Man hat halt so seine Prioritäten!

Diesen Artikel über eine weitere Mahnwache für den Leuschnerplatz nimmt NuKLA zum Anlass, eine E-Mail an den Mitteldeutschen Rundfunk zu schreiben um auf das Verhältnis von Bäumen auf besagtem Platz zu Bäumen im Leipziger Auwald aufmerksam zu machen.

Die Mail, die an den mdr gerichtet ist, ist auch im doppelten Sinne an diesen gerichtet und sonst an niemanden von den Beteiligten oder Organisatoren der Veranstaltung selbst – auch wenn die eine oder der andere vielleicht ins Nachdenken kommen und sein Engagement zukünft zusätzlich noch anders fokussieren könnte.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Nachdem NuKLA Sie, den MDR, explizit zum Symposium “Der Lange Atem der Bäume” mit Peter Wohlleben, das am 28. Juni 2023 statt fand, eingeladen hatte und Sie eine Teilnahme und Berichterstattung für unangemessen hielten und fernblieben, haben Sie nun den eher bescheidenen Protest von BürgerInnen, organisiert durch den Leipziger NABU, vor dem Rathaus am Tage der Stadtratssitzung journalistisch aufgegriffen. Mit Kenntnis des Sachverhaltes sprechen Sie dabei von einer “Kriegsbrache” mit “jahrzehnte alten Bäumen”, die gefällt werden sollen, statt diese, mehrheitlich asphaltierte Fläche, die der NABU euphemistisch in eine Reihe mit 300 durch Baumaßnahmen in der Stadt in den letzten Jahren verloren gegangenen Grünflächen stellt, und die sich darauf angesiedelt haben den Bäume und Sträucher samt den in ihnen lebenden Arten zu erhalten. Selbst wenn man, wie wir, der Meinung ist, dass innerstädtisches Bauen der Ausdehnung in der Fläche allemal vorzuziehen ist, und meint, mit diesen vergleichsweise jungen Bäumen und Strauchgewächsen weder Klima, noch Artenvielfalt retten zu können, kann man nachvollziehen, dass die anstehende Fällung dieser Bäume, quasi vor der eigenen Wohnungstür, Naturverbundenen ans Herz geht. Weshalb sich  NuKLA am Protest auch in Gestalt seiner beiden Vorsitzenden – von denen der eine auf dem von Ihnen veröffentlichten Foto, obwohl er direkt neben der anderen stand, nicht mehr zu sehen ist – am Protest beteiligt hat.

Nicht nachvollziehbar hingegen ist, dass es den selben Naturverbundenen, dem selben Naturschutzverband (NABU) nicht nur nicht ans Herz, sondern am Allerwertesten vorbei geht, wenn auch in diesem Jahr auf geschützten (sic!) Wald(sic!)flächen in der Zuständigkeit der Leipziger Verwaltung (und, man kann es nicht oft genug wiederholen: im Eigentum der Leipziger Bürgerinnen und Bürger!), nämlich im Plaußiger Wäldchen, Waldbestände, die diesen Namen auch verdienen, ihrer jahrhunderte (!) alten Bäume und damit ihrer Geschlossenheit und ihrer Funktion als Temperaturregulator, als Wasserspeicher, als Lebensort vieler geschützter Arten und als CO2-Verwerter beraubt wurden und die noch längst nicht erforschte Anzahl der im empfindlichen Waldboden lebenden Arten durch Verdichtung mit schwerem Forstgerät ihren Lebensraum auf sehr lange Zeit, wenn nicht gar für immer, eingebüßt haben. Und das alles trotz des von NuKLA/GRÜNE LIGA Sachsen in 2020 vor dem OVG Bautzen erstrittenen Urteils, das vor derartigen Maßnahmen zwingend eine Verträglichkeitsprüfung unter Beteiligung aller Verbände vorschreibt. Dort hält kein Verbandsvorsitzender eine Rede, treffen sich keine Baumfreunde, um zu protestieren, und ist keine lokale Presse zugegen, um diesen Frevel zu dokumentieren und den Menschen mitzuteilen (Sie können sich gern bei unserer Dokumentation bedienen https://www.nukla.de/2023/02/nukla-e-v-stellt-strafantrag-gegen-das-staedtische-forstamt-wegen-eines-ungenehmigten-forstlichen-eingriffs-im-geschuetzten-plaussiger-waeldchen/).

Wäre jemand von Ihnen beim Symposium mit Peter Wohlleben gewesen, hätten Sie dort hören dürfen, wie ein Wald, den man nicht forst-bewirtschaftet, absolut in der Lage ist, tatsächlich das Klima, also nicht nur das lokale Wettergeschehen zu schützen (auch hier: Sie können das gern nachholen, die Vorträge sind nicht nur voller neuerster wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern auch spannend und höchst unterhaltsam vorgetragen https://www.youtube.com/channel/UCExdVCs2g4CiyLRLG22JMdw

Genaus DAS ist für Leipzig die wichtigste Klimaschutz-Ressource, die keinerlei Geld kostet: die sofortige und komplette Einstellung sämtlicher Eingriffe durch die wirtschaftenden Förster. Statt diese Ressource zu nutzen, gründet man Gremien, die sich Hitzenotfallpläne für die Stadt ausdenken – in denen, es darf gewettet werden, sicherlich nicht vorkommt, dass als Erstes die noch vorhandenen Waldbestände in städtischem Eigentum nicht mehr angerührt werden dürfen. Das wäre eine echte Maßnahme, nachdem man über Jahre und systematisch flächendeckend Leipziger Wald zerstört hat: im Rosenthal, in der Nonne, in der Burgaue (bis zum Stopp durch NuKLA auf den unsäglichen Mittelwaldexperimentierflächen), an vielen weiteren Stellen mit sogenannten Femelfläche, die nichts anderes sind, als große, sich aufheizende Kahlschläge im Wald, und, eindeutig gegen Naturschutzrecht verstoßend, durch Sachsenforst auf weiteren Leipziger Flächen des westlichen Auwaldes. NuKLA hat alles dokumentiert (s. hier https://www.nukla.de/2023/07/wolfgang-stoiber-hat-mal-nachgefragt-glosse/ und hier https://www.nukla.de/2023/04/leider-wieder-neues-aus-dem-oberholz/ und hier https://www.nukla.de/2022/09/die-auwaelder-sind-in-gefahr-durch-die-duerre-infolge-abschaltung-der-aue-und-auch-durch-die-forstwirtschaft-und-deren-lobbyisten/ , angezeigt, angefragt, den zuständigen Minister informiert. Und man darf fragen, weshalb das alles keines Wortes Wert ist, obwohl doch ansonsten so viel Wirbel um einen drohenden Klimakollaps gemacht wird ?

Für den Fall, dass es Ihnen bisher entgangen ist: Vom 13. bis 16. 2023  September veranstaltet NuKLA in der Alten Börse sein 5. Internationales Auenökolgiesymposium unter Beteiligung rennomierter Fachleute und Spezialisten zum Thema Aue Aue sein lassen-Umfassender Prozessschutz, wozu wir Sie hiermit ausdrücklich und erneut einladen möchten, s. auch die Anlagen 1-3 sowie den Link https://www.nukla.de/auenoekologiesymposium/  Es könnte Sie vielleicht inspirieren, zumindest kleine Teile Ihres Berichterstattungsfokus zukünftig auch auf ein für Leipzig derart essentielles Thema zu richten.

Man hat halt so seine Prioritäten !

mir frdl.Grüßen! W. Stoiber

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