Statement von Wolfgang Stoiber zum LVZ-Artikel “Leipziger Stadtförster gewinnen mit Konzept Zukunftspreis des Freistaates” vom 29.11.21

Gesunde Eschen – gefällt an der Hans-Driesch-Straße. Foto: Jan Kaefer

Preisverdächtig? Kahlschlag an der Hans-Driesch-Straße. Foto: Jan Kaefer

In eigener Sache geben wir hiermit den Lesenden unserer Website folgendes Statement unseres Vereinsvorsitzenden zum LVZ-Artikel “Leipziger Stadtförster gewinnen mit Konzept Zukunftspreis des Freistaates” vom 29.11.21 zur Kenntnis:

Wenn Selbstverständlichkeiten EXTRA BESONDERS PREISWÜRDIG SIND, sagt das viel über die aktuelle Situation im Umwelt- und Naturschutz aus. Nach §2 Absatz 4 Bundesnaturschutzgesetz ist die öffentliche Hand angehalten, ihren Flächenbesitz in vorbildlicher Weise im Sinne des Naturschutzes zu bewirtschaften. Wenn nun die Stadt Leipzig nach ihren Abholzungsorgien der letzten Jahre ein paar alte Bäume mehr im Wald stehen lassen will, ist das nicht ansatzweise besonders preiswürdig, sondern selbstverständlich.

Wir gehen davon aus, dass durch die erfolgreiche Klage der GRÜNEN LIGA Sachsen e.V./ NuKLA e.V. ein gewisses Einsehen auf seiten der Stadt Leipzig zu erkennen ist, wofür es aber nicht noch einer besonderen Würdigung durch den Freistaat Sachsen (Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft) in Form eines “Zukunftspreises” bedurft hätte: Anstatt den Forstbetrieb wegen massiver Umweltschäden zu bestrafen, wird er nun mit dem Zukunftspreis belobhudelt.

Manches, was im sog. Totholzkonzept zunächst gut klingt, ist zudem zu geeigneter Zeit fachlich im Detail zu hinterfragen. Die GRÜNE LIGA Sachsen e.V./ NuKLA e.V. werden zu gegebener Zeit in Stellung zu gehen wissen.

Wolfgang Stoiber, Vereinsvorsitzender von NuKLA e.V.

Wir verweisen überdies auf folgenden Beitrag auf unserer Website:

https://www.nukla.de/2021/02/etikettenschwindel-totholzkonzept/


Hier der Originaltext des LVZ-Artikels “Mehr Totholz für mehr Leben: Leipziger Stadtförster gewinnen mit Konzept Zukunftspreis des Freistaates” vom 29.11.21

Biologen und Naturschützer fordern es seit Längerem: Im Auwald muss es mehr Totholz geben, damit mehr Leben entstehen kann. Was sich im ersten Moment kurios anhört, ist bei näherem Hinschauen nur folgerichtig. Denn neben der Artenvielfalt bei Bäumen benötigen viele Pilze, Insekten und Tiere auch eine ausreichende Strukturvielfalt – das heißt neben jungen Gewächsen auch ältere und ebenso bereits abgestorbene Bäume.

„Ein Wald mit ausreichend/nachhaltig viel Totholz ist ein lebendiger Wald“, postuliert denn auch das Konzept der Leipziger Stadtförster, das am heutigen Montag in der Kategorie Kommunen den sächsischen „eku Zukunftspreis 2021“ erhält.

Das Totholz- und Biotopbaumkonzept war im Frühjahr als Teil des Forstwirtschaftsplanes einstimmig von den Stadträten beschlossen worden. Im Kern besagt es, dass pro Hektar älteren Waldes rund 50 Kubikmeter Totholz im Forst verbleiben sollen. Eine Reihe von Maßnahmen sind dafür vorgesehen: Stieleichen über 160 Jahre sollen zum Beispiel gar nicht mehr gefällt werden, andere werden teils gezielt zu Biotopbäumen entwickelt.

Teilweise waren die Maßnahmen schon üblich bei den Stadtförstern – nur bislang nicht in dem Umfang. Abteilungsleiter Andreas Sickert begrüßt die neue klare Linie, die zusammen mit der Uni Leipzig und Naturschutzverbänden entwickelt worden war, warnt aber auch: „Die Leute müssen sich daran gewöhnen, dass der Wald unaufgeräumt aussieht. Vom Bild eines preußisch sauberen und gepflegten Waldes müssen sie sich verabschieden.“

Angesichts der grassierenden Rußrindenkrankheit bei Ahornen und dem Eschentriebsterben liegen derzeit ohnehin viele tote Stämme im Wald. Ein Verringern des Ahorn- und Eschenanteils im Auwald sei ohnehin vorgesehen gewesen, gibt Sickert zu bedenken. Nur leider geschehe es derzeit unkontrolliert, heißt es im Konzept. Jetzt müssten junge Bäume an deren Stelle wieder eingebracht werden, die auf lange Sicht wieder gesunde Bestände heranbilden, in denen sich auch Biotopbäume entwickeln.

Ein Nichtstun würde nur neuen Ahorn, der sich stark vermehrt, und dessen späteren Tod heraufbeschwören, warnt Sickert. „Am Ende hätten wir eine Gestrüppfläche statt eines Waldes“, sagt er. Im Hainholz bei Knauthain nahe des früheren Stausees sei das Nachpflanzen bereits geschehen.

Bekanntlich setzen die Stadtförster beim Nachpflanzen auf einen Artenmix mit dem Schwerpunkt Eiche, die auch die Klimakapriolen bislang am besten zu meistern scheint.

Der Umgang mit dem natürlichen Ausfall bei Eschen und Ahorn sei zudem eine Gelegenheit für die Forscher der Uni Leipzig, sagt der Stadtförster. Sie würden bei einem neuen Projekt die Situation nutzen, um auf frei gewordenen Flächen Methoden der Eichenvermehrung zu erforschen.

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