Fünf Infotafeln und die immer gleiche Frage

Foto: Frank Willberg

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Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal und Stadtförster Andreas Sickert wollen keine nassen Füße. Am 6. Juli um 11:00 Uhr weihen sie fünf Infotafeln im Auwald ein. Nach diesen in der Nonne werde ein identischer 5er-Satz im Rosental folgen. Die Infotafeln sollen zeigen, „was die Wertigkeit des FFH-Schutzgebietes Auwald ausmacht, was wir tun, was nicht und warum“, so Rosental. Man wolle informieren und zum Nachdenken anregen. „Widerspruch ist immer konstruktiv.“ Oha. Ein freudscher Versprecher?!

Sickert hebt die Intensität des breiten Abstimmungsprozesses hervor, um den von den Grünen initiierten Ratsbeschluss von 2016 umzusetzen. Nun stehen die Infotafeln, und bald fallen wieder Bäume. „Es wird auch viel eingeschlagen werden in der Nonne.“ Aber der Totholzanteil solle angehoben werden, und Femellöcher gebe es für die nächsten zehn Jahre genug in der Nonne. Knapp 10.000 Stieleichen habe man dort in den letzten Jahren gepflanzt. Falls sie groß genug werden und „falls mal Wasser in den Auwald kommt“, vertrügen Stieleichen dies.

Die alles entscheidende unausgesprochene Frage ist, was „natürlich“ beziehungsweise „naturgemäß“ ist. Schafft die Natur es von alleine, einen solchen Zustand zu erreichen? Was muss der Mensch im Ökosystem tun? Oder andersherum: Was darf der Mensch im anerkannten Naturschutzgebiet eingreifen?

Für mich klingt Waldbewirtschaftungsplan vollkommen falsch. Egal. Aber ein solcher Plan muss den Stadträten jährlich zur Abstimmung vorgelegt werden. Sickert spricht von einer „freiwilligen langfristigen Planung“. Und außerdem sei erst 2015 ein Forsteinrichtungswerk für zehn Jahre abgesegnet worden. Der Plan für 2018 – der erste nach 25 Jahren – werde pünktlich vor der nächsten Einschlagsaison dem Stadtrat übergeben, inklusive eines „Rechtsgutachtens als Entscheidungshilfe“.

 

Es gibt einiges zu diskutieren. Aber dazu leisten Infotafeln keinen Beitrag. Sie sind ein gutes Beispiel für eine so genannte Ein-Weg-Kommunikation – Informationen in eine Richtung. Das andere gute Beispiel heißt Propaganda. Die nachfolgende Pressemitteilung formuliert: „Eine ausgiebige Öffentlichkeitsarbeit ist deshalb für die Forstverwaltung notwendig.“ Der oben angesprochene Abstimmungsprozess fand in der AG Stadtwald statt, „bei dem insbesondere die anerkannten Naturschutzverbände intensiv mitgewirkt haben“ – zumindest die, die eingeladen sind. Und hilft ein Rechtsgutachten beim Diskutieren im Stadtrat?

Stieleichen sind wohl kaum das Problem. Femellöcher sind schon diskutabler, Abholzungen in fast jedem Fall. Ich verkneife mir die andere nahe liegende Frage: „Wenn man einen artenreichen, natürlichen Auwald will – warum nicht einfach gelegentlich das Wasser durchfließen lassen, so dass die nicht endemischen Bäume von allein verschwinden?“

Frank Willberg

 

 

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