Warum pflanzt NuKLA e.V. 10 Eichen zu seinem 10-jährigen Jubiläum?

Vier der zehn Eichen. Foto: W. Stoiber

Diese Frage erscheint zuerst einmal gar nicht so unberechtigt, denn es ist hinlänglich bekannt, dass NuKLA e.V. die Eichenaufforstungen von Stadtforsten und Sachsenforst im Leipziger Auwald vehement ablehnt, genau wie auch andere renommierte Waldschützer und -ökologen wie z.B. Professor Pierre Ibisch, Wilhelm Bode und Peter Wohlleben. Warum dann ausgerechnet in Leipzig Eichen pflanzen?

Die Begründung ist dann allerdings gar nicht so schwierig. Die Situation im Auwald ist mit der im innerstädtischen Raum nicht vergleichbar. Im Auwald werden wertvolle Waldökosysteme durch Kleinkahlschläge (fälschlicherweise als Femel bezeichnet) zerstört und dort dann in Plantagenmanier altersklassenartig aufgeforstet. Auch im Zuge von drastischen Altdurchforstungen, sogenannten Sanitärhieben und der unsäglichen Mittelwaldumwandlung in der Burgaue werden Waldökosysteme systematisch geschwächt und somit auch die Eiche paradoxerweise als auwaldtypische Baumart direkt und indirekt geschädigt. Alles Methoden der intensiven Forstwirtschaft, reduktionistisch gedacht, gegen die Natur gerichtet, leider auch unterstützt durch andere in Leipzig agierende Umweltverbände und Institutionen. Unser Auensystem braucht jedoch nur eines, um aus seinem 100-jährigen Auenkoma erwachen zu können: eine umfassende Auenrevitalisierung, die das Wasser wieder auentypisch fließen lässt, mit periodischen flächigen Überflutungen in wechselnder Höhe und Dauer – eine Auenrevitalisierung, für die sich NuKLA e.V. seit seiner Gründung einsetzt. Dies ist auch der einzig sinnvolle Ansatz für die Förderung der Stieleiche in einer Auenlandschaft.

Eichen in der Burgaue. Foto: privat

Im direkten urbanen Raum sind solche eigendynamischen Prozesse natürlich nur noch sehr eingeschränkt möglich. Aber auch in der Stadtnatur sollte die oberste Priorität in dem Erhalt von wertvollen Baum- und sonstigen Gehölzbeständen, Brachen mit wertvollen Sukzessionsstadien usw. liegen. Leider ist auch das in Leipzig offensichtlich nicht der politisch angestrebte Weg. Als besonders trauriges Beispiel soll an dieser Stelle der Wilhem-Leuschner-Platz benannt werden. Anstatt auf den großen befestigten Freiflächen behutsame Stadtentwicklung zu realisieren und die vorhandenen Baumbestände als wertvolle Elemente der Stadtnatur und -ökologie zu erhalten und in die Entwicklung zu integrieren (eigentlich eine Selbstverständlichkeit in den Zeiten der Biodiversitäts- und Klimakrise…) soll der gesamte alte Baumbestand platt gemacht werden. Nichtsdestotrotz sprechen einige Stadrätinnen und Stadträte von einem ökologischen Leuchtturmprojekt…

Dennoch kann es durchaus auch sinnvoll sein, an Straßen z.B. Bäume zu pflanzen. Daher hat sich NuKLA entschlossen, am Lindennaundorfer Weg in Schönau 10 Stieleichen (Quercus robur) zu seinem 10-jährigen Jubiläum pflanzen zu lassen. Mögen sie einen kleinen Beitrag leisten als Schattenspender, als Sauerstoffproduzent, und möge auch die ein oder andere Amsel in ihrem Astwerk brüten dürfen und die Anwohnerinnen mit ihrem Morgenlied ein wenig beglücken.

Und mögen diese 10 neu gepflanzten Bäume am Ende unseres Jubiläumsjahres auch sinnvoll und wertvoll sein, so muss doch deutlich betont werden, dass NuKLA e.V. auch in diesem Jahr – als Folge des OVG-Urteils aus Bautzen – um ein vielfaches mehr Bäume im Leipziger Auwald vor dem Zugriff der Förster gerettet hat und damit natürlich viel mehr für die Natur erreicht hat als mit diesem kleinen Beitrag am Lindennaundorfer Weg. Nur ist dies für die Öffentlichkeit manchmal schwerer erkennbar als symbolträchtigere Baumneupflanzungen.

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