Wird hier der Bock zum Gärtner gemacht?

Gesunde Eschen – gefällt an der Hans-Driesch-Straße. Foto: Jan Kaefer

Kahlschlag an der Hans-Driesch-Straße in Leipzig 2017. Foto: Jan Kaefer

Kommunale Klimaanpassung durch Zerstörung wichtiger waldökologischer und -klimatischer Funktionen? Klimaschutz-Greenwashing am Beispiel des Leipziger Stadtforstamtes

NuKLA e.V. erfuhr kürzlich von der 1. Vernetzungskonferenz “Kommunale Klimaanpassung im Dialog” am 24. und 25. März 2022, ausgerichtet durch das Bundesumweltministerium. Dass dort ausgerechnet der Leipziger Stadtförster Andreas Sickert einen Beitrag über klimaresiliente Wälder hält, befremdet uns und die GRÜNE LIGA Sachsen e.V. doch arg. Denn die bisher in Leipzig praktizierte intensive Forstwirtschaft schädigt nicht nur die Waldökosysteme und deren Biodiversität, sondern auch die wichtigen klimatischen Funktionen der Wälder, d.h. führte die bisherige in Leipzig angewendete Forstwirtschaft gerade NICHT zu klimaresilienten Waldbeständen, im Gegenteil! Maximal könnte man den in Leipzig bisher durchgeführten Waldumbau bei dieser Konferenz als Negativ-Beispiel präsentieren, davon gehen wir aber nicht aus! Nur allzu oft haben wir erlebt, wie sogar gravierende Eingriffe in die Natur von so manch Zeitgenossen dreist als Naturschutzmaßnahmen u.Ä. umdeklariert wurden und auch noch werden.

Aus diesem Anlass geben wir den Lesenden unserer Website und allen weiteren Interessierten folgenden offenen Brief zur Kenntnis:


Sehr geehrte Damen und Herren,

kürzlich erfuhren wir von der 1. Vernetzungskonferenz “Kommunale Klimaanpassung im Dialog” am 24. und 25. März 2022.

Bei dieser Konferenz ist auch ein Beitrag des Leipziger Stadförsters Herrn Andreas Sickert (zusammen mit Herrn Dr. Michael Luthardt vom Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde) eingeplant. Offensichtlich wird das bisherige Agieren der Abteilung Stadtforsten als geeignetes Konzept für kommunale klimaresiliente Wälder angesehen.

Wir als lokale Naturschutzorganisation NuKLA e.V. – als Mitglied der GRÜNEN LIGA Sachsen e.V. – beobachten die Aktivitäten des städtischen Forstamtes seit langem und halten sie für sehr schädlich in jeglicher waldökosystemarer Hinsicht. Auch im Hinblick auf die Klimaresilienz sind die Maßnahmen außerordentlich schädlich, da durch Maßnahmen wie Schirmschläge, (Klein)Kahlschläge und massive Altdurchforstungen (mit Entnahmen von teils > 100 Fm/ha) die klimatisch außerordentlichen wichtigen Kronendächer drastisch aufgerissen werden. Durch flächiges Befahren der empfindlichen Auenböden mit Forwardern und Harvestern werden Bodenfunktionen stark beeinträchtigt, das Wasserrückhaltevermögen geschwächt usw. usf. Mittlerweile haben wir zahlreiche Waldökolog/-innen und Waldschützende gefunden, die uns sehr unterstützen. Beispielhaft seien Prof. Dr. Pierre Ibisch (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde), Wilhelm Bode (Ltd. Min. a.D., Forstwissenschaftler), Prof. Dr. Michael Succow (Michael Succow Stiftung), Dr. Lutz Fähser (Ltd. Forstdirektor i.R.) oder Peter Wohlleben (Förster und Autor) erwähnt.

Glücklicherweise konnten wir weitere Schädigungen des Waldökosystems im kommunalen Teil des Leipziger Auwaldes durch das gewonnene Gerichtsverfahren vor dem OVG Bautzen im Juni 2020 zunächst stoppen (https://www.baumann-rechtsanwaelte.de/2020/06/16/oberverwaltungsgericht-bautzen-stoppt-forstwirtschaft-im-leipziger-auwald/).

Wir möchten Ihnen nun folgende Hinweise zu Artikeln und einem von uns produzierten Film geben, in denen unsere Positionen ausführlich dargelegt sind:

1) Film Leipziger Auwald – Ein Nachruf? https://www.youtube.com/watch?v=F2PhppM-bIk

2) Artikel “Leipzig ist überall – Spannungen zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz im Leipziger Auwald (Gerken, Hansmann und Kleff 2021 – https://www.nukla.de/wp-content/uploads/2022/03/Bode-Broschuere-22-lq.pdf )

3) Artikel “Der Leipziger Auwald im Klimastress” (Gerken, Hansmann, Michel, Schmoll 2021 – https://www.nukla.de/2021/03/der-leipziger-auwald-im-klimastress/)

Vielleicht können Ihnen diese Artikel und der Film dienlich sein, um sich im Kontext mit dem zu erwartenden Vortrag des Stadtförsters Herrn Sickert ein eigenes – womöglich ein anderes – Bild über die waldökologischen und klimarelevanten Folgen der Forstwirtschaft im Leipziger Auwald machen zu können.

Sehr gerne können Sie diese E-Mail an den Verteiler der Teilnehmenden der Konferenz weiterleiten. Es möge der Diskussion dienlich sein.

Mit freundlichen Grüßen,

Wolfgang Stoiber, Vorstand NuKLA e.V.

 

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