Klimamesse des Bündnisses „Leipzig fürs Klima“ – Naturschutzverein NuKLA e.V. muss draußen bleiben

Am 27. August 2022 wird auf dem Marktplatz Leipzig die erste Klimamesse in Leipzig stattfinden, organisiert durch das Bündnis „Leipzig fürs Klima“, zu denen Organisationen wie der BUND e.V. Regionalgruppe Leipzig, der Ökolöwe e.V., der NABU e.V. Regionalverband Leipzig, Fridays For Future Leipzig und andere Leipziger Future-Gruppen gehören. Ein Teil der Kosten wird mit städtischen Fördergeldern abgedeckt.

Auch der Biologe Axel Schmoll, Mitglied des Umweltvereins NuKLA e.V. (Naturschutz und Kunst Lebendige Auen), wollte auf der Klimamesse einen kleinen Stand aufbauen und einen Redebeitrag „Waldschutz ist der beste Klimaschutz“ für das Bühnenprogramm beisteuern. Dies wurde ihm jedoch verwehrt, obwohl eigentlich grundsätzlich alle Umweltgruppierungen, die sich mit der Thematik befassen, eingeladen sind.

Da eine solche Ausladung unseres Erachtens nach äußerst fragwürdig ist, erlauben wir uns, hiermit den diesbezüglichen E-Mail-Verkehr zu veröffentlichen, damit Bevölkerung und berichtende Presse sich einen eigenen Eindruck zu diesem Vorgang verschaffen können. Wer darf mitmachen? Wer nicht? Wie wird Demokratie gelebt?

Außerdem geben wir den Inhalt des geplanten Redebeitrags zur Kenntnis (der vor Ort und situativ natürlich hätte variiert werden können).

 

Am 12.08.2022 schrieb Axel Schmoll:

Hallo Leipzig fürs Klima,

anbei die Anmeldung von NuKLA e.V. für einen kleinen Stand.

https://www.nukla.de/

Ich würde auch gerne einen ca. 5-minütigen Vortrag (Redebeitrag) über das Thema “Waldschutz ist der beste Klimaschutz” halten.

Danke vorab für eine Rückbestätigung!

Viele Grüße,

Axel Schmoll

 

Am 14.08.2022 schrieb Martin Rebmann:

Sehr geehrter Herr Schmoll,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anmeldung.
Wir hatten allerdings beim Klimastreik 2019 die Erfahrung gemacht, dass es damals nicht ganz rund miteinander lief und die mediale Aufmerksamkeit nicht mehr bei den Zielen des Klimastreiks lag, sondern woanders. Dies würde ich bei der KlimaFAIR um jeden Preis vermeiden wollen, da wir alle sehr hart dafür gearbeitet haben, dass die KlimaFAIR eine tolle Veranstaltung wird und obwohl es eine richtige Forderung war, haben wir Organisator*innen uns letztes Jahr sehr geärgert, dass die Presse über den Protest für die inhaftierten Aktivisti berichtet hatte und nicht über die KlimaFAIR. Und auch zwischenzeitlich gab es kleinere Zwischenfälle seitens des NuKLA, die eine Zusammenarbeit erschweren. Von unserer Seite wurden sicher auch Fehler gemacht, die wir mal besprechen sollten.
Daher würden wir es begrüßen, wenn wir uns als Leipzig fürs Klima mit Vertreter*innen des NuKLA vor einer gemeinsamen Aktion noch einmal treffen könnten, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede abzustecken und zu schauen, wie wir künftig miteinander zusammen gut auskommen können.
Das werden wir aus Kapazitätsgründen vor der KlimaFAIR jedoch nicht schaffen.
Daher schlage ich ein Treffen im Winter vor, wenn es etwas ruhiger zugeht.

Sind Sie damit einverstanden?
Wenn ja, dann freue ich mich sehr Sie und den NuKLA kennen zu lernen.
Mit klimafreundlichen Grüßen
Martin Rebmann von
Leipzig fürs Klima

 

Am 15.08.2022 schrieb Axel Schmoll:

Sehr geehrter Herr Rebmann,

Ihre Antwort erstaunt und befremdet mich doch ein wenig. Wie Sie vermutlich wissen, setzen wir von NuKLA e.V. uns v.a. für eine Revitalisierung des Leipziger Auensystems und für den Schutz des Leipziger Auwaldes und auch anderer Wälder ein. Auf unserer Homepage (https://www.nukla.de/) findet man sehr regelmäßig Fachartikel. Wald mit seinen vielfältigen Funktionen ist unser bester Verbündeter im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise. Für den Leipziger Auwald konnten wir über das erstrittene Urteil des Oberverwaltungsgerichts Bautzen erreichen, dass in den letzten drei Jahren der Wald NICHT durch Kleinkahlschläge zunehmend heiß geschlagen wurde; der Wald konnte viel mehr Biomasse aufbauen und Kohlenstoff speichern als geplant und die weitreichenden Beeinträchtigungen und Verdichtungen des Waldbodens mit schweren Machinen (die übrigens auch viel Energie verbrauchen) konnte gestoppt werden.

Die Bedeutung der Wälder für unser Klima wollte ich gerne im Rahmen eines Wortbeitrags bei klimafair thematisieren, das wäre m.E. im Mix der geplanten Vorträge eine sehr gute Ergänzung (gewesen). Außerdem habe/hatte ich einen kleinen Tisch mit Infomaterial angemeldet und ich denke, ich würde mit vielen Menschen dort sehr gut ins Gespräch kommen können, insbesondere über den naturschutzbasierten Klimaschutz, natürlich sehr gerne auch mit Ihnen. Ich wüsste jetzt nicht, was Sie “um jeden Preis vermeiden wollen”?

Sie haben den Klimastreik 2019 thematisiert, bei der die mediale Aufmerksamkeit Ihrer Aussage nach “woanders” lag, und nicht bei den Zielen des Kimastreiks. Vielleicht zielen Sie darauf ab, dass wir damals für die tatsächlich recht medienwirksame Kunstaktion “Mahnwache für den Leipziger Auwald” – wir wollten damit auf die geplante Realisierung des Forstwirtschaftsplans aufmerksam machen (es sollten 6.500 Kubikmeter Holz im europäischen Schutzgebiet in wertvollsten Auenwaldbeständen geerntet werden) – einigen Statisten – es fanden sich nicht genügend Mitglieder/-innen innerhalb des Vereins – eine Aufwandsentschädigung aus Vereinsmitteln haben zukommen lassen. Darauf hatte sich dann die Presse gestürzt, warum auch immer …. (immerhin hatten wir die Stadt Leipzig verklagt…), was uns auch sehr geärgert hatte, denn so gerieten unsere eigentlichen Naturschutzziele für den Leipziger Auwald etwas ins Hintertreffen.

Über die “inhaftierten Aktivisti” kann ich nichts sagen, die Geschichte kenne ich nicht. Aber es ist ja immer so, dass bei Veranstaltungen einiges anders läuft als man das sich vorher vorgestellt hatte. Das biete ja manchmal sogar gute Chancen und zeigt dann auch im positiven Sinne, dass man eine offene Plattform gewählt hat mit genügend Raum für Diskurse und Debatten, ohne zu sehr “in der Blase” zu verbleiben.

Sie sprechen auch noch von einigen anderen “kleineren Zwischenfällen seitens der NuKLA”, was Sie damit meinen weiß ich nicht.

Dass von Ihrer Seite aus einige Fehler gemacht wurden, das mag ja sein, das ist aber eigentlich auch völlig egal, wenn man mit Engagement und Herzblut dabei ist, passiert so was immer, daraus lernt man nur.

Ich denke eigentlich, dass bei einer Veranstaltung, die sich klimafair nennt, auch der Natur- und Waldschutz gut vertreten sein sollte. Letzten Freitag bei der Aufführung des Films “Der Waldmacher” im Rahmen der Globale – https://www.l-iz.de/veranstaltungen/tipp-buehne/2022/08/globale-politisches-freiluftkino-diese-woche-im-grassimuseum-und-im-richard-wagner-hain-465017 – stand ich als Mitglied von NuKLA und als Waldexperte für die anschließende Diskussion zur Verfügung. Es wurde lange über das Thema Wald / Klima / Landwirtschaft / Forstwirtschaft diskutiert. Das war sehr spannend und ich denke, viele Menschen haben etwas davon mitgenommen.

Ich würde Sie bitten, mir doch ausführlich Ihre Beweggründe, NuKLA aus der Veranstaltung ausschließen zu wollen (denn sie ist ja eigentlich offen für alle Menschen und Gruppen, die sich im Klimaschutz engagieren), darzulegen.

Interessieren würde mich auch, wer oder welches Gremium darüber so entschieden hat.

Ich würde Sie aus organisatorischen Gründen bitten, mir Ihre Antwort bis zum Donnerstag (18. August) zukommen zu lassen.

Vielen Dank vorab.

Mit klimafreundlichen Grüßen

Axel Schmoll

 

Am 16.08.2022 schrieb Wolfgang Stoiber:

Sehr geehrter Herr Rebmann,

als NuKLA Vorsitzender erlaube ich mir, mich hier einzuklinken.

Anlässlich Ihrer merkwürdigen Argumentation möchte ich fürsorglich an die tatsächliche Historie erinnern:

2018: Zur ersten Leipziger Klimademo im September war mit den Organisatoren von FFF und unserer damaligen Kontaktperson, Anja Werner, ehemals Ökolöwe, vereinbart, dass wir als NuKLA/ GRÜNE LIGA Sachsen mit dabei sein werden und einen eigenen Podiumsbeitrag einbringen sollten. 24 Stunden vor der Veranstaltung wurden wir ausgeladen, dieses habe ein (nicht namentlich bekanntes oder genanntes) Gremium entschieden.
Ich selbst weilte zu dieser Zeit nicht in LE, nach meiner Rückkehr nahm ich Kontakt zu FFF auf um zu klären, was geschehen war. Ergebnis: FFF hatte die Umwelt-/Naturschutzinhalte plötzlich und unerwartet an die Verbände BUND, NABU und Ökolöwe vergeben, die es ihrerseits für angebracht hielten, eine Teilnahme von NuKLA abzulehnen (?).
Der weiterführende Gesprächsprozess (aktive Teilnahme NuKLAs an mehreren vorbeitenden Orgatreffen) endete mit der Zusage einer jungen Dame namens Lisa, dass wir an der 2. Großveranstaltung am 29.11.2018 mit dabei sein sollen. Anwesend waren auch 3 junge Herren des BUND Leipzig, welche auch den NABU und den Ökolöwen vertraten und nichts gegen unsere Teilnahme hatten.
Nach einer mysteriösen “Rücksprache” der 3 Herren mit wem auch immer, wurden wir erneut ausgeladen.
In Folge sah sich NuKLA gezwungen, seine eigene Veranstaltung zu planen, anzumelden und die recht erfolgreiche Kunstaktion durchzuführen. Dass diese so viel mediale Aufmerksamkeit absorbiert hat, tut uns außerordentlich leid, ist aber letztlich in erheblichem Maße dem vorgelagerten Ablauf geschuldet.
Nach der Klimafair am 10.6.2021 hatten wir Ihnen übrigens eine Mail geschrieben (s.u.). Diese ist bis zum heutigen Tage unbeantwortet geblieben.

Man kann natürlich behaupten, NuKLA hätte nicht kooperieren wollen…

Wir nehmen die neuerlich merkwürdige Entscheidung eines “Gremiums”, NuKLA an der Klimafair 2022 nicht teilnehmen lassen zu wollen, zur Kenntnis. Und wir werden – Sie werden es ahnen – in erprobt kreativer Weise damit umzugehen wissen.

Mit nachhaltig klimafreundlichem Gruß, W. Stoiber

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang E. Stoiber
Vorsitzender
NuKLA
Naturschutz und Kunst

 

Auf Axel Schmolls E-Mail vom 15.08.2022 mit der Bitte, ausführlicher die Beweggründe zu benennen, NuKLA e.V. aus der Veranstaltung ausschließen zu wollen, kam keine Antwort.

Hier übrigens noch der geplante Redebeitrag von Axel Schmoll (NuKLA e.V.):

Liebe Klimabewegte, liebe Besucherinnen und Besucher der klimafair-Messe!

Mehr als 30 Klimagruppen und Initiativen, zusammen mit Vertretern der Stadt Leipzig, haben sich hier auf dem Marktplatz zur ersten Klimamesse in Leipzig versammelt. Das zeigt, wie stark dieses wichtige Thema im Herzen der Stadt angekommen ist. Gut so! So erleben wir alle auch in diesem Jahr wieder eine extreme Dürre und viele heiße Tage, die offenkundig zeigen: Wir müssen handeln, und das sehr schnell! Das Thema Hitze steht heute ja hier auf der Messe auch im besonderen Fokus.

Immer offensichtlicher wird auch, dass wir hier in Leipzig zunehmend Grünflächen, Baumbestände und artenreiche, wertvolle Brachen verlieren, für den Neubau von Schulen, Kitas und vielen neuen und sehr großen Wohngebiete, z.B. an der Prager Spitze, wo mehr als 2 Hektar Wald gerodet wurde, auf dem Bayerischen Bahnhof oder in Eutritzsch, wo neue Stadtteile mit einem sehr hohen Versiegelungsgrad und nur wenig Grün entstehen. Neue Stadtteile, die auf einer Klimakarte sehr rot aussehen werden.

Ich habe mir das Forderungspapier des Bündnisses „Leipzig Fürs Klima“ zu dieser Klima-Fair-Messe durchgelesen. In diesem wird kritisiert, dass viel zu wenig getan wird, um das Ziel erreichen zu können, die Erderhitzung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen. Völlig richtig! Ob die Forderung, dass das Referat für Klimaschutz direkt beim OBM angesiedelt werden sollte, sinnhaft ist, darüber mag man diskutieren. Oder ob eine jährliche Klimakonferenz, die die Stadtverwaltung ausrichten soll, tatsächlich zielführend sein kann. Oder eine neue Klimakrisen-Kampagne… Denn geredet und geschrieben wird seit Jahren bereits sehr viel… So wurde z.B. bereits im Oktober 2019 der Klimanotstand sehr öffentlichkeitswirksam ausgerufen, und die Stadt schmückt sich seit 2010 gerne mit ihrem Titel „Kommune für Biologische Vielfalt“. In der Realität sehen wir aber überdeutlich: Unserem Grün, unserer Natur geht es immer mehr an den Kragen, mit Rodungen und Grünverlusten verbundene Bebauungspläne werden nach wie vor im Stadtrat problemlos abgenickt – von allen Fraktionen, Tendenz steigend -, im Leipziger Auwald werden unter dem Deckmantel der angeblichen Verkehrssicherungspflicht, die an Waldwegen aber gar nicht besteht, jede Menge alte Bäume gefällt, und die Biodiversität von Brachen wird zunehmend ins Umland verbracht, so werden Zauneidechsen und Wechselkröten aus Leipzig systematisch abgesiedelt…

Was mich beim Durchlesen des Forderungspapiers des Bündnisses „Leipzig Fürs Klima“ sehr stutzig gemacht hat: Das Wort „Natur“ kommt kein einziges Mal vor. Und auch die Biodiversitätskrise, die als globale Krise sogar noch als dramatischer einzustufen ist als die Klimakrise, taucht in dem Forderungspapier nicht auf.

Warum mich das befremdet? Natur ist einer der ganz wichtigen Pfeiler auch für die Bewältigung der Klimakrise und zur Klimaanpassung. Man nennt das natur(schutz)basierten Klimaschutz. Dieser gerät jedoch zunehmend ins Hintertreffen. Ich möchte dies am Thema Waldschutz – Deutschland wäre von Natur aus ganz überwiegend von Buchenurwäldern bedeckt – erläutern.

Wälder haben viele Eigenschaften, die auch für uns Menschen überlebenswichtig sind. Sie sind Hotspots der Biodiversität, enthalten Wirkstoffe für unsere Gesundheit, sie sind entscheidend für Grundwasserneubildung und für die Wasserkreisläufe auf unserem Planeten – und dies nicht nur im Amazonasbecken oder im Kongobecken, sondern auch in Mitteleuropa – und sie sind essenzielle und extrem wirksame Ökosysteme für die Kühlung der Landschaft. Somit dann auch für unser Thema Klimaschutz entscheidend. Zu diesem Thema hat Professor Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde viel geforscht. So zeigte sich z.B., dass eine Kahlschlagsfläche in einem Mittelgebirge zur Mittagszeit 23 Grad wärmer war als der funktionstüchtige Wald in der Nachbarschaft. Dies ist natürlich eine Extremsituation gewesen. Aber generell gilt: Im Vergleich zu Offenland ist es im Sommer in einem Wald durchschnittlich 10 Grad kühler. 10 Grad!

Daher läge es eigentlich auf der Hand, dem Waldschutz und einer besseren Ausschöpfung seiner Potenziale eine besondere Priorität einzuräumen. In der Praxis ist dies jedoch leider nicht erkennbar. Wir sehen überall, in Buchenwälder, die eigentlich unsere heimischen Regenwälder darstellen, wird weiter heftig eingeschlagen. Waldflächen, auf denen die Nadelforstplantagen absterben, als Zeichen einer verfehlten Forstwirtschaftspolitik, werden abgeräumt, die Böden planiert und die wichtige Biomasse entfernt, anstatt die Chance zu nutzen, sie einer Eigendynamik zuzuführen, in der sich stabile und klimaresiliente Waldökosysteme entwickeln könnten.

Und es kommt eigentlich noch schlimmer. Ein Paradoxon! Klimaschutz und das Klimaschutznarrativ gefährden Wälder. Holz wird als angeblich nachhaltiger und CO2-neutraler Rohstoff propagiert. Immer mehr Holz soll verwendet werden, stofflich oder sogar thermisch. Das führt natürlich zu einem immer stärkeren Druck auf die Wälder und deren Stabilität, Resilienz und Unversehrtheit. Ideen zur Substitution von fossilen Brennstoffen und energieintensiven Materialen durch Holz drängen immer mehr in den Vordergrund und dominieren die Umweltpolitik. Dies zeigt sich besonders drastisch an dem unverkennbaren, sich immer weiter verstärkenden Trend, mehr und mehr Windindustrie- und Photovaltaik-Anlagen in Wäldern und Naturlandschaften installieren zu wollen und diese damit stark zu schädigen. Um diese Entwicklung zu rechtfertigen, wird die Funktion des Waldes auf diejenige zur Kohlenstoffspeicherung reduziert. Alles andere wird ausgeblendet.

Ein bekannt gewordenes Beispiel sind die 18 mittlerweile genehmigten Windkraftanlagen im Reinhardswald in Hessen. Und diese 18 Anlagen sind natürlich erst der Anfang. Der Reinhardswald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Hessen. Anstatt es in seiner Unzerschnittenheit besser und effektiver zu schützen, wird einer zunehmenden Fragmentierung Tür und Tor geöffnet. Leider hat es die Windkraftlobby geschafft, viele Akteure und Organisationen auf ihre Seite zu ziehen, wie ich finde sehr bedauerlicherweise auch die Fridays for Future und Extinction Rebellion Kassel, die medienwirksam mit einer Fahrrad-Demo aktiv für eine Öffnung des Reinhardswaldes und die damit verbundene Waldrodung geworben hatten.

Ein drastisches Beispiel für Photovoltaik-Industrie versus Naturschutz: In Brandenburg bei Hohensaaten will ein niederländischer Agrarkonzern 350 (!) Hektar Wald roden, um einen Solarenergie- und Industriepark zu errichten.

Und auch in Leipzig gibt es einen solchen Konflikt: Die ehemalige Deponie in Seehausen. Hier hat sich in den letzten 30 Jahren viel Natur entwickelt. Fast 20 Hektar Wald, Halboffenland mit wertvollen Lebensräumen für gefährdete und geschützte Arten wie Zauneidechse, Heidelerche, Neuntöter oder Grauammer. Sogar drei Orchideenarten haben hier eine Heimat gefunden, für Leipzig absolut einzigartig. Dass ein solches Ökosystem auch eine wichtige Funktion für die Kühlung von Landschaft hat, versteht sich von selbst. Also eigentlich ein klarer Fall für einen Schutz dieses Gebietes. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus. Auf ca. 60 Hektar sollen insgesamt 75 Tausend Solarmodule errichtet werden, was zu einer Quasi-Komplettzerstörung der Naturoase führen würde. Die Forderungen nach einem wirksamen Naturschutz der ehemaligen Deponie sind indes leider sehr verhalten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich alle Organisationen, die hier und heute auf dieser Klimafair-Messe vertreten sind, sich eindeutig für den Erhalt aussprechen würden. Photovoltaik, grundsätzlich natürlich ja, es gibt reichlich Dachflächen und versiegelte Bereiche, wo man dies auch in Leipzig realisieren kann. Aber nicht zu Lasten des Naturschutzes. Klimaschutz ohne Naturschutz ist grundsätzlich ein sehr gefährlicher Irrweg!

Der eingetragene Verein NuKLA – Naturschutz und Kunst Lebendige Auen –, Mitglied der Grünen Liga Sachsen, hat sich insbesondere dem Schutz des Auensystems und des Leipziger Auwaldes verschrieben. So haben wir über einen Eilantrag und eine Klage vor dem Oberverwaltungsgerichts Bautzen erreichen können, dass im November 2018 im kommunalen Teil des Leipziger Auwaldes ökosytemgefährdende Altdurchforstungen, Schirmschläge und Kleinkahlschläge gestoppt wurden. Bis heute. Ein großer Erfolg für den Naturschutz. Und gleichermaßen ein großer Erfolg für den Klimaschutz.

Das Fazit meines kleinen Redebeitrags ist: Waldschutz ist Klimaschutz ist Waldschutz. Naturschutz ist Klimaschutz ist Naturschutz. Klimaschutz und Naturschutz gegeneinander auszuspielen, das ist nicht nur reduktionistisch und eindimensional, sondern brandgefährlich!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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