Überlegungen zur Revitalisierung des südlichen Leipziger Auwaldes

Ratsholz im Leipziger Auwald im Frühjahr 2021. Foto: J. Hansmann

Ratsholz im Leipziger Auwald mit Paußnitz-Mäander im Frühjahr 2021. Foto: J. Hansmann

Ein Beitrag aus dem Aueninstitut für Lebendige Flüsse

Mit Interesse verfolgen wir schon länger die aktuellen Geschehnisse um den südlichen Leipziger Auwald, welcher in den vergangenen Monaten gleich mehrfach in der Presse und im öffentlichen Gespräch war. Was jüngst seitens des Ökolöwen an Ideen dazu eingebracht wurde1, und anscheinend seitens des Stadtrats wohlwollend aufgenommen wurde2, will freilich gründlich geprüft werden. Mit einer Umsetzung dieser sehr vorläufigen Planidee des Ökolöwen wären wahrscheinlich massive Eingriffe in die Auenböden, die Gewässer und die allein als solche bereits wertvollen Altwaldbestände verbunden. Zudem würde nur ein sehr geringer, nördlicher Teil des Ratsholzes durch diese Maßnahmen überflutbar, weitestgehend ohne Sediment-Dynamik. Hierdurch wären jedenfalls auentypische Bedingungen gar nicht zu erreichen, so dass man nicht von einer Revitalisierung sprechen dürfte! Das Wasser würde in diesem schmalen Sektor auch nicht weit in den Auwald hinein strömen können.

Ratsholz

Im Ratsholz 2021. Eine Hartholzaue, die es wert ist, richtig revitalisiert zu werden. Foto: J. Hansmann

Im vorliegenden Beitrag betrachten wir deshalb das Gebiet, die bisherigen Geschehnisse, die bisherigen Planungen und die öffentliche Diskussion in Bezug auf das Ratsholz und das Elsterflutbett und legen eine Ideenskizze für eine Revitalisierung der Südaue vor, welche diese als Ganzes erfasst, d.h. ab dem nördlichen Ende der Betonelster bis zum Schleussiger Weg. Eine weitergehende Ausführung dieser Planidee wird zu späterer Zeit vorgelegt, und diese muss selbstverständlich noch ausführlich durchgerechnet werden. Eine nur halbherzig eingeleitete Beflutung lediglich eines kleinen Teils der Südaue muss jedoch unterbleiben, denn eine Auenlandschaft ist stets als Ganzes zu betrachten – wobei wir der Betrachtung der Südaue eine solche der mittleren und nordwestlichen Aue Leipzigs zu einem anderen Zeitpunkt hinzu geben werden, bei welchen es sich zwar um hydrologisch eigenständige Bereiche handelt, die aber selbstverständlich in ihrer Wasserführung als dem eine Auenlandschaft prägenden ökologischen Faktor aufeinander abzustimmen sind. Mit anderen Worten, erneut erheben wir die Forderung nach einem Gesamtkonzept für die Entwicklung der Leipziger Auensystems!

Ratsholzdeich

Ratsholzdeich 2021 im nördlichen Bereich, im Vordergrund das Elsterflutbett. Dieser kleine Abschnitt kann bzw. soll niedergelegt werden, aber das Wasser liegt zu tief. Wirkliche Auendynamik wird allein eine Deichniederlegung an dieser Stelle nicht bringen. Foto: J. Hansmann

Im vorliegenden Fall geht es jedoch zunächst vor allem um einen Deichabschnitt namens Ratsholzdeich, welcher östlich des Elsterhochflutbettes und des Elsterflutbettes liegt. Für diesen Bereich gibt es schon seit Jahren seitens mehrerer Akteure Überlegungen, wie man hier Revitalisierungsmaßnahmen durchführen könnte. Bisher wurde nur das Langzeitprojekt der jährlichen Paußnitz-Flutung3 realisiert, bei welcher aber keine wirkliche Auendynamik erreicht werden konnte. Seitens der Stadt sollte die Paußnitz-Flutung im Projekt „Dynamische Aue“ weiter entwickelt werden.4 Schon länger wurde im Rahmen von Foren und Untersuchungen auch in die Richtung eines neuen Durchlasses im Deich gedacht.5 Dieser wurde im Frühjahr 2021 durch die Landestalsperrenverwaltung (LTV) fertiggestellt. Leider greifen bisher die Planungen der LTV und der Stadt nicht ineinander, denn dieser auffallend schmale Auslass kann bisher keine Funktion übernehmen, da er unter dem Geländeniveau des Ratsholzes liegt. Zudem eröffnet sein Querschnitt und die rechtwinklige Anordnung nicht die hydrodynamische Leistungsfähigkeit, die eine Revitalisierung der Aue des Ratsholzes erfordert. Immerhin gibt es nun seitens mehrerer Akteure neue Überlegungen bis hin zum Rückbau eines Teils des Deichabschnittes, es ist jedoch mehr als fraglich, ob dieser Rückbau überhaupt eine auentypische Flussdynamik auf größerer Fläche bewirken kann.


Was ist der Ratsholzdeich?

Der Ratsholzdeich ist ein Deichabschnitt östlich des Elsterhochflutbetts und beginnt an der Bahnlinie Leipzig-Plagwitz–Markkleeberg–Gaschwitz im Süden und endet am Schleußiger Weg im Norden. Er ist ca. 2,4 km lang und hatte die Funktion, den Auwald vor Hochwasser „zu schützen“, welches statistisch gesehen alle 25 Jahre über das Elsterhochflutbett abgeleitet wird, um die Weiße Elster zwischen Knauthain und Großzschocher zu „entlasten“.6 Im April 2019 wurde hier ein Deichabschnitt entwidmet.7 Auf dem Ratsholzdeich verläuft ein Weg, welcher aber aufgrund vieler Schlaglöcher zumindest für Radfahrer nicht empfehlenswert ist, aber von Joggern dennoch gern genutzt wird. Östlich des Deichs liegt das Leipziger Ratsholz als Teil des südlichen Leipziger Auwaldes (LRT Hartholzauenwälder und LRT Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder). Auwald, Deich wie auch Elsterflutbett und Elsterhochflutbett liegen im FFH-Gebiet „Leipziger Auensystem“ und im SPA-Gebiet „Leipziger Auwald“, weiterhin im LSG „Leipziger Auwald“ und Teile des Ratsholzes bilden zudem das NSG „Elster- und Pleiße-Auwald“. Im Wald sind im Geoportal Sachsen Habitatflächen für Mopsfledermaus, Großes Mausohr und Kammmolch, am Elsterflutbett sind Habitatflächen für Fischotter und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling verzeichnet. Die Habitatflächen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind auch im Elsterhochflutbett zu finden. Weiter südlich schließt sich direkt die Tagebaufolgelandschaft um den Cospudener See an.


Was ist bisher am Ratsholzdeich passiert?

Elsterflutbett

Elsterhochfluttbett mit Staatsstraße und Bahnlinie im Jahr 2021. Foto: J. Hansmann

2011 wurden im südlichen Bereich des Deichs flächig Bäume gefällt. Diese Fällarbeiten wurden auch im Bereich der Nordwestaue ausgeführt, wurden gegen Bürgerproteste durchgesetzt und würden heute gewiss nicht mehr erlaubt werden. Damals plante die LTV eine Instandsetzung des Ratsholzdeiches inklusive des Neubaus eines Deichverteidigungsweges für 4,8 Mio. €.8 Zwar ist seitdem dort nichts passiert, aber man plant nach wie vor im südlichen Abschnitt des Deichs (Bahnlinie bis Höhe Leipziger-Kanu-Club e.V.) eine Hochwasserschutzeinrichtung in Form einer Spundwand als Kopfsicherung. Als Grund hierfür wird auf Modellierungen verwiesen, wonach bei einem sich rein statistisch gesehen alle 150 Jahre ereignenden Hochwasser „die Eisenbahnlinie, die Kläranlage, die Staatsstraße sowie die Siedlungsbereiche in Leipzig (Wolfswinkel) und Markkleeberg“ gefährdet sein könnten.9

Bereits 2014 wurde beim Auwaldforum im Neuen Rathaus in diesem Zusammenhang ein Projekt der LTV vorgestellt, den Ratsholzdeich zu „durchörtern“, welches gleichzeitig als Ausgleichsmaßnahme für die o.g. Baumfällungen gedacht war.10 Im Oktober 2020 schritt man zur Tat und begann mit den Bauarbeiten eines 2,15 Meter breiten Durchlasses 500 m nördlich der Brückenstraße. Die Baukosten betrugen 550.000 Euro. Auch damals schon wurde bereits von der Leipziger Internetzeitung angesprochen, dass der Weg auf dem Deich schlecht befahrbar sei, dennoch aber eine interessante Wegeverbindung für Rad- und Fußgänger nach Süden sein könnte und es nicht nachvollziehbar wäre, dass die Stadt diesen Weg nicht übernehmen wollen würde.11 Im Frühjahr 2021 war der Durchlass fertig und eine interessante öffentliche Diskussion um eben diesen Gehweg begann.12


Ein Überblick über den Stand der Revitalisierungsplanung für Paußnitz und Ratsholz und die aktuelle öffentliche Diskussion

Deichdurchlass

Kleiner Deichdurchlass im Ratsholz 2021: momentan ein Schildbürgerstreich. Hier passt keine Auendynamik durch, auch fehlt sowieso der Anschluss an die Gerinne. Foto: J. Hansmann

Die Pläne in Bezug des Ratsholzes sahen also wie folgt aus: im südlichen Teil soll es eine Hochwasserschutzmaßnahme in Form einer Spundwand geben, welche die Bahnlinie, die Brückenstraße und das Klärwerk Markkleeberg schützen soll. Weiter nördlich steht der nun fertig gebaute Deichdurchlass bereit, um bei einem geeignetem Hochwasser, welches es rein statistisch gesehen alle 25 Jahre gibt, Wasser in den Auwald strömen zu lassen. Das Obere Paußnitzsiel sollte zurückgebaut werden, am Unteren Paußnitzsiel besteht eine Drosselung, welche auch zurückgebaut werden sollte.

Durch die Entwidmung eines Deichabschnittes ist momentan unklar, wer nun für den dort bestehenden Rad- und Fußweg zuständig ist. Da der Deich entwidmet wurde, fühlt sich die Landestalsperrenverwaltung (LTV) weder für ihn noch für den auf ihm verlaufenden Weg zuständig. Die Stadt hat anscheinend kein Interesse, den Weg zu pflegen. Zwar ist der Weg momentan nutzbar, auch wenn sein Zustand schlecht ist, dennoch ist er abgesperrt. Die Passanten stört dies aber nicht, der Weg wird nach wie vor genutzt. Bürger starteten dazu eine Petition, dass die Stadt sich um den Weg kümmern solle.13 Die Grünen-Fraktion im Stadtrat Leipzig schlug vor, dass der Weg in seinem Zustand weiter genutzt werden soll und später in einen „naturnäheren Auenweg (Cross) in Verbindung mit einem umgestalteten Altdeich umgewandelt werden soll“. Weiterhin wies die Grünen-Fraktion darauf hin, dass auch auf der Landseite des Deichs noch einige Maßnahmen zu erledigen seien, bspw. der Anschluss entsprechender Gerinne im Auwald: „Im Zusammenhang mit der Entwidmung des Deichs wurden seitens LTV bereits ein neuer Durchlass im Elsterhochflutbett (EHFB) errichtet. Der neue Durchlass ist erst mit Anschluss an die Gerinne im Auwald auenökologisch wirksam. Dazu muss das landseitige Projekt “Dynamische Aue” umgesetzt und ein entsprechendes Steuerungsregime für eine häufigere und längere auenwirksame Einströmung in die Aue umgesetzt werden.“ 14

Einer der Gründe, warum der Weg überhaupt gesperrt wurde – auch nachdem die Bauarbeiten am Durchlass erledigt waren – war in einem Artikel in der Leipziger Internetzeitung vom 13.05.21 zu lesen: „Aber aktuell ist der Weg auf dem östlichen Deich gesperrt, da es bei Stürmen wiederholt zu Astbrüchen gekommen ist und die Diskussionen zwischen Stadt und Freistaat über den künftigen Nutzen und die damit einhergehende Verkehrssicherung des Weges anhalten.“ 15

Brückenstraße

Brückenstraße zwischen Markkleeberg und Leipzig 2021: Langfristig kann auch sie einer Aue angepasst werden und nicht die Aue ihr. Andere Kommunen und Bundesländer haben es schon lange vorgemacht! Foto: J. Hansmann

Auch die Stadtratsfraktion „Die Linke“ meldete sich zu Wort. Sie sehen eher die LTV in der Pflicht, den Weg weiter offenzuhalten, da die LTV sowieso immer noch nicht alle Ausgleichsmaßnahmen für die durch sie seit 2010 durchgeführten Baumfällungen im Leipziger Auwald in Angriff genommen hat. Am Ratsholzdeich gäbe es dafür nun viele Gelegenheiten. Weiterhin forderte „Die Linke“ sogar einen kompletten Rückbau eines Deichabschnittes: „Im Rahmen der Renaturierung des – u. a. durch die Baumaßnahmen der LTV – in seiner ökologischen Funktion schwer geschädigten und existenziell bedrohten Leipziger Auwaldes sollten diese wasserbaulichen Anlagen zurückgebaut werden.“16 Diese Forderung ist auf dem ersten Blick nachvollziehbar – denn wozu sollte man den Deich beibehalten, wo er sowieso funktionslos ist? Erinnern wir uns aber an das Auwaldforum 2014! Man hatte damals schlicht auch Bedenken, den Deich komplett zurückzubauen: „Immerhin hatte man durchaus ernsthaft untersucht, ob man die Deiche am Elsterflutbett nicht einfach komplett öffnen und entfernen könnte. Deich weg – freier Fluss für jedes Hochwasser rein in die Aue. Doch die Modellierungen zeigten dann, dass dieser Weg nicht gegangen werden kann, denn größere Hochwasser würden dann nicht nur ungebremst in die Aue hineinlaufen, sondern auch darüber hinaus. Mindestens bis zur B 2. Und weil der Damm der B 2 mehrere Durchbrüche hat, würde das Wasser auch noch weiter strömen. Dasselbe Problem gäbe es im Süden der Aue. Dort wären die Sportplätze an der Neuen Linie betroffen und noch weiter südlich der Tierpark, das Klärwerk von Markkleeberg – und möglicherweise würde das Wasser auch bis an den Bahndamm im Süden reichen, der nicht als Deich gedacht ist.“ Bei diesem Forum gelangte man darum zu folgendem Schluss: „Und wie das so ist im Leben: Bei Modellierungen stellte sich heraus, dass eine Zwischenvariante die beste Lösung wäre: den Deich so zu lassen wie er ist samt Radweg und Baumbewuchs und nur an einer Stelle einen künstlichen Durchbruch herzustellen, so dass ‘der hinterliegende Auwald bereits bei einem jährlichen Hochwasser mit Elsterwasser versorgt werden kann und der Deich durch den beidseitigen Einstau auch bei großen Hochwasserereignissen nicht versagt’.“17 Hieraus erklärt sich auch, warum man im südlichen Teil des Deichs eine Spundwand als Kopfsicherung bauen will und nur im nördlichen Teil des Deichs über eine Niederlegung nachdenkt. Allerdings wäre zu klären, ob die Modellierungen von 2014 überhaupt noch zutreffen und auch hier sind betreffs mancher Dinge theoretisch ganz andere Lösungen möglich, hätten auch schon vor Jahren bedacht werden können!

Am 17.06.2021 meldete sich in einem weiteren Artikel in der Leipziger Internetzeitung die Stadt Leipzig (Umweltverwaltung) zu Wort.18 Diese sieht nach wie vor die LTV in der Pflicht, den Weg zu pflegen und zu sichern. Warum? Auch wenn der Deich entwidmet wurde: „…die Landestalsperrenverwaltung (LTV) bleibt Eigentümerin der Flächen mit allen aus dem Eigentum folgenden Rechten und Pflichten. Dazu zählt bei einer Öffnung einer Fläche für den Verkehr auch die Übernahme der Verkehrssicherungspflicht.“ Nur wo entlang der Flüsse Wege verlaufen, die relevant sind für „überörtlichen Radwegeverbindungen“ hat die Stadt solche „vertraglich in Pflege“. Für den Ratsholzdeich sieht auch die Stadt Möglichkeiten, dass hier die LTV o.g. Ausgleichsverpflichtungen nutzen könne, wo doch bezüglich dieser Ausgleichsmaßnahmen ein „erhebliches Kompensationsdefizit“ besteht seitens der LTV.

Einen Rückbau (des nördlichen Abschnittes) des Deiches hält die Stadt für wünschenswert: „Inwieweit der Deich zurückgebaut werden kann, muss Bestandteil weiterführender Planungen sein. In jedem Fall wäre dies für die Revitalisierung der Aue wünschenswert und gäbe der LTV Gelegenheit, ihre offenen naturschutzrechtlichen Ausgleichsverpflichtungen zu erfüllen.“ Die Stadt sieht als mögliche Ausgleichsmaßnahmen folgende Möglichkeiten: „Wiederbewaldung und Dynamisierung des östlichen Deichbereichs entlang des Elsterflutbettes südlich des Schleußiger Weges, einschließlich der Umsetzung des Vorhabens ,Dynamische Aue‘ oder einer großflächigen Weiterentwicklung“.

Wassersportanlage Leipziger-Kanu-Club e.V.

Wassersportanlage des Leipziger-Kanu-Club e.V. im Elsterflutbett 2021. Foto: J. Hansmann

Der Ökolöwe e.V. unterstützte daraufhin die nun mehrfach geäußerte Idee, den Ratsholzdeich im nördlichen Bereich abzubauen und das Wasser frei in das Ratsholz hinein und auch wieder hinaus fließen zu lassen.19 Anstatt des Elsterflutbetts sieht er dort einen neuen Flussverlauf, den er als „naturnah“ bezeichnet: „Aus dem schnurgeraden Kanal muss ein geschwungener und lebendiger Fluss werden. Hierfür muss der rechtsseitige Deich am Elsterflutbett und am Elsterhochflutbett zu großen Teilen zurückgebaut werden. Nur so können die jährlichen Hochwässer wieder in den viel zu trockenen Auwald fließen und eine natürliche Wasserdynamik entfalten.“ Dies klingt erst einmal schön, hat aber mehrere Schönheitsfehler. Zu einem wird der schnurgerade Kanal vom Leipziger-Kanu-Club e.V. intensiv genutzt und es könnte hier deshalb zu einem Konflikt zwischen Wassersportlern und Naturschutz kommen. Weiterhin würden auch hier keine jährliche Hochwasser ankommen, da der technisch verbaute Leipziger Gewässerknoten ja nach wie vor besteht und durch eine Vielzahl von wasserbautechnischen Anlagen gesteuert wird. Zudem erschweren die Niveauunterschiede einen Eintritt des Wassers in die Aue.

Elsterflutbett

Ein großer Höhenunterschied zwischen Elsterflutbett und Auwald, aber das Elsterflutbett wurde ja auch so gebaut, um den Auwald zu drainieren! Foto: J. Hansmann

Bei der vorgestellten Ideenskizze des Ökolöwen kann es auch keine Sedimentumlagerungen u.Ä. geben, da diese ja durch wasserbautechnische Anlagen im Oberlauf von vornherein verhindert werden. Noch schwieriger aber dürfte es sein, das Wasser bergauf fließen zu lassen – und dies müsste es tun, denn unseres Wissens nach und allen Bürgern ebenso vor Ort erkennbar liegen sowohl die Weiße Elster als auch das Elsterflutbecken tiefer als das Ratsholz. Somit ist diese Ideenskizze interessant, aber möglicherweise nicht so ohne weiteres umsetzbar. Vollends abzulehnen ist die Skizze, die der Ökolöwe seiner Idee beigibt. Der „frei“ einströmende neue Flusslauf wäre ein Fremdkörper im Gefüge des Auwaldes und zu seiner Realisierung wären wahrscheinlich umfangreiche Baggerarbeiten sowie die Fällung sehr vieler Bäume erforderlich.

Zwischenzeitlich erschien zudem ein Verwaltungsstandpunkt des Dezernats Umwelt, Klima, Ordnung und Sport.20 Dieses sieht eine mögliche Aufgabe des Weges auf dem Ratsholzdeich „aus naturschutzfachlicher Sicht“ positiv, hat aber auch nichts gegen einen neuen kleineren Weg statt dessen: „Ein Erhalt der Wegebeziehung in Form eines unbefestigten Waldweges (“Joggerpfad”), in Kombination mit einer Optimierung des Elsterradwegs westlich des Elsterflutbetts, steht dem nicht entgegen.“. Die Stadt sieht den Rückbau des Deichabschnittes auch als Option, sofern nicht „in Wurzelräume von Altbäumen am Waldrand“ eingegriffen wird. Hier wären aus Sicht der Stadt auch Baumpflanzungen als Ausgleichsmaßnahmen der LTV möglich. Allerdings weiß man, dass die Auendynamik auf diese Weise hier nur teilweise wieder erreichbar wäre, da das Elsterflutbett sehr tief liegt und eine „Waldflutung“ nur bei größeren Hochwässern stattfinden würde. Bezüglich des Weges sieht man nach wie vor die LTV in der Pflicht.

Am 21.07.21 befürwortete laut MDR der Stadtrat zu Leipzig die Niederlegung (des nördlichen Abschnittes des Deiches) sowie danach die Anlage eines Naturweges für die Jogger. Zudem wurde beschlossen, dem Elsterflutbett in diesem nördlichen Abschnitt nach Niederlegung des Deiches mehr Platz zu geben. Zuständig hierfür ist in Augen des Stadtrates die LTV.21

Wir ziehen ein Zwischenfazit: Im Frühjahr 2021 wurde ein kleiner Durchlass im Ratsholzdeich fertig gestellt, welcher bei einem Hochwasser, welches rein statistisch alle 25 Jahre vorkommt, Wasser in den Auwald lassen würde, wenn zuvor ein Zugang in den Auenwald fertiggestellt worden wäre (was nicht passiert ist bisher). Zusätzlich geriet ein Spazierweg auf dem Deich in den Fokus der Öffentlichkeit, über dessen Pflegezuständigkeit Stadt Leipzig und LTV uneins sind. Im Rahmen dieser Diskussion wurde seitens diverser politischer Akteure der Vorschlag erhoben, den Deich im nördlichen Abschnitt ganz zurück zu bauen und einen naturnahen Weg anzulegen. Allerdings lässt auch diese neue Option des stellenweisen Deichrückbaus, evtl. sogar mit Neuanlage eines neuen Wasserlaufes, keine flächig wirkende natürliche Auendynamik erwarten.

Warum ist das alles scheinbar so schwierig?

  • Weil man in Leipzig von dem allgemein gültigen Ansatz abweicht, die Aue vom Oberlauf her zu revitalisieren. Wie soll es bei dem aktuell geplanten künstlichen Flussabschnitt möglich werden, die natürliche oder mindestens naturnahe Flussdynamik erst ab dem Teilungswehr zuzulassen, da ja durch den gesteuerten Leipziger Gewässerknoten bereits flussaufwärts schon jede natürliche Flussdynamik weggesteuert wird? Allerdings wäre es evtl. möglich, dass man versucht, eine natürliche Flussdynamik hier zu imitieren, was immer noch besser wäre als gar keine natürliche Flussdynamik. Dennoch sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass diese imitierte Flussdynamik die beste Lösung für den Auwald wäre, denn auf diesem Wege ist keine Sedimentation usw. möglich. Aus diesem Grund empfehlen wir für eine Revitalisierung der Südaue bereits nördlich der Betonelster und südlich des Verteilerbauwerks Knauthain zu beginnen und eine halbe Lösung nur für den nördlichen Teil der Südaue nunmehr auszuschließen. Eine nur halbherzig eingeleitete Beflutung lediglich eines kleinen Teils der Südaue muss unterbleiben, denn eine Auenlandschaft ist stets als Ganzes zu betrachten – wobei wir der Betrachtung der Südaue eine solche der mittleren und nordwestlichen Aue Leipzig zu einem anderen Zeitpunkt hinzu geben werden, bei denen es sich zwar um hydrologisch eigenständige Bereiche handelt, die aber selbstverständlich in ihrer Wasserführung als dem eine Auenlandschaft prägenden ökologischen Faktor aufeinander abzustimmen sind.
  • Eine natürliche Auendynamik ist dadurch gekennzeichnet, dass mit den höheren Wasserständen natürliches Material wie Äste, Baumstämme und vor allem Sedimente mitgeführt werden. Für ein Auen-Ökosystem mit Fließgewässern und Auenwäldern erfüllt diese Dynamik wichtige Funktionen der fortwährenden Umlagerung und der Bodenbildung. Aber eben dieses wertvolle Geschiebe wird schon im Vorfeld, vom Verteilerbauwerk Knauthain, zurückgehalten und dort als Müll entsorgt!22 Bei diesem Material handelt es sich jedoch nicht nur um anorganische Sande und Kiese, sondern häufig auch um belebte Materialien, wie Totholz mit Besiedlung durch Käfer, Zweiflügler und Wildbienen, u.v.a.m. Somit muss eine mindestens naturnahe Revitalisierung bereits am Verteilerbauwerk Knauthain ansetzen, besser sogar früher, und zwar in Form einer Renaturierung der Betonelster!
  • Das Wasser im Auwald muss mit dem Wasser in den Gerinnen und vor allem dem Elsterflutbett kommunizieren können. Zwischen dem Elsterflutbett und dem Ratsholz besteht jedoch ein Höhenunterschied von über einem bis zwei Meter. Aber auch in Leipzig fließt das Wasser nicht bergauf. Bei der aktuell favorisierten Lösung springt der neue kleine Durchlass nur bei Hochwassern an, wie sie rein statistisch gesehen alle 25 Jahre vorkommen. Dann kann ein wenig Wasser in den Wald eintreten, aber eine naturnahe Auendynamik kann das nicht bewirken. Bei der Version des Deichrückbaus und des Baus eines natürlicher erscheinenden Wasserlaufes im Ratsholz würde auch dieser nur bei theoretisch alle 25 Jahre vorkommenden Hochwassern ein wenig, d.h. auf kleiner Fläche, eine naturnahe Flussdynamik imitieren. Jedoch darf befürchtet werden, dass dieser Wasserlauf in der übrigen Zeit auf das Ratsholz sogar drainierend wirken wird – denn er wird ja tiefer als dieses Waldgebiet liegen! Übrigens sei gefragt, wie sich die Statistik der Hochwasser in Zeiten des Klimawandels entwickeln wird – es besteht die Möglichkeit, dass diese sogar noch seltener werden als alle 25 Jahre!

Das Problem ist lange bekannt – andere Lösungen bieten sich an!

Elsterstausee

Elsterstausee 2021. Warum lässt man dieses Potential längs liegen? Foto: J. Hansmann

Rein intuitiv könnte man auf die Idee kommen, die Weiße Elster so zu revitalisieren, dass sie die natürliche Flussdynamik samt der bewegten Sedimente usw. in den Leipziger Auwald und darüber hinaus bringt. Aber das ist sehr schwierig, denn die Weiße Elster verläuft auf dem Stadtgebiet nicht nur siedlungsnah, sondern auch wie im Falle von Schleußig mitten durch das Siedlungsgebiet durch. Daher wird es hier weiterhin eine Form von Wassersteuerung geben müssen. Soweit wir das überblicken, passiert die Steuerung an mindestens zwei Stellen, dem Verteilerbauwerk Knauthain und dem Teilungswehr Groß-Zschocher. In Knauthain kann überschüssiges Wasser in das Elsterhochflutbett, am Teilungswehr in das Elsterflutbett geleitet werden. In Knauthain wird weiterhin das Treibgut aus dem Fluss zurückgehalten, bevor es überhaupt den Auwald erreichen kann.

Zwar wäre die Idee charmant, wenigstens den Flussabschnitt von Knauthain bis Groß-Zschocher zu revitalisieren, denn teilweise befinden sich dort sehr schöne Auwaldbereiche und die Weiße Elster liegt sehr tief. Aber hier befinden sich schon Siedlungsbereiche sehr nah am Fluss, und auch wenn es sich teilweise um Gärten u.Ä. handelt, sind auch Wohnhäuser dazwischen. In diesem Flussabschnitt wäre eher eine Renaturierung denkbar, aber um Sediment und Treibgut sowie eine halbwegs naturnahe Flussdynamik in den Auwald zu bringen, ist dieser Bereich der Weißen Elster nicht geeignet.

Hainholz

Nutzbarer und sicher dankbarer Retentionsraum: Das Hainholz. Foto: J. Hansmann

Wir empfehlen nicht erst am Verteilerbauwerk Knauthain zu beginnen, sondern bereits auf Höhe des Elsterstausees einen Gewässerlauf durch diesen und das Hainholz zu gestalten. Die sich südlich des Verteilerbauwerks Knauthain anschließende Betonelster sollte darüber hinaus sowieso zeitnah nach Vorbild der westfälischen Lippe-Umflut bei Paderborn (welche der Verwaltung der Stadt aus eigener Anschauung bekannt ist) renaturiert werden, woraus sich bei diesem Renaturierungsprozess weitere Gestaltungsmöglichkeiten auch für die flussabwärts gelegenen Gebiete ergeben werden. Es ist uns klar, dass hier eine Vielzahl von Akteuren (Freistaat, Kommunen und Behörden) miteinander kooperieren müssen, von denen wir als Bürger jedoch erwarten können, dass sie es tun!

Übersichtskarte Skizze Südaue

Übersichtskarte zu anderen Möglichkeiten für die Südaue. Quelle: Geoportal Sachsen. © Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen, www.geosn.sachsen.de. Hervorhebung in Blau: die Verfasser

Durch die Nutzung des Elsterstausees gewinnt man einen ersten dynamischen Retentionsraum. Anschließend kann erneut ab Knauthain ein weiterer naturnaher Flusslauf im Elsterflutbett und in der schmalen östlichen ehemaligen Aue entstehen. Dieser sollte so geplant werden, dass hier möglichst oft möglichst viel Sediment und Treibgut mit dem Wasser mitgeführt werden können. Damit der Übertritt in das Elsterhochflutbett gelingt, wird man die Sohle der Weißen Elster anheben müssen, was technisch jedoch kein Problem ist. Das Elsterhochflutbett würde durch den Zustrom von Wasser aus der Weißen Elster über ein Streichwehr als häufiger fließendes Gerinne der Aue aufgewertet werden und es würde eine naturnahe Flussdynamik bis in das Ratsholz leiten. Bestehende Wiesenlebensraumtypen bleiben natürlich weiter bestehen, können jedoch den Charakter echter, periodisch durchflossener Auenwiesen und Auenriedgesellschaften annehmen, in denen auch auentypisches Gebüsch entstehen kann und somit einen in der Aue der Weißen Elster sehr selten gewordenen Lebensraumtyp auentypischer Kulturlandschaft bilden. Bereits bestehende Beweidungsprojekte sollen in dieser Landschaft weiter bestehen und integriert werden.

Betreffs der oben beschriebenen Bedenken im Rahmen des Auwaldforums 2014 verweisen wir auf den Managementplan für das FFH-Gebiet Leipziger Auwald. Es ist sicher unkomplizierter eine Spundwand im südlichen Bereich des Ratsholzdeiches zu bauen, wir lesen aber im MAP, dass es auch andere Lösungen gäbe, welche der MAP sogar favorisiert:

„Aktuell gelten die Deiche am Elsterflutbett als instandsetzungsbedürftig. In einer Vertiefungsstudie zum HWSK werden verschiedene Varianten geprüft, die den Hochwasserschutz im Bereich des Ratsholzes gewährleisten können (HWSK = Hochwasserschutzkonzept, Anmerk.d.Verf.):
− Instandsetzung in ursprünglicher Höhe, überströmungssicher
− Instandsetzung der Deiche für HQ150 / HQ100 mit Freibord
− Deichrückbau mit Hochwasserschutz auf rückverlegter Linie + Einzelobjektschutz in Auenlage
Aus ökologischer Sicht ist Variante 3 als am günstigsten zu beurteilen. Im Ergebnis eines von der LTV beauftragten wirtschaftlichen Variantenvergleichs zu den o.g. Maßnahmen (CDM CONSULT GMBH 2006) wird der vollständige Rückbau der Deiche mit Einzelobjektschutz favorisiert. Diese Variante vereint ein günstiges Verhältnis von Kosten und technischer Wirksamkeit sowie positive ökologische Effekte.“23

Mit dieser Variante 3 wird unser zuvor empfohlenes Modell beschrieben!

Rückverlegte Linie und Einzelobjektschutz können bedeuten, dass die Hochwasserschutzmaßnahmen an den zu schützenden Objekten (Bahnlinie, Klärwerk) stattfinden würden. Manche Objekte müssten ggfs. auch baulich angepasst werden, technisch ist dies möglich. Andere Objekte wären in ihrer derzeitigen Form am derzeitigen Ort sowieso zu überdenken. Obwohl eines nun einmal dort liegt, ist langfristig ein Klärwerk mit entsprechender Technologie an dieser Stelle schlecht gelegen, d.h. sollte es langfristig schlicht verlegt werden, und zudem sind hier wie bei Klärwerken in fast ganz Deutschland neue Verfahren in Betracht zu ziehen. Eine Orientierung hierzu bietet die Abwasserklärung, die München seit Jahren praktiziert. Wir werden diese Thematik gern in einem zukünftigen Beitrag beleuchten.

Viel wichtiger für das Gelingen einer jeglichen Auenrevitalisierung, und somit endlich auch in Leipzig, muss der Zustand flussaufwärts betrachtet und mit einem flussabwärts gelegenen Bereich in einem zusammenhängenden Planungsverfahren bearbeitet werden.

Betonelster

Betonelster bei Knautnaundorf 2021. Hier muss dringend etwas passieren. Foto: J. Hansmann

Prinzipiell muss so die gesamte Südaue Leipzigs in einem Zuge geplant und dann Stück für Stück nach Möglichkeit renaturiert resp. revitalisiert werden. Das bedeutet, dass die Weiße Elster bereits südlich Knauthain einschließlich der gesamten Betonelster bis Pegau ebenso komplett umgestaltet werden muss, wie es für das Ratsholz resp. den Verlauf der Paußnitz (und folgende Auenbereiche) erforderlich ist. Dass derzeit nur eine sektorale Planung im Gange ist, charakterisiert bis heute den bekannt engen Umgang der Stadt Leipzig und der LTV mit ihrem Auwald!

Im Rahmen der erforderlichen umfassenden Planung ist selbstverständlich zu prüfen, wie tief die Weiße Elster u.a. südlich Knauthain liegt und wie die Geländeunterschiede auch im Zusammenhang mit dem Elsterflutbett bis hin zum Ratsholz sind. Die Höhenunterschiede sind teilweise beträchtlich. Wer jedoch die Landschaft im Zusammenhang studiert, kann erkennen, dass durch wenige Maßnahmen eine tatsächliche räumliche Durchflutung des südlichen Auwaldes ermöglicht werden kann, ohne eine Gefährdung durch Hochwasser hervorzurufen. Zu diesen Maßnahmen gehören die Wegnahme einiger Dammbereiche, weiterhin das Belassen bestimmter Deichabschnitte, und nur in wenigen Fällen bedarf es einer Ergänzung von Dämmen zusammen mit einer stellenweisen Aufhöhung der Sohle der Weißen Elster, des Baus von Streichwehren und technisch problemloser Deich-Tieferlegungen.

Mit diesen Maßnahmen kann mit Sicherheit ein stark erweiterter Retentionsraum erschlossen werden, auf dem sich ein Hochwasser gefahrlos verlaufen wird. Es möge beachtet werden, dass bei der Beschwörung einer Hochwassergefahr in Leipzig gerne an die Geschehnisse von 2011 und 2013 erinnert wird. Damals führte die Neue Luppe in der Tat bordvollen Abschluss, und Dammbereiche drohten durchlässig zu werden, die nach vorherigen Gutachten teilweise als verzichtbar ermittelt worden waren! Es ist trivial, doch im Eifer der entstehenden Angst wurde damals übersehen, dass bei fehlender Eingrenzung des Abflusses durch diese Deiche ein derart bordvoller und somit potenziell gefährlicher Abfluss gar nicht eingetreten wäre.

Betonelster

Wehr in der Betonelster bei Knautnaundorf: dieser Kanal hat rein gar nichts mit einem natürlichen Fluss zu tun, aber dies muss nicht so bleiben – in anderen Bundesländern hat man sowas schon längst renaturiert. Foto: J. Hansmann

Die dringend notwendige Renaturierung (Betonelster und verschiedene Abschnitte des Leipziger Auensystems) sowie eine Revitalisierung wo immer möglich (also in Teilen der Südaue und gewiss in der überwiegenden Fläche der Nordwestaue sowie darüber hinaus!) betrifft prinzipiell das gesamte Auensystem. Sie ist aus vielerlei Gründen von höchstem Belang. Diese Maßnahmen werden einerseits die Fließgewässer in ihrem gewässerökologischen Zustand verbessern (was in der Wasserrahmenrichtlinie konkret und bereits seit vielen Jahren gefordert wird), und es wird auch positive Auswirkungen auf alle betreffenden Schutzgebiete geben. Zudem werden hierdurch ausgedehnte Retentionsflächen ermöglicht, welche auch in Zukunft die Hochwassersituation entschärfen werden.

Der Gedanke ist nicht neu, dass man die Flüsse in ihrer Gesamtheit betrachten und auch revitalisieren muss.

Die Größe der Aufgabe dürfte jedem klar sein, und wir sind sicher, dass gerade auch die beteiligten Verwaltungen (nicht nur Leipzig, sondern auch andere Kommunen usw.) darum sehr genau wissen – und vielleicht deshalb allein schon vor den umfangreichen Schritten der Kooperation und der Koordination zurückschrecken. Doch steht diese Aufgabe seit Langem an, und nicht erst seit heute. Wir wissen auch um die Schwere dieses langjährig seit mindestens 1995 auf Lösung wartenden Aufgabenpakets. Die Lösung möge aber nicht mehr durch unzureichende, weil räumlich zu beschränkte Eingriffe herausgeschoben werden, sondern endlich entschlossen angegangen werden! Dies bedeutet auch, die Flüsse über die Stadt-, ja, sogar Landesgrenzen hinaus zu betrachten. Prinzipiell ist diese Forderung von uns nicht neu. Sie entspricht der noch vor wenigen Jahren von allen Leipziger Naturschutzverbänden getragenen Idee des AULA-Projekts.24 Die in diesem Projekt benannten Forderungen wurden auch dadurch nicht weniger aktuell und wichtig, dass sich derzeit nur noch NuKLA und die Grüne Liga für dieses Konzept einsetzen! Wer mag, gehe der Entwicklung nach, die dazu führte, dass diverse Verbände das AULA-Konzept verließen. Eine Rückkehr in diese Kooperation und die Wiederaufnahme einer umfassenden Kooperation der Verbände und Verwaltungen ist jedoch jederzeit möglich!

Prof. Dr. Bernd Gerken, Johannes Hansmann

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23 Prof. Hellriegel Institut e.V. an der HS Anhalt: “MANAGEMENTPLAN für das FFH-Gebiet Landesmeldenummer 050 E ‘Leipziger Auensystem’ (4639-301) und das SPA V05 ‘Leipziger Auwald’ (4639-451)”, S. 71 , Bernburg 2012

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