Laudatio: 10 Jahre NuKLA

Roger Schaumberg

Roger Schaumberg bei der Festveranstaltung “10 Jahre NuKLA e.V.” in der Alten Börse Leipzig. Foto: J. Hansmann

Am Freitag, dem 08.10.21, fand in einem feierlichen Rahmen in der Alten Börse zu Leipzig ab 18 Uhr bis weit nach Mitternacht eine Festveranstaltung zu “10 Jahre NuKLA e.V.” für geladene Gäste statt.

Hier die Laudatio auf NuKLA e.V. von Roger Schaumberg (Mehr Demokratie e.V.) für die Besucher und Besucherinnen unserer Website:

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Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gäste, lieber Wolfgang Stoiber, liebe NuKLA-Vorstände, liebe NuKLA-Mitglieder, mein Name ist Roger Schaumberg und ich fühle mich außerordentlich geehrt, anlässlich dieses Festaktes zum zehnjährigen Bestehen von Natur und Kunst Leipziger Auenwald e.V. Ihr Laudator sein zu dürfen.

Nun habe ich, wie sicher die Meisten von Ihnen auch, mir schon einmal die euphorischen Ergüsse der Oscar-Nacht zu Gemüte geführt, und – nach Rückversicherung im Deutschen Fremdwörterbuch: Laudatio, die / Mehrzahl: Laudationes, Laudationen – Würdigung eines Preisträgers oder Jubilars, Lobrede – und reiflicher Selbstprüfung im Bezug auf die mir nur allzu bewusste Tatsache, dass Lobhudelei sowohl als Empfänger, als auch als Lobhudel-Geber so gar nicht mein Ding ist, es aus der Tatsache heraus, dass dieses meine persönliche Weltprämiere im Lobhudeln ist, es nur als recht und billig empfunden, die Behudelten und den Behudelten so reichlich zu bedenken, dass Ihnen Hören und Sehen vergehen möge.

Das – meine Damen und Herren – ist selbstverständlich symbolisch gemeint.

Nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, habe ich mich als semiprofessioneller Verursacher diverser Lyrik und Kurzprosa in einer weiteren Runde der Selbstvergewisserung der Frage gestellt:

Was könnte ein, dem Jubiläum, dem Verein und seinem Initiator und Gründer – und das ist jetzt vollkommen frei von Ironie, dafür aber voller Respekt und Bewunderung zu verstehen – der charismatischen Lichtgestalt und dem streitbaren Ritter für Baum und Borke und für den Erhalt unseres einzigartigen und zugleich so bestandsbedrohten Leipziger Auenwaldes, angemessener Eröffnungssatz sein, der den Gegenstand meiner Lobhudelei an diesem denkwürdigen Abend auf den Punkt zu bringen, einzig in der Lage ist.

Und mir fiel nur ein einziger wirklich treffender Eröffnungs-Satz ein, nämlich: – – – – –

Es war einmal ein gallisches Dorf…

Sie wissen ich spreche von einer verschworenen Gemeinschaft, die vermittels Zaubertrank laut historisch authentischem Trickfilm dazumal Cäsar Kopf und Kragen gekostet haben soll.

Dieses Dorf, meine Damen und Herren, war durchaus nicht in der Lage, Rom zu stürzen –

ABER, um im Bild zu bleiben, es hat Rom ohne Zweifel in Mark und Bein erschüttert!

Aber der Reihe nach:

Als bei der „Deichrasur“ Anfang 2011 mehr als 6.800 Bäume in Leipzig dem sogenannten „Tornadoerlass“ zum Opfer fielen, trieb das den Baumfreund Wolfgang Stoiber auf einen selbigen.

Der Baum war eine Palme.

Wolfgang Stoiber scharte zwei Hände Gleichgesinnter um sich und machte fortan Leipzigs ökologischen Kronschatz, das europaweit einzigartige Leipziger Auenwaldbiotop zu seinem Projekt.

Sein Eingangsstatement bezüglich seines Engagements war dazumal, dass es in Leipzig zwar keinen Mangel an Naturschutzvereinen gebe, wohl aber einen Mangel an Naturschutz zu attestieren sei. Man schmücke sich allenthalben gern im Eigenmarketing mit dem Leipziger Auenwald, der mit dem Touristischen Nutzungskonzept zugleich verraten und verkauft würde.

Welch eine Wagnersche Posaune als Ouvertüre!

Der seit Leipzigs Hochwasserregulation, Elsterflutbecken, Neue Luppe und anderen wasserwirtschaftlichen Kanalisierungen seit den 40er Jahren langsam, aber kontinuierlich austrocknende Auenwald, der ja naturgemäß von wiederkehrender Überflutung inklusive sumpfiger Stellen lebt, brauche insbesondere eine wasserwirtschaftliche Renaturierung.

O-Ton Wolfgang Stoiber: „Aber zuerst brauchen wir eine Renaturierung der Köpfe!“

NuKLA übernimmt die Rolle des Auwald-Anwaltes und ignoriert konsequent unbedingte Reflexe einiger bestehender Naturschutzvereine und Verwaltungen, die sich offenbar ob eigener Versäumnisse vorgeführt fühlen. Das sprichwörtliche Leipziger Wohlfühlklima mit unkompliziertem Zugang per „Du“ ins Rathaus und langer personeller „Kontinuität unter uns“ eine für den Umweltschutz kontraproduktive Seite?

Ich hatte an dieser Stelle die witzige Einlassung: „Wieso fällt mir jetzt Hannover und die Neue Heimat ein?“ – das habe ich aber wieder gestrichen.

Als gesichert kann indessen gelten, dass Naturgesetze keine Parteien sind und sich auch nicht so verhalten. Das politische Tagesgeschäft nährt sich von Kompromissen – Naturgesetze sind absolutistische Diktatoren die nicht mit sich diskutieren lassen und bedingungslose Unterordnung oder harte Konsequenzen fordern. Mal unter uns: Naturgesetze haben Menschen, die keine Demut kennen absolut gefressen und verspeisen die ohne zu schlucken.

Wolfgang Stoiber und NuKLA haben das verstanden und sind für den Erhalt bzw. die Renaturierung des Leipziger Auenwaldes und gegen das geschluckt werden.

Roger Schaumberg bei der Festveranstaltung “10 Jahre NuKLA e.V.” in der Alten Börse Leipzig. Foto: J. Hansmann

Der Verein hat mittlerweile an die 49 Konzerte zu Gunsten des Auwaldes veranstaltet, eine Petition mit mehr als 11.000 Unterschriften initiiert, diverse Dok-Filme über den Floßgraben und den Auenwald gedreht und mit AULA 2030 ein großes Renaturierungsprojekt für das Auenband der Weißen Elster ins Leben gerufen. In diesem Zusammenhang hat NuKLA sogar die Bewerbung der Leipziger Auenwaldlandschaft als UNESCO-Welterbe angeregt. Das Ziel, eine Plattform zu schaffen und für Aufmerksamkeit für den grünen Schatz der Stadt zu sorgen, hat Wolfgang und sein Verein definitiv erreicht.

Auenwaldfeindliche Umstände bringen Wolfgang und seine Mitstreiter auf die Barrikade. Seine Kritikpunkte sind klar: Motorboote stören im Naturschutzgebiet. Der Floßgraben ist nicht für den Kurs 1 geschaffen. Deiche und Wehre regulieren die Flussläufe, berauben den Auwald seines Wassers und lassen ihn austrocknen.

Wolfgang pendelte in grüner Mission emsig zwischen Dresden, Berlin, Magdeburg und Bonn und arbeitet am großen Wurf mit AULA 2030. Dieses Naturschutzprojekt hatte zum Ziel, die Weiße Elster mitsamt vieler anderer natürlicher Flussläufe zwischen Zeitz und Halle/Merseburg zu renaturieren, das heißt in erster Linie, den dürstenden Auwald zu vernässen, regelmäßig ökologisch fluten, damit er wieder das wird, was er einst war: ein Feuchtgebiet mit spezieller Flora und Fauna. Ich denke, über die CO²-Bindefähigkeiten von Mooren und Feuchtgebieten muss ich in diesem Kreis niemanden aufklären.

Die, ich möchte fast sagen, wadenbeißerische Penetranz, mit der dieser grummelige Mann und sein Verein sich anmaßt völlig kompromisslos „seinen respektive ihren Auenwald“ quasi als ihre Bürgerrechte als Bürger der Stadt Leipzig und der an den Auwald grenzenden Städte und Gemeinden zu verteidigen, „Femelungen“ im FFH-Gebiet als das zu entlarven, was sie sind, nämlich illegale Holzeinschläge in Naturschutzgebieten, geboren in nicht lernwilligen oder eben nicht lernfähigen Stadtforst-Köpfen deren mechanistische Konzepte im letzten Jahrtausend hängengeblieben sind, haben NuKLA Feinde beschert, aber viel wichtiger treue Freunde und namhafte Unterstützer, wie Michael Succow, Träger des alternativen Nobelpreises, Peter Wohlleben, Prof. Dr. Bernd Gerken und Prof. Pierre Ibisch, um nur einige stellvertretend zu nennen. Mich übrigens auch.

Nachdem ich als Laudator angefragt worden war und mich in die Materie vertieft hatte, war meine zwingende Konsequenz, vor einigen Wochen dem Verein beizutreten.

Als Wolfgang Stoiber 2017 mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzpreis der Schweisfurth-Stiftung ausgezeichnet wurde, hätte man es in Leipzigs Verwaltung schon ahnen können, wenn man mal zugehört hätte. Ich zitiere aus der Begründung: „Privatpersonen, die Impulse geben, kritische Fragen stellen und die Rolle des Natur- und Umweltschutzes in der Konkurrenz um Ressourcen und Flächen immer wieder thematisieren, sind wesentlich für die nachhaltige Entwicklung von Fluss- und Auenlandschaften.“

Seit seiner Gründung hat sich NuKLA wissenschaftlich und umweltpolitisch vernetzt, z.B. als Mitglied der Grünen Liga Sachsen, wie bereits erwähnt renommierte Fachleute als Fürsprecher und Mitstreiter gewonnen, die eigene Expertise geschärft, seine Schlagkraft und Mitgliederzahl erhöht, unter dem ausgewiesenen Auenwaldexperten Prof. Gerken das Aueninstitut für lebendige Flüsse gegründet, um sie zu schützen eigene Flächen in der Aue erworben, mittlerweile das 4., quantitativ und qualitativ stetig gewachsene, Internationale Leipziger Auenökologie-Symposium durchgeführt.

Das Naturschutzamt der Stadt Leipzig wurde schon vor langer Zeit zum Umwelt(schutz)amt degradiert und dies scheint kein Zufall zu sein. Ja, Leipzigs besondere Attraktivität und Lebensqualität besteht nicht zuletzt in seiner Waldfülle und als geborener Leipziger habe ich diese Tatsache immer gefeiert. Aber wir, die Leipziger Bürger, haben uns zum großen Teil an diese Fülle gewöhnt, wir schöpfen aus dem Vollen und nehmen unsere Wälder, insbesondere die fragilen Auenwälder als gegeben und selbstverständlich hin.

Wir gehen sehr gern in ihnen spazieren, fahren mit dem Rad durch sie hindurch, aber sind mit ungeschultem Auge für Details blind, seien es die Veränderungen, die die heraufziehende Klimakatastrophe in unseren Wäldern längst bewirkt, oder das Missmanagement derer, die für die Pflege und den Erhalt unseres Waldes zuständig sind. Viele Bürger – nicht alle, aber viele – sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht! Diese Bewusstlosigkeit vieler Bürger könnte sich schon bald rächen, denn Wald, wie alle Natur, will achtsam wahrgenommen, gewürdigt und gepflegt werden.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: der Wald und die Natur als Ganzes ist Millionen Jahre ohne uns ausgekommen und kann gut auf sich selbst aufpassen. Es ist nicht nur unsere Hybris aus Größenwahn und Kontrolldrama und wirklich auch ökologisch und wissenschaftlich längst überholtes Steinzeitdenken, Wald und Natur als pflegebedürftigen Patienten behandeln zu wollen. Die Einzigen, die hier auf diesem Planeten pflegebedürftig sind, sind wir. Der Mensch, der die Natur in bisher nie gekannter Geschwindigkeit verdreckt, vergiftet, energetisch aufheizt.

Natürliche Biosysteme und gerade unsere Wälder sind wie Windspiele, vielfach miteinander vernetzte Balancesysteme. Rühre an eines und das ganze System kommt in Bewegung. Die Systeme stellen ihre Balance von selbst wieder her, sie passen sich an, wechseln ihre Artenmischung, ihr Wachstum, ihren Atemrhythmus – die Bäume, mit denen wir in Symbiose leben, weil die einatmen, was wir ausatmen und umgekehrt, atmen wie wir – und ihr Leben findet auf einer anderen Zeitebene statt: sie kennen unser gehetzt sein nicht, unsere gestresste Unfähigkeit zu Geduld, unser ständiges erst Handeln und dann Nachdenken:

Unsere Aufgabe ist der Natur für ihr Selbstmanagement Raum und Zeit zu geben, die Rahmenbedingungen für ihre Selbstorganisation in ihrer Geschwindigkeit günstig zu gestalten und vielleicht, aber nur vielleicht, ganz sparsam hier und da einmal punktuell gestaltend einzugreifen, um diese günstigen Rahmenbedingungen für die natürliche Selbstorganisation zu unterstützen. Lassen wir doch die Natur mit unserer Hysterie und unserem Stress in Ruhe! Müssen wir denn wirklich immer unseren äußeren und unseren inneren Müll nach außen in die Landschaft projizieren? Sind wir wirklich solche evolutionären Säuglinge, die nichts von ihrem eigenen Mist bei sich behalten können?

Wir sind die, die nicht in Balance sind – wir sind die, die in den Wald gehen, um mal wieder runter zu kommen und wieder zu lernen, wie man tief ausatmet, wenn wir nur noch nach Luft schnappen vor sinnfreiem Aktionismus. Wir sind die Patienten, nicht die Natur. Die kann die Heilung für uns sein, wenn wir sie lassen. Es gibt in Deutschland inzwischen gut ein Dutzend offiziell ausgewiesene Heilwälder – wir scheinen doch noch Zugriff auf Restbestände von Selbstreflektion zu besitzen, jedenfalls stellenweise…

Roger Schaumberg bei der Festveranstaltung “10 Jahre NuKLA e.V.” in der Alten Börse Leipzig. Foto: J. Hansmann

Für Leipzig kann ich das aber nicht attestieren, ganz im Gegenteil. Beim Schreiben dieses Textes habe ich mir beim Lesen von über 50 Seiten der ausführlichen Geschichte von NuKLA und seiner Bemühungen um Auenwald, Gewässer und Naturschutz, dazu der dokumentierten Schriftstücke erfolgter Kommunikationen mit den zuständigen Ämtern dieser Stadt, Stadtforsten, Sachsenforst, und einiger Umweltverbände, denen Verbrüderung und „gute Chemie“ im Rathaus scheinbar wichtiger ist, als guter Umweltschutz wirklich den Magen umgedreht. Als Leipziger, der seine Stadt innig liebt, habe ich mich für diese Stadt geschämt, weil es eine Schande ist, wie eine fachlich inkompetente, inhaltlich ignorante und machtpolitisch scheinbar völlig größenwahnsinnige Verwaltung hier 10 Jahre mit dem leidenschaftlichen Umweltengagement von Bürgern aus Leipzig und Umland umgegangen ist, anstelle darüber höchst erfreut zu sein, das in jeder Hinsicht aufzugreifen, zu fördern und zu unterstützen.

Stattdessen habe ich von nicht enden wollenden Tricksereien gelesen, von Zeitschinden, aussitzen, ignorieren, jahrelangem nicht antworten und immer wieder neuen Gesprächseinladungen aus dem Weg gehen. Das alte Spiel: ich bin nicht zuständig, zwei Türen weiter bitte: das Hase und Igel – Spiel mit dem Souverän. Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, hier wird versucht, die SED-Bürokratie in den Schatten zu stellen! Und, meine Damen und Herren, ich muss Ihnen sagen, jemand mit meiner Biografie kann das im eigenen Hause nicht hinnehmen. Nicht nur als Bürgerrechtler und Aktivist der Friedlichen Revolution von 1989, auch als Vorsitzender von Mehr Demokratie Sachsen, tun sich für mich hier indiskutable Abgründe und Defizite im fundamentalsten Demokratieverständnis auf.

Zum Fremdschämen peinliche infantile Egos, ein so abgrundtief lächerliches Platzhirsch-Verhalten von Verantwortlichen, die sich eine gewisse Bewusstlosigkeit wie die mancher Bürger einfach nicht leisten können, weil sie dafür bezahlt werden, auf unsere Umwelt, unsere Gewässer und unseren Wald zu achten! Und infantile, aufgeblasene Leute sind einfach personell fehlbesetzt beim Schutz meines Waldes, den sie offenbar überhaupt nicht im Blick haben, weil sie so mit ihrer „Wichtigkeit“, ihrem „Einfluss“ und ihrem völlig bedeutungslosen „letzten Wort“ beschäftigt sind!

Mir als Bürger ist so eine Provinzposse einfach nicht zumutbar, ich sage Ihnen das so, wie das ist: ich fühle mich einfach ethisch, ästhetisch und vor allem intellektuell beleidigt! Sie merken schon, ich habe mich letztlich entschieden, hier auf die nicht enden wollende Liste von peinlichen und empörenden Details nicht einzugehen, weil ich nicht gewusst hätte, wo anzufangen und wo wieder aufzuhören. Die Dokumente sind einsehbar und den meisten von Ihnen sicher ohnehin bekannt.

Das es aber nach dem Erfolg der Klage von Grüner Liga und NuKLA vor dem Oberlandesgericht Bautzen, mit abschließendem, nicht revidierbaren Urteil vom 09.06.2020, der den Verantwortlichen ganz dick aufs Brot schmiert, dass nicht nur ihre Fachexpertise aus der Zeit gefallen ist, sondern auch ihre Rechtsauffassung falsch und sanktionierbar ist, also offenbar ihr gesamtes Naturschutzverständnis vom ausbeutbaren Wirtschaftsgut Natur und Wald einfach indiskutabel von vorgestern ist und das Gericht der Stadt und allen anderen Beteiligten sogar ziemlich eindeutig zu verstehen gibt, dass es eben nicht um irgendwelche persönlichen Egos geht, sondern um den Erhalt unserer Umwelt, dass die Verantwortlichen sich endlich öffnen und mit den Fachleuten, die NuKLA 10 Jahre um sich geschart hat und die – das ist längst erwiesen, die mit Abstand modernere und kompetentere Expertise zum Sachverhalt aufweisen – mindestens spätestens nachdem ihnen ihr Sachirrtum gerichtsnotorisch zugestellt wurde, sich weiter dem Gespräch verweigern, anstatt lösungsorientiert für den Auenwald und den Naturschutz endlich nach 10 Jahren mal den Argumenten auf diesem inzwischen weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Fachsymposium zuzuhören und nicht weiter die Einladungen abzusagen, hier auf dem Symposium auch die eigenen Positionen endlich einmal darzustellen und fachlich und sachlich zu diskutieren – das schlägt dem Fass wirklich den Boden aus, meine Damen und Herren und macht die Betreffenden in meinen Augen zu Kandidaten fürs Jobcenter.

Ich halte sie für unhaltbar diskreditiert, insbesondere, weil ich keine inhaltliche Positionen gesehen habe, wenn man mal absieht von: wir haben die Macht, ihr habt keine Ahnung, wir machen das hier intern unter uns, haltet ihr Euch da gefälligst raus!

Und darauf kann ich im Kontext von 1989 nur antworten: Irrtum! Wir sind die Bürger, Ihr seid unsere Angestellten, werdet mit unseren Steuern bezahlt – unsere Stadt und unser Wald! Ende.

In einer Pressemitteilung vom 05. Februar dieses Jahres veröffentlichte die Grüne Liga Sachsen einem offenen Brief unter dem Titel „Der Holzweg der Stadt Leipzig“ aus Anlass der wiederholten Absage zur Einladung zum 4. NuKLA Auenökologiesymposium durch Leipzigs Amtsleiter Rüdiger Dittmar. Ich möchte Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, folgende Passage daraus zur Kenntnis geben:

Die GRÜNE LIGA Sachsen hat im Jahre 2018 die Stadt Leipzig wegen Forstwirtschaft im Leipziger Auwald (in FFH- und Vogelschutz-Gebieten) verklagt. Mit Urteil vom 9.6.2020 des OVG Bautzen hat die GLS das Verfahren abschließend und zu Gunsten des Naturschutzes und des geltenden Rechts beendet.

Zwischen der Stadt Leipzig und der Grünen Liga Sachsen e.V., respektive NuKLA e.V., besteht also aktuell keinerlei Rechtsstreit; das sog. Hauptsacheverfahren spielt inhaltlich keine Rolle. Es bestand also ein Rechtsstreit bis zum vergangenen Jahr, auf Grund eines Rechtsvergehens aus Ihrem Hause. Wir sind sehr froh, dass wir Sie mit der Klage rechtzeitig auf das Missverständnis der gültigen Rechtslage Ihrerseits aufmerksam machen konnten!

Meinungen und Weltanschauungen sind subjektiv. Evaluierte Fakten sind objektiv. Dazu zählt, dass wir als Menschen in Symbiose mit jedem Baum auf diesem Planeten leben, völlig egal, ob man das weiß, einen das interessiert oder ob man das für richtig oder falsch hält: Bäume produzieren den Sauerstoff, auf den wir zum Leben angewiesen sind – vor allem in einer großen Stadt. Es gibt bezogen auf den Umgang mit geschützte Auenwaldflächen nichts zu verhandeln, und die Vorstellungen, denjenigen, die sich für deren Erhalt und den der so lebenswichtigen alten Bäume einsetzen, Bedingungen diktieren zu können bzw. Gespräche nur dann führen zu wollen, wenn man selbst über die Teilnehmenden des Gegenübers entscheiden kann, ist ein fataler Irrtum – für alle, die ihm unterliegen, und am Ende vor allem für die BürgerInnen dieser Stadt Leipzig, die die EigentümerInnen des Auwaldes sind, über dessen guten Zustand Sie zu wachen hätten.“

Ende des Zitates.

Ich für meinen Teil, möchte so schließen:

Wolfgang Stoiber, dieser prinzipienfeste und unerbittliche Streiter für meinen Wald und meine gesunde Umwelt hat gemeinsam mit seinen Mitstreitern meinen tiefen Respekt gewonnen und ist mir ein guter Freund geworden. Es hat ihn vom fernen Rheinland vor vielen Jahren hier nach Leipzig verschlagen und obwohl ich meine Leipziger mag und ungern etwas auf die kommen lasse, schlage ich doch an dieser Stelle hier zwischen Leipzig und dem Rheinland einen Personalaustausch vor: mehr solche Kempen wie Wolfgang nach Leipzig und wir hätten da auch einige Leute günstig abzugeben.

Da wir nicht in Hollywood sind, wo die Danksagung am Anfang steht, hier einige Namen für so viele Wegbegleiter und Unterstützer in diesen Jahren:

Zunächst Maria Ziemer, Prof. Dr. Gerken, Hannes Hansmann, Dr. Niehls Kohschütter, Frau Staab, Prof. Dr. Emil Dister, Dietmar Kammerschen und Rocco Buchta, sowie stellvertretend für viele nationale Freunde und Unterstützer Peter Wohlleben, Prof. Pierre Ibisch, die Naturwald Akademie Lübeck und und und und, leider haben wir hier in Leipzig außer unseren 3 Großsponsoren niemanden, den wir würdigen können. Mitglieder natürlich und viele, viele Klein- bis Mittelsponsoren wie z.B. das BDO (für die Nicht-Leipziger: das Bike Department Ost). Danke!

Noch ein Zitat zum Schluss von Meret Oppenheim:

“Man muss sich die Freiheit nehmen, sie wird einem nicht gegeben.”

Schützen wir unseren Wald, wie unser Leben, warten wir nicht auf dienstvergessene Bürokraten.

Vielen Dank.

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Laudator: Roger Schaumberg

Vorstellung des Laudators: Wolfgang Stoiber

Den Laudator des heutigen Abends kann man schlechterdings keine Eitelkeit vorwerfen, denn von Eigenmarketing hat er nie etwas gehalten, obwohl er in den 2000ern einige Jahre Kreativ Direktor einer großen sächsischen Kommunikations- und Marketing- Agentur war.

Allerdings ist er immer für die von ihm vertretenen Werte und Prinzipien eingetreten, weshalb InsiderInnen ihn aus verschiedensten Sachzusammenhängen kennen:

  • Bürgerrechtler mit 2 Jahren Berufsverbot am Ende der DDR
  • von 16 Leipziger Oppositionsgruppen in der Friedlichen Revolution 1989: Mitbegründer einer der wesentlichen politischen Leipziger Basisgruppen
  • Initiator und Leiter der Sicherheitsgruppe des Neuen Forums während der legendären Leipziger Montagsdemonstrationen (das waren die Menschen, die in den Dokumentarfilmen an ihren Schärpen erkennbar sind, auf denen „Neues Forum – Keine Gewalt!“ geschrieben stand)
  • Mitinitiator und Mitarbeiter des 1.Büros des Neuen Forums in der Dreilindenstraße (nahe der Musikalischen Komödie)
  • Wahlkampfleiter des Neuen Forums zur ersten und letzten freien Volkskammerwahl der DDR im Berliner Haus der Demokratie in der Friedrichstraße
  • Mitgründer und Konzertveranstalter im Tacheles Berlin, Europas größtem AvantGarde Kunsthaus
  • Gründer und GF einer erfolgreichen Berliner Konzertagentur in den 90ern, Veranstalter großer Open Air-Konzerte, z.B. auf dem unbebauten Potsdamer Platz zum WeltAIDS-Kongress der UNESCO und zur Reichstagsverhüllung von Christo
  • nach seiner Rückkehr nach Leipzig Sprecher des Leipziger Sozialforums und “Vater der Neuen Leipziger Montagsdemonstrationen 2003 und 2004“ (je 85.000 Demonstranten)
  • Landesvorstand der Wahlalternative für Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) bis zur Übernahme durch die damalige PDS und der von ihm abgelehnten Fusion zur Partei „DIE LINKE“
  • als Sozialökologe leitete er von 2010-2018 ein Langzeitforschungsprojekt zu Bewusstseins-, Verhaltens- und Entfremdungsforschung, dass er im von ihm gegründeten ZBTM – Zentrum für Bewusstseinsforschung und Transition Town Monitoring- gegenwärtig noch evaluiert
  • Roger Schaumberg ist seit 2018 Landesvorsitzender von Mehr Demokratie Sachsen: auf seine Initiative geht der Sächsische Corona-Bürgerbeirat und ganz aktuell der Entwurf des ersten Sächsischen Transparenzgesetzes zurück, dass die Landtagsfraktionen in Dresden derzeit diskutieren und bald verabschieden werden
  • seit Januar dieses Jahres verhandelt er mit seinem Vorstand und den sächsischen Landtagsfraktionen über die sächsische Verfassungsreform in der ersten Hälfte 2022
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