläuterte Sickert. „Ein Wald mit viel Totholz ist ein sehr lebendiger Wald.“ Ziel sei es, dass in über 80 Jahre alten Beständen künftig 50 Kubikmeter Totholz pro Hektar im Wald bleiben.

In so jungen Beständen wie am Cospudener See stehe oftmals nicht mal so viel lebendiges Holz. Durch die am Boden liegenden Holzpreise und die nur kleinen Stämmchen, die in der Spanplattenindustrie oder als Holzhackschnitzel verwendet werden sollen, erwartet Sickert denn auch von der Durchforstung keine wirklichen Einnahmen. „Wir versuchen, an eine rote Null heranzukommen“, sagte der Stadtförster. Neben dem Wald an der Lauer sollen auch im Revier Leutzsch auf 14 Hektar Fläche die Kulturen gepflegt werden.

Neuaufforstungen wie in den früheren Jahren – Leipzig hat seit der Wende immerhin mehr als 400 Hektar neuen Wald gepflanzt – sind in diesem Jahr nicht vorgesehen. Die weitere Verjüngung des Waldes, wie in der vom Stadtrat beschlossenen Forsteinrichtung vorgesehen, habe nicht wie geplant stattfinden können, bedauerte Dittmar und verwies auf den Richterspruch.

Im nächsten Jahr solle es aber damit weitergehen, versprach er. Um Platz für die Neuaufforstungen zu schaffen, ist aus seiner Sicht auch keine umfangreiche Fauna-Flora-Habitat-Prüfung notwendig. Ebensowenig müsse die Stadt um Erlaubnis bitten, wenn Gefahr in Verzug ist und einzelne Bäume an Wegen und Spielplätzen entfernt werden müssen. Die Umweltprüfung sei aber notwendig bei Maßnahmen der Verkehrssicherung im größeren Umfang.

Quellenangabe: Leipziger Volkszeitung vom 23.02.2021, Seite 16

Ganz anders liest es sich in der Leipziger Internetzeitung : https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2021/02/leipzigs-forstdezernat-versucht-es-noch-einmal-neuer-forstwirtschaftsplan-vorgelegt-375567

 

 

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