Wie forstliche Fakultäten erneut versuchen, erfolgreiche populärwissenschaftliche Bücher über Waldschutz zu diskreditieren – und dabei wieder einmal scheitern…

Am 20. September 2023 hat die forstliche Fakultät der Universität Göttingen (Ansprechpartner: Professor Christian Ammer) eine Pressemitteilung mit dem Titel

Fachleute fordern: Pflanzen nicht vermenschlichen“ – https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7206 -, herausgegeben, in der versucht wird, Deutschlands bekanntesten Förster und Sachbuchautor Peter Wohlleben sowie die kanadische Waldforscherin Suzanne Simard (Professorin für Forstökologie an der University of British Columbia) zu diskreditieren. Man fühlt sich sehr an die Online-Petition aus dem Jahr 2017 “Fakten statt Märchen – Wissenschaft statt Wohlleben” erinnert, mit der sich die Hauptinitiatoren Professor Ammer und Professor Bauhus jedoch nur ein Kuckucksei in das eigene Nest gelegt haben.

32 Forschende aus 11 Ländern haben in einem Artikel (der die Grundlage für die Pressemitteilung darstellt) in “Trends in Plant Science” versucht, in den beiden populärwissenschaftlichen Sachbüchern „Das geheime Leben der Bäume“ (Peter Wohlleben) und „Die Weisheit der Wälder“ (Suzanne Simard) Passagen und Formulierungen ausfindig zu machen, wo es angeblich an wissenschaftlicher Evidenz fehle. Außerdem werden – wie so oft – die Anthropomorphismen, dei sich auf Bäume und Wälder beziehen, kritisiert und sogar als gefährlich eingestuft.

Axel Schmoll hat den o.g. Artikel genauer analysiert und ist zum Ergebnis gekommen, dass die vorgebrachten Argumente der 32 Autorinnen und Autoren gegen das sogenannte Mutterbaumkonzept, welches Suzanne Simard entwickelt hat (und über welches sie auch in ihrem Buch “Die Weisheit der Wälder” schreibt), wenig evidenzbasiert sind. Außerdem hat er analysiert und viele Fragen formuliert, warum die eigentlich wichtigen Fragen zur Rettung unserer Wälder seitens der Autorinnen und Autoren des Artikels NICHT gestellt werden.

Der Förster und Waldschützer Karl-Friedrich Weber, der auch schon zusammen mit Professor Ibisch die Kleinkahlschläge im Leipziger Auwald kritisiert hat, schreibt in einer lebhaften Diskussionsrunde zu dem Artikel und den Bemerkungen von Axel Schmoll dazu: “Nachfolgender Diskurs legt im Grunde nur offen, was seit langem und unaufgearbeitet unter der Decke eines ganzen Berufsstandes schwelt. Die Problematik hatte der Schöpfer des LÖWE, Hans-Jürgen Otto, mit dem ich in regelmäßigem Kontakt stand, in Gesprächen wiederholt geäußert. Es scheint so, dass er die Situation richtig eingeschätzt hatte. Es fehlt eine externe soziologische Analyse und eine Psychologie des forstlichen Berufsstandes als einer geschlossenen Gesellschaft im Kontext seiner historischen Entwicklung und inneren Struktur, deren Ergebnis akzeptiert und zu einer Selbstreflexion führen könnte. Vielleicht ergäbe sich daraus die Chance, den Prozess zunehmender und teils unversöhnlicher Konfrontation zu überwinden und zu einem Diskurs jenseits von Freund/Feind-Schemata zu kommen. Fände sich hierzu kein Ansatz, sähe ich gegenwärtig keine andere Möglichkeit, als im Interesse der Sache den Konflikt im Streit auszutragen. Ihn zu vermeiden, wäre die bessere Perspektive. Herbstliche Grüße! Karl-Friedrich Weber”

Hier nun die Bemerkungen von Axel Schmoll (NuKLA e. V.) zu dem Artikel D. G. Robinson, C. Ammer et al. (2023):

Buchenurwaldprojekt Wohlleben Wershofen 2021. Foto: A. Schmoll

Über den Artikel „Mother trees, altruistic fungi, and the perils of plant personification“ von D. G. Robinson, C. Ammer et al. (2023)

Bemerkungen von Axel Schmoll – Opinion

In der Zeitschrift „Trends in Plant Science“ erschien vor kurzem ein Artikel „Mutterbäume, altruistische Pilze und die Gefahren der Pflanzen-Personifikation“ (deutsche Übersetzung) (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1360138523002728). Der Artikel hat die Erscheinungsform einer wissenschaftlichen Studie, auch wenn er unter der Kategorie „Opinion“ erschienen ist. Aber in welchem Maße wurden die grundlegenden wissenschaftlichen Qualitätskriterien tatsächlich erfüllt?

Evidenzbasierung erfolgt auf der Basis empirisch zusammengetragener und bewerteter wissenschaftlicher Erkenntnisse. Sie bezeichnet die Berücksichtigung der besten verfügbaren Informationen für Entscheidungen oder Empfehlungen. Der Artikel wird diesem Anspruch m. E. alleine schon daher nicht gerecht, da er methodisch und inhaltlich lediglich den Ansatz verfolgt, Textpassagen in zwei populärwissenschaftlichen Büchern von Suzanne Simard und Peter Wohlleben ausfindig zu machen, die die Autoren und Autorinnen meinen widerlegen zu können (bzw. zu wollen). Es geht nicht um die Frage „Was spricht für, was spricht gegen das Mutterbaumkonzept oder andere Konzepte?“, sondern der methodische Ansatz ist eindeutig einseitig auf einen Widerlegungsversuch gerichtet und somit haltungsgeprägt im Sinne offensichtlich vorliegender forstwirtschaftlicher Interessen. Eine Ausgewogenheit der Darstellung und Diskussion der heterogenen Forschungsergebnisse in diesem schwierigen Forschungsfeld der Kommunikation zwischen Bäumen in einem komplexen Waldökosystem wird nicht ansatzweise versucht. Dies entspricht m. E. wohl kaum einem legitimen Vorgehen in der evidenzbasierten Wissenschaft.

Die vorgebrachten Meinungen in dem Artikel über Anthropomorphismen bei Tieren und Pflanzen in der populärwissenschaftlichen Literatur bringen im Wesentlichen nichts Neues über das hinaus, was C. Ammer und J. Bauhus bereits in ihrer Online-Petition 2017 mit dem vielsagenden (über die Autoren selbst) Titel „Fakten statt Märchen – Wissenschaft statt Wohlleben“ bereits geäußert hatten. Anthropomorphismen sind ein gängiges Stilmittel in populärwissenschaftlicher Literatur (man muss dies nicht mögen) und dienen dazu, dass die Menschen ohne entsprechende biologische Vorbildung sich die komplexen Sachverhalte in Ökosystemen besser vorstellen können und mit ihren eigenen Lebenswelten in Verbindung bringen können. Die Leserinnen und Leser sind i. a. klug genug, solche Anthropomorphismen nicht als Gleichsetzungen anzusehen, wenn z.B. geschrieben wird, dass Bäume miteinander sprechen oder Mutterbäume ihre Kinder stillen.

Interessant ist, dass am Ende der S. 1 des Artikels auf das populärwissenschaftliche Buch von Torben Halbe „Das wahre Leben der Bäume“ (der Versuch einer Replik auf Peter Wohllebens Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“) aufmerksam gemacht wird, diesmal aber im positiven Sinne. Torsten Halbe ist Projektmitarbeiter beim Deutschen Forstwirtschaftsrat e.V., einem Lobbyverein der Forstwirtschaft (https://lobbypedia.de/wiki/Deutscher_Forstwirtschaftsrat_e.V.). Bereits der Titel seines Buches ist eher irreführend, denn das WAHRE Leben der Bäume kennen wir nicht und werden es aller Voraussicht nach niemals auch nur annäherungsweise kennen.

Zunächst wird in Box 1 sich aber wieder an Thesen von Peter Wohlleben – diesmal bezogen auf die Dichte an Bäumen in einem naturnahen Wald (also jenseits des Mutterbaumkonzeptes)- abgearbeitet. Es herrsche, so die Autorinnen und Autoren des Artikels, Konkurrenz zwischen Bäumen, Mortalität sei ein regelmäßiges Phänomen in der Konkurrenz zwischen Bäumen, besonders bei jungen und kleinen Buchen. Peter Wohlleben ignoriere dies und eine solche Betrachtungsweise führe in der praktischen Anwendung zu einer erhöhten Anfälligkeit der Bäume z. B. gegenüber Käfern und zu einer verminderten Artenvielfalt und Anpassungsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel. Wo ist hier die Evidenz? Wird hier nicht eher die nachgewiesene hohe Stabilität und Resilienz von naturnahen (Buchen)-Wäldern oder gar (Buchen)-Urwäldern mit Biomassemengen von bis zu 1.000 Festmetern/ha (um im Forstjargon zu sprechen) seitens der Autorinnen und Autoren negiert? Wird hier nicht eher die Tatsache negiert, dass naturnahe Laub- und Laubmischwälder den Dürren und Hitzeperioden der letzten Jahre deutlich besser getrotzt haben als die an Biomasse armen, „schwindsüchtigen“ Forste, die die „Segnungen“ intensivforstlicher Methoden durchlaufen haben? Mal abgesehen davon, dass weder Peter Wohlleben noch Suzanne Simard jemals bestritten hätten, dass es in einem Wald auch Konkurrenz gibt. Beide – wie auch viele andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – betonen lediglich, dass in der (forstlichen) Wissenschaft bislang kooperativen Prozessen zu wenig Beachtung geschenkt wurde und dass die Ergebnisse solcher Forschungen in der praktischen Forstwirtschaft nicht genügend bzw. gar nicht berücksichtigt werden. Anstatt dies angemessen zu reflektieren kritisieren die Autorinnen und Autoren des Artikels lieber pauschal die Aussagen von Peter Wohlleben und bezichtigt ihn eines utopischen Weltbildes, z. B. wenn er schreibt, kleine Bäume würden von Mutterbäumen beschützt. Zu dem Mutterbaumkonzept später aber mehr.

Über die Bedeutung des Waldbodens als Kohlenstoffspeicher scheinen sich die Autorinnen und Autoren des Artikels mit Peter Wohlleben sogar einigermaßen einig zu sein (Box 1 Abs. 5). Allerdings wird auch hier versucht, einige Aussagen von Peter Wohlleben als falsch abzustempeln. Keine Studie habe bewiesen, so die Autorinnen und Autoren des Artikels, dass Humusverlust als Folge von Holzernte in dem Ausmaß erfolge, wie es Peter Wohlleben behaupte. Quantitative Angaben macht Peter Wohlleben aber gar nicht, handelt es sich bei seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ auch gar nicht um ein wissenschaftliches Werk. Die Aussage „ähnlich viel wie durch die Ernte“ ist in einem populärwissenschaftlichen Buch als Trendaussage zu werten. Es handelt schließlich nicht um einen Wissenschaftsartikel, der natürlich exakte Zahlen bringen muss. Somit ist auch die konstruierte Fallkonstellation in dem Artikel von D. R. Robinson, C. Ammer et al., nach einer Vollernte wäre nach den Verlautbarungen von Peter Wohlleben gar kein Kohlenstoff mehr im Boden vorhanden, eher sinnlos und destruktiv. Offensichtlich sind die Forschungsergebnisse über die Kapazität von Waldböden für die Kohlenstoffspeicherung einigermaßen heterogen (z. B. https://naturwald-akademie.org/forschung/studien/qualitaet-ueber-quantitaet-urwaelder-speichern-kohlenstoff-im-boden-nachhaltig/). Vieles deutet zumindest darauf hin, dass eine deutliche Korrelation zwischen Naturnähe und Biomassereichtum des oberirdischen Waldes mit der Kohlenstoffspeicherung im Waldboden besteht; dies ist auch absolut plausibel. Somit trifft Peter Wohlleben mit seinen Forderungen nach mehr Waldbodenschutz und größerer Beachtung der Korrelation von oberirdischem Wald und Waldboden in der Forstwirtschaft grundsätzlich ins Schwarze – und gerät so in die Kritik derer, die nach immer noch mehr Holzernte trachten.

Im Übergangsbereich der S. 2 und 3 kritisieren die Autorinnen und Autoren, dass Peter Wohlleben in den Medien stark vertreten ist, vor der EU-Kommission sprechen durfte und sogar in einen Beirat der Vereinten Nationen berufen wurde. Er habe zu viel Einfluss bei den Entscheidungsträgern. Dies sei auch Motivation für das Schreiben des vorliegenden Artikels gewesen. Ausgeblendet wird hingegen, wer das eigentliche „Sagen“ in den Wäldern bzw. Forsten hat, wie zahlreiche Lobbyverbände (Waldbesitzerverbände, Lobbyvereinigungen der Holzbranche usw.) die reale Politik entscheidend beeinflussen, über welche gewichtigen Meinungsplattformen die Forstwirtschaft verfügt, welche Verflechtungen mit Naturschutzvereinigungen, Naturschutzbehörden, biologischen Fakultäten usw. bestehen, wie Paradigmenwechsel in der Forstwirtschaft mit vereinten Kräften verhindert werden, wie Forschungsgelder verteilt werden, wer über die Fördergelder maßgeblich bestimmt usw. usf.

Ab S. 3 „Searching fort the mother tree“ wird dann das Mutterbaumkonzept von Suzanne Simard aufs Korn genommen. Es wird einleitend behauptet („it should be pointed“), das Konzept sei „mit vielen gut bekannten Beobachtungen von Baumwachstum inkompatibel“. Empirische Evidenz?

Eine Studie aus dem Jahr 1926 (!) aus Finnland wird zitiert [10], die gezeigt haben soll, dass Konkurrenzprozesse im Waldboden die Sämlingsentwicklung behindern können. Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Danach werden 3 Studien [11-13] aus Japan (Ahorn), Fennoskandinavien und Schweden aus den Jahren 1997, 2014 und 2022 zitiert, die nach Ansicht der Autorinnen und Autoren belegen, dass Altbäume die Entwicklung von Sämlingen behindern können. Interessanterweise steht in der Zusammenfassung der Studie von P. und M. N. Högberg [13] jedoch auch, dass Bäume Kohlenstoff und Nährstoffe durch Mykorrhizapilze transportieren und Bäume ihren Nachwuchs versorgen können (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378112722002468). Evidenzen gegen das Mutterbaumkonzept?

Außerdem wird noch eine Studie aus 1934 (!) zitiert, die belegen soll, dass Mutterbäume das Wachstum ihres Nachwuchses behindern können. Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Bzgl. der zitierten kanadischen Studie [15] von Hughes J.W. (1997) konnte ich aus der Zusammenfassung keinen näheren Bezug zu dem Mutterbaumkonzept erkennen. Untersucht wurde hier das unterschiedliche Aufkommen zweier Baumarten in Abhängigkeit von der Entfernung zum Waldrand. (https://scholar.google.com/scholar_lookup?title=Effects%20of%20distance%20from%20forest%20edge%20on%20regeneration%20of%20red%20spruce%20and%20balsam%20fir%20in%20clearcuts&author=J.W.%20Hughes&publication_year=1997)

Auch aus der Zusammenfassung der Studie (https://academic.oup.com/treephys/article/28/5/721/1730817) von C. Ammer et al. (2008) [16], in der die Abhängigkeit von Buchennaturverjüngung von der Verfügbarkeit an Licht und Nährstoffen untersucht wurde (offensichtlich gemäß des Artikels als Basis für Argumentationen Pro Auflichtungshiebe in Buchenwäldern [die ich für sehr problematisch halte]), kann ich keinen näheren Bezug zum Mutterbaumkonzept erkennen. Ebenso nicht aus der Zusammenfassung (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378112710001465) der Studie von Wagner S. et al. (2010) [17] zur Buchenwaldregeneration und Wurzelkonkurrenz (in Bezug auf eine erfolgreiche Holzproduktion). Die zitierte Studie [18] aus dem Jahr 1927 (!) zur Wurzelkonkurrenz kann alleine methodisch bedingt zur Diskussion zum Mutterbaumkonzept nichts an Relevanz beitragen. In der Studie von Fabricius et al. [19] aus dem Jahr 1929 (!) geht es v.a. um die Wasserverfügbarkeit, die die Überlebensfähigkeit von Sämlingen maßgeblich bestimmt. Hier gilt das gleiche wie zu [18].

Aus diesen o. g. Studien wird dann geschlussfolgert, dass das Mutterbaumkonzept inkompatibel sei mit den Ergebnissen von Beobachtungen zu Sämlingsentwicklungen in Wäldern und Interaktionen zwischen großen Bäumen und Sämlingen durch das Mykorrhizanetzwerk. Mir erscheint diese Schlussfolgerung sehr wenig evidenzbasiert zu sein.

Im Folgenden (S. 3 / S. 4) wird behauptet, dass – bis auf zwei Studien (Klein et al. 2016, Avital et al. 2022 [26]) – Schlussfolgerungen aus Studien zu ziehen seien, dass lediglich nicht signifikante Kohlenstoffmengen zwischen Bäumen übertragen würden. Zitiert werden hierfür zunächst v. a. zwei Studien (Robinson et. al. 1999, B. Wu et al. 2001) , die sich mit der Studie von Suzanne Simard aus 1997 (Nature) befasst haben und die darauf hingewiesen haben, dass noch einige Uneindeutigkeiten bestehen und dass die Vorteile für die Empfängerpflanzen noch zu beweisen sei (z. B. der genaue Transportweg vom Pilz in die Wurzel [dazu gibt es mittlerweile auch zahlreiche Forschungsergebnisse]). Außerdem seien die Übertragungswege zwischen den Pflanzen noch nicht eindeutig geklärt und es kämen auch andere Übertragungswege von Kohlenstoff als über die Mykorrhiza in Frage. Eine Studie von L. Danielsen et al. (2012) [29] hat gezeigt (Untersuchungen in einer 3-jährigen naturfernen Pappelanpflanzung mit drei Genotypen, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ece3.305), dass einige Bäume sowohl von Ektomykorrhiza als auch von arbuskulärer Mykorrhiza besiedelt werden können. Dies könne, so die Autorinnen und Autoren D. G. Robinson, C. Ammer et. al., weiter verbreitet sein als früher gedacht, was den Nachweis von Übertragungswegen und der Signifikanz von Kohlenstoffübertragungen erschwere. Dies sind sicherlich interessante und auch wissenschaftsfördernde Überlegungen. Aber: Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Es wird auch eine Studie von Klein et al. [23] aus dem Jahr 2016 (Science) zitiert, in der Kohlenstofftransporte zwischen Bäumen in einem Mischwald in der Schweiz nachgewiesen wurden. Bis zu 40% des in den Feinwurzeln gemessenen Kohlenstoffs aus der Photosynthese könne von Nachbarbäumen stammen (https://www.science.org/doi/10.1126/science.aad6188). Dem stellen die Autorinnen und Autoren des Artikels D. G. Robinson und C. Ammer eine Studie von Henrikson et al. (32) aus dem Jahr entgegen, die auch natürliche Prozesse in Bäumen benennen, die eine solche Übertragung der C 13-Isotope erklären könnten. Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Die Autorinnen und Autoren des Artikels zitieren auch noch zwei Studien von N. Henriksson et al. 2023 und J. Karst et al. 2023 [34,35], die zum Ergebnis hatten, dass der Ausschluss von Mykorrhiza in Versuchsanordnungen nicht immer den Kohlenstofftransport zwischen Pflanzen verhinderte. Die Möglichkeit solcher alternativer Übertragungswege (ohne Mykorrhiza) würde bei Interpretationen zu Gunsten der Mykorrhizaübertragung häufig ausgeblendet. Sicherlich sind auch dies interessante und wissenschaftsfördernde Überlegungen. Aber: Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Ab S. 4 letzter Absatz befassen sich die Autorinnen und Autoren D. G. Robinson, C. Ammer et al. mit der Frage nach den Vorteilen, die die Mykorrhizapilze durch die Kohlenstoffübertragungen haben können bzw. müssten (evolutionärer Vorteil). Außerdem wird über eine Laborstudie [38] von Pickles et al. (2017) berichtet, bei der bei zwei von vier Versuchsanordnungen nur bei nichtverwandten Bäumen ein signifikanter Austausch von 13 C erfolgte, woraus geschlussfolgert wurde, dass hier eine C-Mykorrhizaübertragung unwahrscheinlich sei. Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Bzgl. der wissenschaftlichen Artikel von Suzanne Simard nach 1999 wird in dem Artikel von D. Robinson, C. Ammer et al. lediglich eine Arbeit aus 2018 „Mycorrhizal networks facilitate tree communication, learning, and memory“ [Kapitel in einem Buch: F. Balsuka et al.: „Memory and learning of plants“] zitiert [39]: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-75596-0_10 . In diesem Artikel befasst sich Simard mit sehr verschiedenen Strategien von Informations- und Stoffaustäuschen zwischen Pflanzen („I provide examples of neighboring tree behavioral, learning, and memory responses facilitated by communication through mycorrhizal networks.“). Die Autorinnen und Autoren D. G. Robinson, C. Ammer et al. greifen hieraus ein Detail bzgl. einer von Simard thematisierten möglichen Korrelation von Stickstoff und Kohlenstoff heraus und leiten daraus ab, dass es unklar sei, ob die mutmaßliche Aminosäureaufnahme aus der Mykorrhiza zu einem Netto-C-Gewinn oder –Verlust durch die Empfängerpflanze führt. Evidenz gegen das Mutterbaumkonzept?

Auf S. 5 des Artikels (Zwischenüberschrift „CMN function: alternative scenarios“) wird behauptet, es gäbe wenig Evidenz für altruistische Mykorrhiza-Netzwerke. Meine Online-Recherche hat ergeben, dass Suzanne Simard selbst das Wort „altruistic“ nur selten benutzt, und wenn dann lediglich in Interviews, z.B. https://www.latimes.com/entertainment-arts/books/story/2021-05-05/how-a-descendant-of-loggers-discovered-that-trees-cooperate: ” Though the push-pull between competition and altruism is a common tension in evolutionary biology, her findings did not sit well with world views built on individual dominance.“In ihren wissenschaftlichen Artikeln benutzt sie „altruistisch“ meiner Recherche nach gar nicht. In ihrem Buch „Die Weisheit der Wälder“ reflektiert Simard auch über die Frage, inwieweit die Mykorrhizapilze Vorteile davon haben, wenn sie als Überträger von Informationen und Stoffen fungieren. Häufiger wird der Begriff „altruistisch“ benutzt, wenn seitens anderer Autorinnen und Autoren (z.B. in Zeitschriften und Zeitungen) über die Forschungen von Susanne Simard geschrieben wird. Aufgegriffen wird der Begriff z.B. auch von Peter Wohlleben.

Der Begriff „altruistisch“ ist insofern bereits schwierig, da bereits die Definition uneinheitlich ist und eine allgemeingültige Definition nicht existiert. In der populärwissenschaftlichen Literatur ist er vermutlich so zu verstehen, dass Organismen bei bestimmten Handlungen, Reaktionen usw. keinen direkten Vorteil zu haben scheinen bzw. der Vorteil unklar oder nicht nachweisbar ist. So ist übrigens auch nicht geklärt, ob Menschen überhaupt altruistisch handeln können. Auf welcher Ebene kann sich der Altruismus bewegen: Individuum, Verwandtschaft, Gruppe, Spezies, Ökosystem? Wie könnte ein reiner Altruismus überhaupt beweisbar sein?

Die Autorinnen und Autoren D. G. Robinson, C. Ammer et al. beschäftigen sich im Weiteren mit der Frage, inwieweit Alternativszenarien (zur Mykorrhiza) für den Transport von Kohlenstoff oder Stickstoff in Frage kämen, z. B. mykoheterotrophe Pflanzen, die zur Ernährung (C, N und andere Nährstoffe) voll oder zum Teil auf Mykorrhizapilze (sowohl Ektomykorrhiza als auch arbuskuläre Mykorrhiza) angewiesen sind, die ihrerseits Kohlenstoff von photosynthetisierenden Wirtspflanzen beziehen (z.B. Orchideen). Die Autorinnen und Autoren halten es für möglich, das nichtmykoheterotrophe Pflanzen ebenfalls solche Mechanismen nutzen könnten i.S. eines parasitären Modus seitens der Sämlinge. Bei einem solchen Szenario müsste dann das Wachstum von Sämlingen in der Nähe von großen Bäumen verbessert sein, was aber in Wäldern nicht zu beobachten sei. Denn Studien von J. Karst et al. 2023 [35] hätten ergeben, dass nur bei 5 von 18 Versuchen signifikante positive Effekte durch Mykorrhizapilze nachweisbar waren, die nicht durch negative Wurzeleffekte (Konkurrenz) ausgeglichen wurden. Dies mag ja so sein, aber warum dies ein evidenzbasiertes Argument gegen das Mutterbaumkonzept sein sollte, erschließt sich mir nicht. Eigentlich niemand, und natürlich auch Suzanne Simard nicht, bezweifelt, dass es auch Wurzelkonkurrenzen gibt.

Die Autorinnen und Autoren des Artikels D. G. Robinson, C. Ammer et al. schlagen auch vor, dass ein Pilz mit zwei unterschiedlichen Bäumen Mykorrhizaverbindungen aufnehmen kann und so für sich selbst Vorteile erzielen könnte, indem er so mit C und N „Handel treiben“ würde [40, 46; E.T. Kiers et al. 2018 und G.A. Wyatt et al. 2014]. Auch so könne Kohlenstoff von einem Baum zum anderen gelangen. Solche Möglichkeiten bezeichnen die Autorinnen und Autoren selbst als spekulativ. Dies sind sicherlich interessante Überlegungen und mögen solche Optionen auch in der Natur vorkommen (sie sind plausibel), allerdings kann ich daraus keine evidenzbasierten Argumente gegen das Mutterbaumkonzept erkennen.

In der Box 2 des Artikels D. Robinson, C. Ammer et al. wird zusammenfassend (?) auf die altruistischen Mykorrhiza-Netzwerke im Zusammenhang mit Zitaten aus dem Buch „Die Weisheit der Wälder“ eingegangen, die die Autorinnen und Autoren dann versuchen zu widerlegen oder als nicht bewiesen einstufen. Bzgl. der Zitierung und Interpretation wissenschaftlicher Artikel und deren Relevanz für das Mutterbaumkonzept s.o. [23, 26, 34, 35, 38]. In dem außerdem in Box 2 zitierten Wissenschaftsartikel von Cahonovitc et al. 2022 [24] wird der Kohlenstofftransport zwischen Kiefern und Eichen beschrieben: https://www.nature.com/articles/s41396-022-01193-z:  „Inter-kingdom belowground carbon (C) transfer is a significant, yet hidden, biological phenomenon, due to the complexity and highly dynamic nature of soil ecology.“ Y. Y. Song behandelt in seinem wissenschaftlichen Artikel [99] (zitiert in Box 2) den Transfer von Kohlenstoff und Stresssignalen zwischen Douglasien und Ponterosa-Kiefern. Somit kann ich auch aus Box 2 keine evidenzbasierten Argumente gegen das Mutterbaumkonzept erkennen. Die in Box 2 genannten Zitate aus dem Buch „Die Weisheit der Wälder“ stellen m.E. gute Zusammenfassungen der eigenen Forschungen von Suzanne Simard dar, ohne dass – es handelt sich nicht um ein wissenschaftliches Werk ! – Inhalte und Ergebnisse verzerrt dargestellt werden oder zu stark simplifiziert werden. In dem Buch reflektiert Simard auch häufig über die eigenen Forschungen und deren Ergebnisse, stellt sie oft auch selbst zur Diskussion (man beachte die nuancierten Formulierungen!).

Für eine Einordnung des Artikels von D. G. Robinson, C. Ammer et al. ist auch die Analyse interessant, welche wissenschaftlichen Arbeiten nicht benannt und diskutiert werden.

Eine interessante Vorstellung der Wissenschaftlerin Suzanne Simard und ihrer Forschungen über die Kommunikation der Bäume findet sich auf der Internetseite der Universität Oregon:

https://blogs.uoregon.edu/whatiscommunication/participants/suzanne-simard/

She is specifically known for her work on how trees communicate and interact using below-ground fungal (mycorrhizal) networks. Simard’s work with her students led to the recognition that forests have hub trees, which are large, highly connected trees that play an important role in the flow of information and resources in a forest. Trees interact with their own and other species, including forming kin relationships with their genetic relatives. Her current research investigates how these complex relationships contribute to forest resiliency, adaptability and recovery, as well as implications for sustainable stewardship of forest ecosystems.“

Auf der Internetseite werden zahlreiche Artikel zur Stützung der Mutterbaum-Theorie anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angegeben („additional reading“):

Folgende 2 Artikel dieser Literatur werden in der „Studie“ von D. G. Robinson, C. Ammer et al. zitiert (s.o.):

Henriksson, Nils, John Marshall, Mona N. Högberg, Peter Högberg, Andrea Polle, Oskar Franklin, and Torgny Näsholm. (2023). “Re‐examining the Evidence for the Mother Tree Hypothesis–Resource Sharing Among Trees via Ectomycorrhizal Networks.” New Phytologist [Early view]: 1-10.

Karst, Justine, Melanie D. Jones, and Jason D. Hoeksema. (2023). “Positive Citation Bias and Overinterpreted Results Lead to Misinformation on Common Mycorrhizal Networks in Forests.”Nature Ecology & Evolution: 1-11. [Published 13 February; republished with “Author Correction: …”, 15 March.]

Folgende 8 Artikel dieser Literatur werden in der „Studie“ von Robinson, Ammer et al. nicht zitiert und folglich auch nicht behandelt:

Anten, Niels P. R., and Bin J. W. Chen. (2021). “Detect Thy Family: Mechanisms, Ecology and Agricultural Aspects of Kin Recognition in Plants.” Plant, Cell & Environment 44, no. 4: 1059-1071.

Boyno, Gökhan, and Semra Demir. (2022). “Plant-mycorrhiza Communication and Mycorrhizae in Inter-plant Communication.” Symbiosis 86, no. 2: 155-168.

Dominguez, Pia Guadalupe, and Totte Niittylä. (2022). “Mobile Forms of Carbon in Trees: Metabolism and Transport.” Tree Physiology 42, no. 3: 458-487.

Du, Yukai (dir.). (2016). Can Plants Talk to Each Other? – Richard Karban. TED-Ed, 2 May.
Hussain, Altaf, Jean C. Rodriguez-Ramos, and Nadir Erbilgin. (2019). 
“Spatial Characteristics of Volatile Communication in Lodgepole Pine Trees: Evidence of Kin Recognition and Intra-species Support.” Science of The Total Environment 692: 127-135.

Karban, Richard. (2015). Plant Sensing and Communication. University of Chicago Press.
Karst, Justine. (2022). 
“The Decay of the Wood-wide Web? A Reckoning of the Structure and Function of Common Mycorrhizal Networks in Forests.” Ecology, Evolution, and Conservation Biology (EECB) Seminar Series, Oregon State University, 18 November.

The Rockefeller University. (2023). “Pioneering Forestry Researcher Suzanne Simard to Receive the 2023 Lewis Thomas Prize.” Rockefeller.edu, 16 March.

Royal Botanical Gardens, Kew. (2023). “Professor Suzanne Simard Awarded Kew International Medal for ‘Invaluable Work and Devotion’ Championing Biodiversity in Forests.” Kew.org, 30 March.

Tedersoo, Leho, Mohammad Bahram, and Martin Zobel. (2020). “How Mycorrhizal Associations Drive Plant Population and Community Biology.” Science 367, no. 6480.

Ebenso werden in der „Studie“ von D. Robinson, C. Ammer et al. alle Studien von Suzanne Simard nach 1999 ignoriert und folglich auch nicht behandelt (es wird lediglich eine Arbeit aus 2018 „Mycorrhizal networks facilitate tree communication, learning, and memory“ [Kapitel in einem Buch] zitiert, s.o.).:

“Access to Mycorrhizal Networks and Roots of Trees: Importance for Seedling Survival and Resource Transfer” (with François P. Teste, Daniel M. Durall, Robert D. Guy, Melanie D. Jones, and Amanda L. Schoonmaker., Ecology, 2009);

“Meta-networks of Fungi, Fauna and Flora as Agents of Complex Adaptive Systems” (with Kathy Martin, A. Vyse, and Bruce Larson, in Managing World Forests as Complex Adaptive Systems,Routledge, 2013):

“Transfer of 13C between Paired Douglas‐fir Seedlings Reveals Plant Kinship Effects and Uptake of Exudates by Ectomycorrhizas” (with Brian J. Pickles, Roland Wilhelm, Amanda K. Asay, Aria S. Hahn, and William W. Mohn, New Phytologist, 2017);

“Resilience of Rhizopogon-Douglas-fir Mycorrhizal Networks 25 Years after Selective Logging” (with Carrie H. Van Dorp and Daniel M. Durall, Mycorrhiza, 2020);

“Partial Retention of Legacy Trees Protect Mycorrhizal Inoculum Potential, Biodiversity, and Soil Resources While Promoting Natural Regeneration of Interior Douglas-Fir” (with W. Jean Roach, Jacob Beauregard, Julia Burkart, Dominique Cook, Danica Law, Arianna Murphy-Steed, Teah Schacter, Aidan Zickmantel, Gaelin Armstrong, Kaya M. Fraser, Lia Hart, Oliver R. J. Heath, Liam Jones, Nava S. Sachs, Hannah R. Sachs, Eva N. Snyder, Morgan Tien, and Joseph Timmermans, Frontiers in Forests and Global Change, 2021);

“Beyond Seedlings: Ectomycorrhizal Fungal Networks and Growth of Mature Pseudotsuga Menziesii (with Joseph D. Birch, Kevin J. Beiler, and Justine Karst, Journal of Ecology, 2021);

“Harvesting Intensity and Aridity are More Important than Climate Change in Affecting Future Carbon Stocks of Douglas-fir Forests” (with Alyssa J. Robinson, Camille E. Defrenne, W. Jean Roach, Caren Dymond, and Brian J. Pickles, Frontiers in Forests and Global Change, 2022).

Weitere Publikationen von Suzanne Simard (die nicht berücksichtigt werden) finden sich hier:https://forestry.ubc.ca/faculty-profile/suzanne-simard/

Vielleicht wurden diese wissenschaftlichen Arbeiten (explizit von Suzanne Simard als relevant betrachtet) in dem Artikel nicht berücksichtigt, weil sie nicht den eigenen Überzeugungen und Zielstellungen des Artikels entsprachen?

Insgesamt können m. E. die Versuche in dem Artikel, das Mutterbaumkonzept widerlegen zu wollen, nicht überzeugen. Viele Ergebnisse der Forschungen von Suzanne Simard und zahlreicher anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hingegen sprechen dafür, dass ältere Bäume (Mutterbäume genannt) gezielt jüngere Bäume und bevorzugt die eigenen Nachkommen über das Netzwerk der Mykorrhiza gezielt mit Kohlenstoff versorgen können. Es liegen mittlerweile viele Forschungen vor, die belegen, dass Bäume chemische und hormonelle Signale austauschen können und so Waldökosysteme stabilisieren können. Neben der Konkurrenz, die zweifelsohne auch vorhanden ist, gibt es viel mehr Kooperation als früher gedacht. Zu empfehlen ist sicherlich in dem Zusammenhang das Werk „Memory and Learning in Plants“ von F. Baluska, M. Gagliano und G. Witzany (mit einem Kapitel von S. Simard) (Springer 2018, https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-319-75596-0).

Sicherlich sind die Forschungen zur Kommunikation von Bäumen in komplexen Ökosystemen sehr schwierig und aufwändig. Versuchsanordnungen zu finden und stringent einzuhalten, in denen alle anderen Einflussfaktoren sicher ausgeschlossen werden können, ist nahezu unmöglich. Zudem gibt es Tausende verschiedener Waldgesellschaften und Baumartenzusammensetzungen und die kooperativen Systeme werden überall ihre ganz eigenen Spezifitäten besitzen. Außerdem ist der überwiegende Teil unserer Wälder bzw. Forste stark geschädigt, Kooperationen zwischen den Bäumen erschwert. Rückegassen – einhergehend mit starken Bodenverdichtungen – behindern Mykorrhizaverbindungen, ebenso der Mangel an alten Bäumen, Altersklassenforste (welcher Baum sollte dort die Funktion eines Mutterbaums übernehmen können?), fehlende Artenvielfalt usw. usf.

Die Forschungen zu den Kommunikations- und Kooperationsformen in komplexen Waldökosystemen stehen letztendlich eigentlich erst am Anfang und es ist gut, dass Hypothesen aufgestellt werden, hinterfragt werden, Gegenhypothesen aufgestellt werden, sich eine Wissenschaftsdiskussion im besten Sinne ergibt und der Stand der Forschungen sich so immer weiter verbessert.

Das Mutterbaumkonzept – wie auch andere Konzepte zur Kommunikation und Kooperation zwischen Bäumen – ist eine Hypothese. Zahlreiche Forschungsergebnisse von Suzanne Simard und anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sprechen dafür, dass solche Kooperationen in Waldökosystemen vorkommen und von Relevanz sind. Solche Kooperationen sind zudem sehr plausibel, denn sie sind sinnvoll und bringen viele evolutionäre Vorteile mit sich (Wälder gibt es seit ca. 300 Millionen Jahren), die biologischen Strukturen sind vorhanden. Den Wahrheitsbeweis muss eine Hypothese nicht erbringen. Wird eine Hypothese ganz oder in Teilen widerlegt, ist sie unwahr. Solange dieser Gegenbeweis nicht erbracht ist, muss sie vorübergehend als wahr gelten (https://bund-helmstedt.de/fileadmin/helmstedt/pdf/66_Waldbrief_15-04-2023_Karl_Popper_und_die_Forstwissenschaft.pdf). Ich halte nach meiner Analyse der vorgebrachten Argumente den Artikel von D. G. Robinson, C. Ammer et al. für nicht geeignet, das Mutterbaumkonzept und andere Theorien zur Kommunikation und Kooperation von Bäumen zu widerlegen. Im Gegenteil.

Unter der Zwischenüberschrift „Publication policy: substantiated facts versus fiction and profit“ beklagen die Autorinnen und Autoren, dass die Verlage sich angeblich nicht darum bemühten, bei einem eingereichten Buchmanuskript zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden. Das Buch von Peter Wohlleben zeige, dass eine Selbstregulierung seitens des Autors selbst nicht funktioniere. Daher könne es angebracht sein, ein Peer-Reviewing-System zu nutzen (für Waldbücher vermutlich dann die Autorinnen und Autoren des Artikels…[Anm. von mir]). Es herrschten kommerzielle Interessen vor, die schlecht dokumentierte Narrative verkaufen (Peter Wohlleben und Suzanne Simard). Es werde ein Laienpublikum bedient, das für anthropomorphistische Empfindungen empfänglich sei…

Der Absatz strotzt vor verbalen Abwertungen wie „Fakten versus Fiktion“, „schwerwiegende Falschdarstellungen“ oder “schlecht dokumentierte Narrative“ und erinnert an die Online-Petition von 2017 „Fakten statt Märchen – Wissenschaft statt Wohlleben“ von C. Ammer und J. Bauhus, bei der sich die Initiatoren wohl eher ein eigenes Kuckucksei ins Nest gelegt haben. Daher will ich darauf auch gar nicht weiter eingehen. Mögen sich die Leser ein eigenes Urteil darüber bilden, warum die Autorinnen und Autoren sich offensichtlich derart an diesen beiden sehr erfolgreichen Büchern abarbeiten müssen.

Interessant ist auch die Formulierung, die Bücher von Peter Wohlleben und Suzanne Simard seien sogar gefährlich, weil sie sich den Wunsch der Menschen nach Harmonie zunutze machen würden und so die Wahrnehmung von Pflanzen beeinflussen würden („More dangerously, the marketing of books like those of Wohlleben and Simard by the media takes advantage of people’s desire for ‘harmony’ and thus influences the public perception of plants, making it harder to base relevant policies and decisions on verifiable facts.“).

Die Harmonie eines natürlichen oder naturnahen Waldes können Menschen in Deutschland tatsächlich leider nur selten wahrnehmen. Die monotonen Altersklassenforste, die riesigen kahlgeschlagenen und abgeräumten Kahlschläge in den absterbenden Nadelholzplantagen, waldbinnenklimazerstörende Schirmschläge in Buchenbeständen, Bodenverwüstungen durch immer größer werdende Maschinen usw. usf…, tatsächlich kein erhebendes Harmonieerleben. Und Peter Wohlleben und Suzanne Simard verstehen es sehr gut, den Menschen zu vermitteln, wie schön natürliche und naturnahe Wälder eigentlich ausschauen und welche fantastische Vielfalt und Vernetzung in solchen Ökosystemen herrscht. Vielleicht erscheint dies der Forstwirtschaft tatsächlich gefährlich? Ich finde es geradezu bizarr, Peter Wohlleben, Suzanne Simard vorzuwerfen, sie würden sich die Harmoniebedürfnisse von Menschen zunutze machen und diese sozusagen wirtschaftlich ausschlachten.

Die Autorinnen und Autoren des Artikels warnen auch davor, die Beachtung des Mutterbaumkonzeptes könne zu Wäldern mit geringer Regenerationsfähigkeit und einer begrenzten Anzahl an Baumarten führen. Dies könne die Resilienz und Adaptionsfähigkeit im Wald der Zukunft vermindern. Ich frage: Wo ist denn die Evidenz, dass forstlich entstandene Wälder bzw. Baumbestände stabiler und resilienter sind oder es auch nur sein können als Wälder, die wenig von Menschen beeinflusst wurden? Wer trägt denn die Verantwortung für die Artenverarmung (auch die Gehölze betreffend), die Natur, die Schonung alter Bäume oder die klassische Forstwirtschaft? Und wo ist die Evidenz, dass Wälder bzw. Baumbestände mit den häufig propagierten nichtheimischen Arten (zur „Überwindung“ der angeblich natürlicherweise begrenzten Baumartenanzahl; gerne euphemistisch als „assisted migration“ bezeichnet) klimaresilienter sind oder sein werden als Waldökosysteme mit unseren heimischen Baumarten und deren genetischer Variabilität und Adaptionsfähigkeit (die mehr und mehr erkannt wird)? Die Realität in unseren Forsten spricht eine eindeutige Sprache. Die Methoden der Forstwirtschaft haben zu den großflächigen Degradierungen und Absterbeprozessen geführt. Und ein Paradigmenwechsel ist nicht erkennbar. Der Holzhunger wächst und wächst, es werden noch geringere Umtriebszeiten gefordert, der Altersklassenbestand ist nach wie vor dominant usw. usf.

Die Autorinnen und Autoren des Artikels erkennen im Gebrauch von Anthropomorphismen im Forschungskontext die Gefahr negativer Konsequenzen für die Gesellschaft und bringen ein interessantes Beispiel: In der UDSSR der 30er Jahre habe die Nichtanerkennung der Mendelschen Gesetze die russische Agronomie für mehrere Jahrzehnte zurückgeworfen. Wo ist hier die Analogie? Pflanzenzüchtung im Wald? Sehen die Autorinnen im Wald einen Holzacker?

Am Ende S. 7 werden Suzanne Simard und andere Publizisten (vermutlich ist auch hier wieder Peter Wohlleben gemeint) kritisiert, die in ihren Büchern sogar auf schamanistische Standpunkte hinweisen. Tatsächlich schreibt Simard in ihrem Bestseller „Die Weisheit der Wälder“ auch über indigene Kulturen, z.B. die Te Secwepemc Nation (k’wseltktnews „wir sind alle verwandt“), die im Einklang mit dem Wald leben, in Bäumen und Wäldern beseelte Wesen sehen. Und auch Peter Wohlleben kämpft an der Seite der Kwiakah First Nation gegen die Rodung der Wälder in Kanada (https://www.vancouverislandfreedaily.com/home/remote-vancouver-island-kwiakah-first-nation-to-be-featured-in-german-documentary/). Indigene Völker spielen bekanntermaßen eine sehr große Rolle für den Erhalt der letzten Urwälder in Kanada. Der rücksichtslosen Ausplünderung der Wälder stehen sie indes häufig im Weg. Ein wenig böse gefragt: Wird daher seitens der Forstwirtschaft scharfe Kritik an „schamanistischen Standpunkten“ geübt? Ist Empathie mit dem Wald gefährlich? Oder sind schamanistische Standpunkte für den Walderhalt vielleicht besser als Positionspapiere des wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik (dessen Vorsitzender auch ein Mitautor des Artikels ist)? Oder erkennen wir hier die typische Arroganz der westlichen Wissenschaften?

Dass sich Suzanne Simard über wissenschaftliche Forschungen mit Fragen beschäftigt, ob Bäume z.B. miteinander „sprechen“ (kommunizieren) können, steht zudem noch auf einem andern Blatt.

Unter der Zwischenüberschrift „Was auf dem Spiel steht: Anthropomorphismus und seine Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung und Ökosystem-Dienstleistungen“ wird zunächst beklagt, dass selbst in angesehenen Zeitungen berichtet wird, Bäume seien empfindungsfähig und die Holzproduktion zunehmend in Frage stellen würden. Die Forstwirtschaft würde v.a. mit dem Kahlschlagprinzip in Verbindung gebracht. Wälder könnten aber auch naturnah bewirtschaftet werden.

Ist es nicht befremdlich, dass die Autorinnen und Autoren D. G. Robinson, C. Ammer et al. zwar kritisieren, dass angeblich zu stark auf Kahlschlagpraktiken fokussiert wird, die Kahlschläge selbst aber nicht kritisieren, die in Kanada British Columbia (die Gegend, in der Simard forscht) ganze Waldregionen nachhaltig zerstören (hier ein Vortrag von ihr, ab min. 14:30 ) und absolut mit den Waldzerstörungen im Amazonasregenwald vergleichbar sind?

Warum Kahlschläge in den deutschen Medien große Aufmerksamkeit erlangen liegt vielleicht daran, dass sie immer größere Ausmaße annehmen? (z.B.https://www.zdf.de/politik/frontal/klimawandel-kahlschlag-im-wald-100.html)? Kahlschläge, die komplett geräumt werden, auf denen die gesamte Biomasse entfernt wird und wo vielerorts der Boden umgegraben und zum Holzackerboden degradiert wird (https://www.presseportal.de/pm/54378/5618536?fbclid=IwAR1XCZ0fbCn0w2E9-rL3SuVIaSiT9R27niuX4oUdKo_n34oWtLs5NXh7wds). Warum kritisieren die Autorinnen und Autoren des Artikels nicht diese Kahlschlagpraxis? Vielleicht gibt es im Rahmen der „klassischen“ Forstwirtschaft zu wenige Positivbeispiele in Deutschland, über die berichtet werden könnte? Naturnahe und vorbildlich bewirtschaftete Wälder wie z.B. der Lübecker Stadtwald (https://www.sueddeutsche.de/wissen/wald-naturschutz-klimawandel-1.4579296,https://programm.ard.de/TV/arte/die-waldretter/eid_287242483295198 ,https://www.deutschlandfunkkultur.de/gegen-unsere-aexte-wald-kann-keine-holzfabrik-sein-dlf-kultur-a2df0406-100.html) oder der Dauerwald in Kalebsberg (Mecklenburg-Vorpommern) (https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/54137/forst-experte-wie-der-wald-der-zukunft-dem-waermeren-klima-trotzen-kann) sind allerdings auch durchaus Gegenstand regelmäßiger Berichterstattungen.

Kahlschlagspraxis Leipziger Auwald 2019. Foto: A. Schmoll

Die Autorinnen und Autoren des Artikels kritisieren danach, dass eine „Humanisierung“ von Bäumen schwerwiegende Auswirkungen für die Öffentlichkeit hätten, da selbstlose und wohlwollende Organismen mit Gefühlen im Interesse einer gewinnorientierten Industrie getötet würden. Dies ist zum einen eine sehr simplifizierte und insgesamt auch falsche Darstellung der Aussagen von Peter Wohlleben (man lese seine Bücher…), zum anderen ist zu hinterfragen, warum es nicht tatsächlich einer sehr sorgfältigen Abwägung zwischen dem Schutz von Lebewesen, die Bäume darstellen, und deren Nutzung als Holz bedürfen sollte? Soll die Öffentlichkeit Bäume und Wälder als reine Holzfabriken ansehen? Sind nicht solche Betrachtungsweisen (der Baum und Wald als Maschine, als Warenlager usw.) mitverantwortlich für die ökologische Katastrophe, auf die unser Planet zusteuert? Haben nicht eher solche Darstellungen schwerwiegende Auswirkungen für die Gesellschaft? Muss eine drastische Reduzierung der Holznutzung nicht gerade als eine für den Walderhalt existenzielle Maßnahme offen diskutiert werden?

Kritisiert wird auch, dass Peter Wohlleben Nadelbaumanbau ablehnt. Dies tut er allerdings nur für solche Flächen, wo Nadelbäume nicht standortgerecht und –heimisch sind. Das flächige Absterben der Nadelholzplantagen ist also kein Argument, um die Neuanpflanzungen von Kiefern-, Fichten- und Douglasien (die man vielerorts weiterhin sehen kann, z.B. in Treuenbrietzen, wo nach verheerenden Kiefernforstbränden z.T. wieder Kiefern in Reih und Glied gepflanzt wurden… und vertrockneten…, https://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/mehrere-millionen-neue-baeume-im-zerstoerten-wald-von-treuenbrietzen-beginnt-die-wiederaufforstung-49276200.htmlhttps://www.spektrum.de/news/waldbraende-warum-forstbraende-das-eigentliche-problem-sind/2031940) zu kritisieren?

Die Autorinnen und Autoren des Artikels argumentieren im Folgenden, eine Reduktion des Einschlags würde zu einer Zunahme von Importen aus anderen Teilen der Welt führen, es käme zu einer Substitution von Holz durch energieintensive und somit klimaschädigende Materialien wie Beton oder Stahl. Die Leser von Peter Wohllebens Büchern erführen darüber nichts. Wo ist die Evidenz für solche Aussagen? Hierzu ließe sich seitenweise schreiben. Ich stelle hier aber nur ein paar Fragen: Gibt es nicht sehr vielfältige Möglichkeiten, tatsächlich den Holzverbrauch zu drosseln (man denke nur an die Werbeprospekte, die sich rasant entwickelnde Verpackungsindustrie, schlecht funktionierende Stoffkreisläufe, Billigmöbelproduktion usw. usf.)? Warum fordern die Autorinnen und Autoren des Artikels solche Einsparmöglichkeiten nicht ein? Warum denken die Autorinnen und Autoren, man könne so einfach den Holzhunger aus den Wäldern in anderen Ländern stillen? Sollten wir nicht solche neokolonialistischen Ansätze überwinden? Die Hälfte der Einschlagsmenge in den deutschen Wäldern bzw. Forsten wird verbrannt, Holzpellets werden bereits in immer stärkerem Maße z.B. aus Rumänien und Kanada importiert, häufig aus desaströsen und teils illegalen Kahlschlägen. Warum fordern die Autorinnen und Autoren nicht den Stopp der Holzverbrennung zur Energieerzeugung? Sollten sich die forstlichen Fakultäten nicht intensiver mit der Frage auseinandersetzen „Wieviel Holznutzung in unseren Wäldern können wir uns eigentlich in den Zeiten von Klima-, Biodiversitäts-, Wasser- und Bodenkrise überhaupt noch leisten?“. Warum wertschätzen die Autorinnen und Autoren nicht, dass sich Peter Wohlleben mit solchen Themenfeldern beschäftigt?

Die Autorinnen und Autoren des Artikels argumentieren, die Wälder in Mitteleuropa würden häufig einer aktiven Waldbewirtschaftung bedürfen, um sie an den globalen Wandel anzupassen. Man müsse die Baumartenzusammensetzungen und Bestandsstrukturen verändern, Vorverjüngung und Regelbestände etablieren, um die Baumartenvielfalt zu verbessern und die Vitalität einzelner Bäume zu fördern. Die natürliche Anpassungsfähigkeit von Wäldern sei nicht schnell genug, um massive Störungen und Einschränkungen wichtiger Ökosystemdienstleistungen zu vermeiden. Wo ist die Evidenz für solche Aussagen, z.B. bzgl. der häufig propagierten nichtheimischen Arten s. o.)? Warum werden die Selbstregulierungspotenziale naturnaher und natürlicher Wälder seitens der Forstwissenschaften so wenig beachtet? Ein Autor des Artikels, J. Bauhus, verstieg sich sogar darauf, die Selbstheilungskräfte von Wäldern als evidenzfreies Narrativ zu bezeichnen.Die Realität in unseren Forsten spricht eine eindeutige Sprache. Letztlich handelt es sich bei den Aussagen nicht um evidenzbasierte Erkenntnisse, sondern um bloße Behauptungen (Opinion).

Die Kritik der Autorinnen und Autoren des Artikels, in den Büchern von Suzanne Simard und Peter Wohlleben würden Probleme außerhalb der Forstwirtschaft wie Klimawandel, Luftverschmutzung, Eutrophierung, neue Schädlinge und Krankheiten oder Fragmentierung ignoriert, entbehrt jeglicher Inhaltlichkeit. Ebenso die Kritik, die Leserschaft würde nicht darüber informiert, dass auch ihr Konsumverhalten oder ihr Anspruch an Mobilität zu den negativen Entwicklungen in Wäldern beitrügen. Offensichtlich haben die Autorinnen und Autoren des Artikels die Bücher gar nicht gelesen?

In unserer heutigen Gesellschaft würde der Wald als soziale Utopie betrachtet, in der alle Bäume einander in Harmonie unterstützten, so die Autorinnen und Autoren des Artikels. Sie seien besorgt, dass das diese Denkweise zu Einschränkungen der aktiven Waldbewirtschaftung führen wird. Dies könne dazu führen, dass die Wälder schlecht angepasst seien und die unbedingt benötigten Ökosystemdienstleistungen nicht erbringen könnten. Abgesehen davon, dass die Autorinnen und Autoren hier Falschbehauptungen aufstellen, denn weder Suzanne Simard noch Peter Wohlleben klammern Konkurrenzprinzipien in der Natur aus (man lese die Bücher…), wäre es aus meiner Sicht sehr positiv, wenn solche Bücher tatsächlich dazu führen würden, dass mit unseren Wäldern behutsamer umgegangen wird. Leider bin ich dahingehend aber nur wenig optimistisch. Der Holzhunger wächst und wächst, das Altersklassenmodell im Forst wird kaum in Frage gestellt – propagiert werden häufig genug sogar noch kürzere „Umtriebszeiten“ –, Wald wird zunehmend Standort von Windenergieindustrie und PV-Freiflächenanlagen usw. usf… und die Mehrheit der Forstwissenschaftler reden solchen Entwicklungen das Wort, wie der Artikel deutlich zeigt.

Der Artikel schließt mit der These der Autorinnen und Autoren, die „Humanisierung“ von Pflanzen bringe keine Vorteile für Wissenschaftler, die sich mit Pflanzen beschäftigen, würde ökologische Fakten verschleiern und könnte dem Anliegen des Naturschutzes schaden. Ich stelle die Gegenfrage: Sind es nicht eher die Vermaschinisierungen (als Gegenteil der Vermenschlichung) von Lebewesen und Ökosystemen sowie die Technokratisierung und Ökonomisierung der Sprache im Zusammenhang mit Wald (Ökosystemdienstleistung, Waldbau, Umtriebszeit, Sanitärhieb, Schadholzbeseitigung, Festmeter, Hiebsreife, Holzboden, Wertholz usw.) dafür verantwortlich, dass der Natur (zu der wir ja eigentlich auch gehören) und unseren Mitgeschöpfen so wenig Respekt und Empathie zugestanden wird? Wird nicht so der Ausplünderung unseres Planeten Vorschub geleistet?

Ein positiver Effekt des Artikels war für mich, dass ich endlich das Buch von Suzanne Simard „Die Weisheit der Wälder“ gekauft und gelesen habe. Ich schließe mich gerne folgender Rezension an: https://forbetterscience.com/2021/07/12/finding-the-mother-tree-by-suzanne-simard-book-review/?fbclid=IwAR3ni9cCCsD_4BOhcRF8FDOMDK9tiF7GxBehwQ5RykzQLy5A6T5-ns8XBfo

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