NuKLAs Darstellung zur KlimaDemo am 29.11.19 Offener Brief an die LVZ*

In der LVZ vom 3.12.19 äußerte sich ein Redakteur der LVZ zu NuKLAs Aktion auf der KlimaDemo am 29.11. von FfF – ohne selbst anwesend gewesen zu sein. (Artikel s. unten). In diesem Offenen Brief nehmen wir dazu Stellung:

Sehr geehrter Herr Emendörfer, sehr geehrte Damen und Herren Redakteure, wir bitten hiermit um zeitnahe Berücksichtigung unserer Gegendarstellung zum Text von Herrn ter Vehn am 3.12.19 in Ihrer Zeitung:

NuKLA verbindet lt. Satzung Naturschutz mit Kunst in verschiedenen Formen. Für die Teilnahme an der Klima-Demo des 29.11.19 haben wir an mehreren Vorbereitungstreffen teilgenommen. Dem Gremium dort war bekannt, dass es von uns auf dem Simsonplatz eine Skulptur geben würde mit schwarzgekleideten Menschen, die mit weißen Masken schweigend und mit Schildern zum Baumschutz im Auwald eine Mahnwache darstellen. Da mehrstündiges unbewegliches Stehen für die zumeist betagteren NuKLA-Mitglieder schwierig ist und die Veranstaltungszeit für die jüngeren, beruflich eingespannten unter ihnen ebenfalls ein zahlreicheres Mitwirken unmöglich machte, wurden kurzfristig noch externe Helfer gesucht. Für diesen Aufwand erhielten sie eine Entschädigung. Während der Aktion wurde ausdrücklich und auf einem gesonderten Schild mit der Aufschrift “Schweigen im Walde / NuKLA Kunstaktion 29.11.19” auf unsere Intention hingewiesen (s. Fotos auf unsere Webseite). Es nahmen außerdem unmaskiert Vereinsmitglieder teil, die Fragenden Rede und Antwort stehen konnten. Das Ganze war als eines unserer Kunstprojekte gedacht und als solches auch während der Veranstaltung gekennzeichnet. Leider ist das anders kolportiert worden; Herr ter Vehn, war ja selbst nicht vor Ort. Übrigens haben mehrere der Komparsen die Aufwandsentschädigung direkt wieder gespendet. Zur Demo sind ohne Maske nur diejenigen mitgelaufen, die das wollten, die Aktion war mit Beginn des Rundganges über den Ring beendet.

NuKLA IST der einzige Leipziger Naturschutzverein, “der aufsteht gegen die Pläne der Stadt zur Bewirtschaftung des Waldes” (Artikel s.u.). NuKLA tut dies höchstselbst, seit 2017/18 mit seiner Klage – allerdings in persona durch die vom Verein bezahlte Rechtsanwältin. Immerhin hat dieses Vorgehen im letzten Winter viele, mehr als 130 Jahre alte, Biotopbäume vor der Vernichtung durch städtisch beauftragte Harvester gerettet, die vom Förster trotz §-Zeichen in der geschützten Burgaue zum Fällen markiert wurden. Seit Jahren fordert NuKLA, ebenfalls als einziger Leipziger Naturschutzverein, einen öffentlichen Diskurs zum Umgang mit dem Leipziger Auwald unter Einbezug von dessen EigentümerInnen: der BürgerInnenschaft von Leipzig. Diese findet leider nicht statt, nicht mal auf den Auenökologiesymposien, die NuKLA nun schon das 3. Jahr in Folge
veranstaltet und immer wieder auch alle hiesigen Fachleute eingeladen hat. Und obwohl es wie ein Glaubenskrieg anmutet: man braucht NuKLA nichts zu “glauben” – sich mit dem vom Verein und dessen inhaltlich kompetenten und erfahrenen Unterstützern vorgelegten Fachwissen auseinanderzusetzen, wäre völlig ausreichend und in unserem Interesse.
Schlussendlich zeugt der Artikel von Jörg ter Vehn von einer eklatanten Unkenntnis über die Vorgänge am 02.06.1967, sei es weil ter Vehn damals noch nicht geboren war, sei es, weil sie sich in West-Berlin ereigneten, also im „anderen Teil Deutschlands“. Hätte sich ter Vehn mit der Demonstration am 02.06.1967 näher beschäftigt, z.B. durch eine Recherche im Internet, dann hätte er gewusst, dass ca. 30000 Polizisten vor Ort im Einsatz waren, es wurde – „angestachelt“ von der Springer-Presse – hemmungslos auf ca. 3000 Demonstranten eingeprügelt, unterstützt von Mitarbeitern des Geheimdienstes des Iran: DIESE wurden „Jubelperser“ genannt wurden, aber vor allen Dingen auch „Prügelperser“, weil sie Holzlatten und Stahlrohre bei ihren „Aktionen“ bemühten. Und das alles gipfelte am 02.06.1967 darin, dass der Polizist Kurras den demonstrierenden Studenten Benno Ohnesorg mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet, andere sagen bis heute hingerichtet, hat. Was derartige staatliche Exzesse, unterstützt von ausländischen Mitarbeitern bzw. Anhängern eines Diktators mit einer harmlosen Aktion von 19
Personen vor dem Bundesverwaltungsgericht am 30.11.2019 zu tun haben sollen, kann Herr ter Vehn der interessierten (und, sofern über geschichtliche Kenntnisse verfügend, ziemlich angeekelten) Öffentlichkeit gern in seinem nächsten Kommentar in der LVZ erläutern.

* Der Artikel von J. ter Vehn

Kennen Sie noch den Begriff des Jubelpersers? 1967 hatte ein Gruppe Iraner den damaligen Schah Mohammad Reza Pahlavi nach Westberlin begleitet, lautstark für ihn demonstriert. Die 150 Demonstranten waren in Wahrheit Mitglieder des iranischen Geheimdienstes, die im Auftrag ihres Schahs Stimmung machen sollten. Jubelperser – das war 1967, so was gibt es doch heute nicht mehr, denken Sie jetzt bestimmt. Doch. Am vergangenen Freitag leistete sich der Umweltverein Nukla um dessen Vorsitzenden Wolfgang Stoiber solche bezahlten Claqueure. Nur dass die schweigen mussten hinter ihren Masken für den Wald. Und Schilder schwenken (s. Seite 16).

Bezahlte Demonstranten – oder Schauspieler mit Aufwandsentschädigung, wie der Verein meint – das ist starker Tobak. Denn das Grundgesetz gibt nur deshalb der Meinungsfreiheit Vorrang vor fast allen anderen Gesetzen, weil jeder Bürger das Recht haben soll, seine Meinung frei zu äußern. Und nicht der, der sich Demonstranten leisten kann.

Der Nukla-Verein, der sich sonst preist als einziger Naturschutzverein Leipzigs, der aufsteht gegen die Pläne der Stadt zur Bewirtschaftung des Waldes, hat damit der grünen Bewegung schweren Schaden zugefügt. Denn erstens steht er selber gar nicht auf, sondern lässt aufstehen. Und zweitens: Was soll man einem Verein glauben, der auf so eine Art Meinungsmache betreibt? Schade, das wichtige Thema Wald hätte eine ernsthafte Ausein­andersetzung verdient. Keine Jubelperser.

Jubelperser und Leipzigs Wald

PS: Wir haben gerade in der LVZ online gelesen, dass sich ter Vehn gemeinsam mit Prof. Wirth von der Leipziger Uni per 7.12.19 erneut unsachlich, andere Positionen (und dabei auch die Personen!) stark abwertend und irreführend in der LVZ zu einem Schreiben äußern werden, das gerade an die Leipziger Stadträte erging und in dem 2 Fachleute aus Eberswalde NuKLAs Bitte, der FWP auszusetzen, inhaltlich begründet unterstützen.

 

Archiv: NuKLA

Mit freundlichen Grüßen!
NuKLA e. V.
Stoiber, Vorsitzender

Seien wir gespannt, ob diese durch NuKLA im letzten Winter geretten Bäume dieses Jahr zu Weihnachten noch im Naturschutzgebiet Burgaue stehen, oder bereits zu Gunsten der Mittelwaldfäche “geerntet” wurden.

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