Die Moral, der Wille und das Recht: Kolmune der Klassischen Kartoffel Konzerte

2. Dezember, 17:00 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche, Connewitz. “Per la notte di Natale”, Dorothee Oberlinger und das Mendelssohn Kammerorchester mit virtuoser weihnachtlicher Barockmusik.

41. Klassisches Kartoffel Konzert
Die Moral, der Wille und das Recht

Neulich im Bürgeramt war mal wieder alles klar. Leider. Paternalismus und Rassismus in deutscher Reinkultur. Eigentlich war ich ja damit beschäftigt, einen neuen Reisepass zu beantragen. Aber in dem weiten offenen Raum lässt es sich kaum vermeiden, auch das Geschehen an den anderen Schreibtischen wahrzunehmen. Eigentlich sind die Mitarbeiterinnen dort auch immer ausgesprochen freundlich, hilfsbereit, bürgernah. Jedenfalls, wenn ich da mal bin. An jenem Tag jedoch sprach eine Frau mit Kind vor; ihr Wesen ruhig und unauffällig. Aber die Stimme der ihr gegenüber sitzenden Mitarbeiterin war eindeutig zu laut und war von einem ebenso harten wie herrischen Ton erfüllt. Erst auf den zweiten Blick fiel auf, dass ihre Kundin nicht in Deutschland geboren war. Allerdings war ihr Deutsch grammatikalisch besser, als das der allermeisten Sachsen. Aber das nutzte ihr nichts. Was auch immer ihr Begehr war – sie bezog verbal Prügel.
Warum sollen Geflüchtete eigentlich Deutsch lernen, einen Integrationskurs machen und am besten schwören, die deutsche Kultur mehr zu achten als ihre eigene? Für so ein tolles Erlebnis im “normalerweise freundlichen” Bürgeramt? Für angeregte Gespräche und gemeinsame Freizeitaktivitäten mit den Nachbarn?
Ich gebe zu, das ist zynisch. Aber einerseits sind Respekt dem Gastgeber gegenüber sowie Gastfreundschaft selbstverständlich. Und andererseits könnten ziemlich viele Deutsche auch einen Integrationskurs vertragen. Das ist die Moral. Das Recht auf Asyl ist ja eigentlich nur noch eine Farce, eine hohle Attrappe. Denn der Wille zur Integration auf Seiten der Deutschen ist bestenfalls rudimentär.
Die Lösung wäre ein Kinderspiel, eine, wie heißt es im Wirtschaftssprech, Win-win-Situation. Leipzig mag ja etwas boomen. Aber Deutschland stirbt aus. Zuwanderung ist das Gebot. Und alles, was Neuankömmlinge hier brauchen, ist kein eingezäuntes Zuhause, Taschengeld und Integrationskurs, sondern Arbeit und eine Willkommenskultur. Akzeptanz. Aber wir bekommen ja nicht einmal Toleranz und Alltagsfreundlichkeit auf die Reihe. Sterben wir halt aus. Oder werden irgendwann westchinesische Provinz.
Im Deutschen Hygienemuseum zu Dresden läuft momentan eine Ausstellung über die historische Erfindung der Rasse. Denn natürlich sind alle Menschen gleich. Immer und überall. Künstliche Grenzen, Abgrenzungen, Differenzen sind nur ein prima Nährboden für Neid und Egoismus, womit wir uns das Leben erschweren und vermiesen. Die alles entscheidende Frage ist: Wer profitiert davon?
Für das Adventskonzert von NuKLA zu Gunsten des Leipziger Auwaldes – so lange er noch nicht verdurstet, abgeholzt und als gewöhnlicher Stadtwald domestiziert wurde – wünsche ich mir, euch und Ihnen viel Besinnung.

Frank Willberg

2. Dezember, 17:00 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche, Connewitz. “Per la notte di Natale”, Dorothee Oberlinger und das Mendelssohn Kammerorchester mit virtuoser weihnachtlicher Barockmusik.

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