Hasen – Ein Porträt von Wilhelm Bode

Wilhelm Bode, Judith Schalansky “Hasen. Ein Portrait”

Eine Rezension von Axel Schmoll

Wilhelm Bode legt nach seinen beiden Porträts über „Hirsche“ (2018) und „Tannen“ (2020) bereits seinen dritten Band in der Reihe „Naturkunden“ des Verlags Matthes & Seitz Berlin vor. Diesmal geht es um Hasen.

Bekannt ist Wilhelm Bode vor allem als Kenner und Schützer unserer Waldökosysteme, als wort- und schriftgewaltiger Kritiker der leider immer noch vorherrschenden Altersklassen-Forstwirtschaft und als leidenschaftlicher Verfechter des Dauerwaldes, z.B. mit seinen beiden Büchern „Alfred Möllers Dauerwaldidee“ und „Dauerwald – Leicht gemacht!“ (beide 2021) sowie seit September 2022 mit seinem erfolgreichen youtube-Kanal Dauerwald.

Für das Saarland verwirklichte Bode 1987 als Leiter der obersten Forstverwaltung auf der gesamten öffentlichen Waldfläche das kahlschlagfreie Dauerwaldprinzip. Zusammen mit Martin von Hohnhorst verfasste er 1994 das Buch “Waldwende – Vom Försterwald zum Naturwald”, das in den vielfältigen Kämpfen für eine Waldwende zu einem wichtigen Waldnaturschutz-Klassiker wurde und auch heute (leider) noch nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

Insofern fast etwas überraschend, dass er nun ein Buch über eine Tierart verfasst hat, die gar kein eigentliches Waldwesen ist. Aber schnell wird erkennbar, dass sich Bodes schier überbordender Wissensfundus und Erfahrungsschatz auf unsere gesamte Natur- und Kulturlandschaft erstreckt. Und wie auch bei seinen beiden anderen Bänden der Naturkunden versteht er es wie kaum ein anderer, die eigenen Lebenserfahrungen mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Biologie der Art zu verweben und in das Zentrum vielschichtiger und komplexer historischer, kultureller und künstlerischer Reflexionen zu stellen, und dies alles hervorragend bebildert. Man erfährt über den Autor mitunter fast genau so viel wie über den Hasen selbst, und dies mit einer Ehrlichkeit, die in einigen Passagen durchaus zu berühren vermag.

Die einzelnen Kapitel lauten dann auch nicht „Lebensraum und Nahrung“ oder „Verbreitung und Bestände“, sondern zum Beispiel „Kuschelhase“, „Osterhase“, „Meister Lampe“, „Angsthase oder Alter Hase“ und „Hasendämmerung“.

Nach der Lektüre sehe ich das weltbekannte Aquarell „Feldhase“ von Albrecht Dürer, gemalt 1502, mit ganz anderen Augen, denn hatte ich bislang so genau hingeschaut? Über die Verhaltensbiologie des Hasen schreibt Bode derart empathisch, dass sich manchmal meine eigene Haut gedanklich fast selbst zum Hasenfell verwandelt. Nun kann ich bestens nachempfinden, was es heißt, als Fluchttier geboren worden zu sein.

Insgesamt ist das Buch in ökologischer Hinsicht ein fundiertes wie spannend geschriebenes Plädoyer für eine struktur- und artenreiche Kulturlandschaft, regionale Kreisläufe, eine tierethische Jagd, Respekt vor der Eigenkreatürlichkeit von Tieren und vieles mehr.

Mein Fazit nach der Lektüre: Mein „Hasenhorizont“ hat sich durch die Lektüre extrem erweitert. Eine absolute Kaufempfehlung, natürlich besonders für das kommende Osterfest. Mein Tipp: Ein paar kalorienreiche Schokoladeneier weniger kaufen und dafür lieber das schöne und wissensreiche Büchlein ins Osterkörbchen oder im Garten verstecken!

Kennen Sie schon den Youtube-Kanal von Wilhelm Bode zum Dauerwald?

Herzlich willkommen https://www.youtube.com/channel/UCBw5JH5vubcC8jyih6BGRAA

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